29.01.2017 20:27:57

Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zu Schulz/SPD

Regensburg (ots) - Auch Sigmar Gabriel konnte niemand den Willen zur Macht absprechen. Und Frank-Walter Steinmeier oder Peer Steinbrück wollten ebenso gern ins Kanzleramt einziehen. Was Martin Schulz, den neuen Hoffnungsträger der deutschen Sozialdemokratie, vom Noch-Vorsitzenden der Partei und den glücklosen Kanzlerkandidaten vergangener Wahlen unterscheidet, das ist sein bedingungsloser Wille zur Macht. In dieser Beziehung ähnelt Schulz am ehesten noch Gerhard Schröder. Der Niedersachse stieß den Langzeitkanzler Helmut Kohl vom Thron. Ob Schulz ein ähnliches Husarenstück gegen Angela Merkel gelingen kann, die auch schon zwölf Jahre Regierungschefin ist, ist allerdings ungewiss. Für solch einen politischen Coup braucht es mehr als eine heftig bejubelte Rede vor den eigenen Genossen. Der Wahlkampf hat begonnen. Entschieden ist er noch lange nicht. Martin Schulz hat sich gestern im Willy-Brandt-Haus eher als Therapeut der eigenen Partei betätigt denn als einer, der den politischen Kurs und das Wahlprogramm konkret mit Inhalt füllt. Schulz hat an die Grundwerte der Sozialdemokratie appelliert, hat ihr Mut gemacht, hat Gerechtigkeit in der Gesellschaft eingefordert und eine klare Kante gegen die Feinde der Demokratie gezeigt. Zugeich präsentierte er sich als authentische personelle Alternative zu seinem "Freund" Sigmar Gabriel, dem das Pech an den Hacken zu kleben scheint. Einen zu haben, der wirklich wieder an einen Sieg über die Union, über Merkel glaubt, das puscht die zutiefst verunsicherte Partei bereits gewaltig. Das kann Kräfte freisetzen, die unter Gabriel verschüttet schienen.

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