07.12.2014 19:12:59
|
Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zu Parteitagen der Union
Regensburg (ots) - Zeitnah veranstalten die beiden
Unions-Schwesterparteien ihre Parteitage: am Wochenanfang in Köln die
CDU, sowie am Wochenende in Nürnberg die CSU. Beide Parteien rütteln
sich gewissermaßen. Sie wollen ihren politischen Kurs nachjustieren.
Dabei gibt es viele Gemeinsamkeiten, aber natürlich auch Strittiges,
wie das bei Schwestern eben so ist. Lange galten CDU-Parteitage als
Inbegriff für organisierte Langeweile und heftig beklatschte Rituale.
Auf Kongressen der Christsozialen war das nicht viel anders. So
richtig gestritten wird auf den Treffen der "Kanzlerinnenpartei"
äußerst selten. Die Regie des Konrad-Adenauer-Hauses schafft es
zumeist, thematisch heiße Eisen schon im Vorfeld abzukühlen. Und wenn
es Strittiges doch bis auf die Parteitagsbühne schafft, wird es in
den Tiefen von Arbeitsgruppen versenkt. Rückenstärkung für Kanzlerin
Angela Merkel ist das oberste Gebot. Der CDU-Parteitag Anfang dieser
Woche in Köln dürfte dieser Grundkonstante folgen. Die große
Vorsitzende, von der sich alle wünschen, dass sie 2017 wiederum als
das Zugpferd bei der Bundestagswahl antritt, wird voraussichtlich
wiederum ein großartiges Wahlergebnis einfahren. Angela Merkel ist
für CDU und CSU wirklich alternativlos. Keiner und keine weit und
breit, der oder die Merkel das Wasser reichen oder gar Paroli bieten
könnten. Merkel hat mit ihrem, in der CSU beileibe nicht nur
bejubelten Kurs der Union seit 2005 die Kanzlerschaft gesichert. In
jeweils wechselnden Koalitionen. Die Wendungen, die sie einschlug,
haben der Union letztlich nicht geschadet. Das Grummeln gegen die
Frau aus dem Osten ist auch in der CSU kaum noch zu vernehmen.
Dennoch scheint nun weitere Rückenstärkung für die Kanzlerin
notwendiger als zuvor. Schon um den rot-rot-grünen Lockerungsübungen
der SPD in Thüringen, und vielleicht auch bald im Bund, große
Unions-Geschlossenheit entgegenzusetzen. Die Wahl Ramelows mit den
Stimmen von SPD und Grünen warnt auch die sieggewohnte Merkel, es
kann auch rasch anders kommen. Ob die Union deshalb 2017 freilich die
absolute Mehrheit erreichen muss, wie Horst Seehofer verlangt, ist
wohl doch eine zu hohe Hürde. Zugleich aber rumort es hinter Angela
Merkel vernehmlich. Zwar stellt niemand die Kanzlerin infrage. Schon
gar nicht öffentlich. Angela Merkel ist in der Tat "alternativlos",
in der CDU und der Union insgesamt. Zugleich jedoch hinterlässt die
großkoalitionäre Kanzlerin allerhand politische Leerstellen, die sie
nicht bedienen kann. Die "schwarze Null" der Haushaltskonsolidierung
bindet Merkel die Hände, um etwa für steuerliche Entlastungen zu
sorgen. Und sei es nur beim vergleichsweise kleinen Posten, der
Abschaffung der Steuerprogression. Und dass der Solidaritätszuschlag
zur Dauerabgabe erhoben wird, darin sind sich die Groß-Koalitionäre
sowie die Länder ohnehin einig. Der Soli droht, auch nach dem Ende
der Förderung für die ostdeutschen Länder, zum Dauerobolus zu werden.
So ähnlich wie die Sektsteuer, die weiland von Kaiser Wilhelm II.
eingeführt wurde, um die deutsche Seekriegsflotte zu finanzieren. Die
Schaumweinsteuer wird allerdings noch heute erhoben. Das bisherige
Unions-Mantra, jedwede Steuererhöhung abzublocken, wird nun zwar
eingehalten, doch das allein ist nicht besonders sexy. Dass einige
junge Konservative - in CDU wie CSU - sich nun nicht mehr mit
"alternativloser" Regierungspolitik abfinden mögen, sondern nach vorn
preschen, der Union insgesamt mehr Biss und Profil verleihen wollen,
ist vor diesem Hintergrund nachvollziehbar. Köln könnte einen
streitbaren CDU-Kongress erleben. Und Nürnberg einen ebensolchen für
die CSU.
OTS: Mittelbayerische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/pm/62544 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62544.rss2
Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de
Der finanzen.at Ratgeber für Aktien!
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!