02.08.2013 20:44:58
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Mittelbayerische Zeitung: "Mittelbayerische Zeitung" (Regensburg) zu Berlusconi
Wäre Italien ein normales Land, wäre alles ganz einfach. Wann, wenn nicht jetzt wäre die beste Zeit, sich Berlusconis zu entledigen? Aber Italien ist kein normales Land mehr, seit er die politische Bühne betreten hat und sich für das Land unersetzbar gemacht hat - oder, anders: das Land zu seinem Eigentum gemacht hat. Die Liste der Verfahren, die Berlusconi schon überstanden hat, ist lang, und die Vorwürfe sind gewaltig: Steuerhinterziehung, Korruption, Mafiaverstrickungen, Sex mit Minderjährigen. Alleine schon die Verdächtigungen sind so unerhört, dass sie hierzulande (oder in einem anderen Staat, der nicht Italien ist) längst dazu geführt hätten, dass ein Politiker vom Schlage Berlusconis aufgrund des öffentlichen Drucks gehen hätte müssen. Man denke nur an die Politiker, die in Deutschland wegen Plagiaten in Doktorarbeiten zurücktreten mussten oder daran, dass derzeit über den Rücktritt des Verteidigungsministers diskutiert wird, weil er Steuergelder verschwendet hat. Das alles sind schwere Vorwürfe; aber sie sind nicht mit den verbrecherischen Ambitionen zu vergleichen, die Berlusconi vorgeworfen und jetzt in einem Fall sogar in höchster Instanz bestätigt wurden. Allerdings schafft es Berlusconi immer noch, Wähler zu finden. Knapp zehn Millionen waren es zuletzt im Februar. Und noch immer sorgen die Vorwürfe gegen ihn für ein leichtes Grinsen. Steuerhinterziehung? Klar, warum nicht, machen ja alle irgendwie. Sexaffären? Pikant, aber er ist eben ein alter Schwerenöter. So oder ähnlich denken viele über den Ex-Regierungschef, und das nicht nur jenseits der Alpen. Und warum? Weil Berlusconi immer davonkam. Und warum kam er immer davon? Weil ohne ihn nichts geht. Das sieht man auch jetzt daran, dass sich die Debatte darum dreht, ob seine Verurteilung die Regierung Italiens zu Fall bringen könnte. Eins ist dabei so gut wie sicher: Am Ende ist Berlusconi wieder dabei. In welcher Form auch immer.
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