05.06.2008 13:21:00

Nach Bauernprotesten will auch Aldi Milchpreise neu verhandeln

        DÜSSELDORF/HAMBURG (dpa-AFX) - Im deutschen Lebensmittelhandel zeichnen sich auf massiven Druck der Landwirte höhere Milchpreise ab. Nach tagelangen Bauernprotesten ist jetzt auch der Discountriese Aldi Süd zu kurzfristigen Neuverhandlungen über die Milchpreise bereit. "Dabei orientiert sich Aldi Süd an den aktuell im Markt diskutierten Erzeugerpreisen", teilte das Unternehmen am Donnerstag in Mülheim an der Ruhr mit. Konkrete Zahlen wurden dabei aber nicht genannt.

    Vor den Zentralen der Schwesterunternehmen Aldi Süd in Mülheim und Aldi Nord in Essen demonstrierten am Donnerstag erneut Milchbauern, um den führenden deutschen Discounter zum Einlenken zu bewegen. Sie werfen Aldi vor, Ausgangspunkt der massiven Preissenkungen im Frühjahr gewesen zu sein. An den Milchpreisen von Aldi orientieren sich erfahrungsgemäß auch zahlreiche andere Lebensmittelhändler.

    Der zweitgrößte deutsche Discounters Lidl war am Mittwoch mit der Ankündigung einer deutlichen Preiserhöhungen im Kreis der wichtigen Lebensmittelhändler vorgeprescht. Von Montag an hebt Lidl nach eigenen Angaben den Verkaufspreis je Liter Milch um zehn Cent an.

BEREIT ZU GESPRÄCHEN

    Andere Handelsriesen sind trotz bestehender Verträge ebenfalls zu neuen Gespräche mit den Molkereien bereit. "Wir sind grundsätzlich gesprächsbereit", sagte ein Sprecher des größten deutschen Lebensmittelhändlers Edeka am Donnerstag in Hamburg. Der zweitgrößte deutsche Lebensmittehändler REWE wiederholte am Donnerstag das Angebot, mit seinen Lieferanten über den Milchpreis zu verhandeln. "Wenn sich ein neuer Marktpreis bildet, wird die REWE diesen Marktpreis nachvollziehen", sagte ein REWE-Sprecher der dpa.

    Ähnliche Signale kamen auch von Tengelmann. "Wenn der Markt es hergibt, ziehen wir nach", sagte eine Sprecherin der Tengelmann- Supermarktkette Kaisers in Mülheim. Auch eine Sprecherin der Discount-Tochter Plus zeigte sich bereit für weitere Gespräche. "Wir gehen davon aus, dass wir uns entsprechend des aktuellen Marktgeschehens verhalten werden", sagte die Sprecherin von Plus. Beim Handelsriesen METRO war zunächst keine Entscheidung über das weitere Vorgehen gefallen, ergab eine dpa-Umfrage.

ENDE DES BOYKOTTS IN SICHT

    Nach der Einigung mit dem Discounter Lidl auf höhere Milchpreise zeichnet sich nach Einschätzung des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter (BDM) ein Ende des Lieferboykotts ab. "Ich denke, dass wir nicht mehr allzu lange mit dem Lieferstreik weitermachen", sagte der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber auf N24. "Und wir wollen auch die Geduld des Verbrauchers nicht unnötig strapazieren. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Ende nicht mehr allzu weit entfernt ist." Zunächst würden die Proteste aber noch fortgesetzt. Die Einigung mit Lidl sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. "Es müssen noch weitere diesem Beispiel folgen", sagte Schaber mit Blick auf andere Einzelhandels-Unternehmen.

    Der Sprecher des Bundesverbandes deutscher Milchviehhalter (BDM) für den Rhein-Sieg-Kreis, Heinrich Trimborn, hält es nur eine Frage der Zeit, wann auch die anderen Discounter auf die Forderungen der Bauern eingehen. Er wertete die Ankündigung von Lidl, die Milchpreise Anfang kommender Woche deutlich zu erhöhen, als wichtigen Durchbruch. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, reiste Trimborn mit zahlreichen weiteren Landwirten aus Nordrhein-Westfalen zu einer Großkundgebung nach Berlin./vd/DP/stw

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