13.10.2014 21:07:58
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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Dagmar Unrecht zu Hunger
Regensburg (ots) - Jeder neunte Mensch auf dieser Welt hungert,
alle zehn Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Mangel- und
Unterernährung. Es ist schwer, das Leid, das hinter diesen Zahlen
steht, zu erfassen. Noch schwerer ist es, daraus eine gute Nachricht
abzuleiten: Nach Einschätzung der Welthungerhilfe nimmt der Hunger in
der Welt seit 1990 kontinuierlich ab. Das ist für die mehr als 800
Millionen Menschen, die abends mit leerem Magen ins Bett gehen und
hungrig wieder aufwachen, kein Trost. Sie sind gefangen im
Teufelskreis aus Armut, fehlender Bildung, Klimawandel, Krieg und
Ausbeutung. Die Ursachen für Hungernöte sind vielfältig, vor allem
aber sind sie von Menschen gemacht. Mehr als 50 Millionen Frauen,
Männer und Kinder sind laut der Vereinten Nationen auf der Flucht. Wo
es Kriege und bewaffnete Konflikte gibt, ist der Hunger nicht weit.
Hunger ist aber auch eng mit Armut verknüpft. Wer auf dem Land lebt,
zum Beispiel in der südlichen Saharazone Afrikas, hat oft nicht genug
fruchtbare Ackerfläche, um sich und seine Familie zu ernähren.
Stattdessen eine Arbeit zu suchen, ist auch keine Lösung: Die
Menschen werden in ihrer Not mit Hungerlöhnen abgespeist und so fehlt
ihnen wieder das Geld für Nahrung. Dazu kommt, dass der Klimawandel
viele Ernten zerstört - vor allem durch Dürre und Überschwemmungen.
Fruchtbare Felder werden außerdem oft nicht zum Anbau von
Nahrungsmitteln verwendet, sondern für Biospritpflanzen, Futtermais
und Soja für Nutztiere, um den Fleischhunger der westlichen Welt zu
stillen. Das bringt mehr Geld. Lebensmittel sind lukrative Waren und
beliebte Spekulationsobjekte. An den Börsen wird auf steigende oder
auch fallende Nahrungsmittelpreise gewettet, weil sich damit schnell
Gewinne erzielen lassen. Die bittere Folge: Grundnahrungsmittel
werden teurer. Die Leidtragenden sind wieder die Ärmsten der Armen.
Die westliche Welt lebt unterdessen im Überfluss. Lebensmittel sind
hierzulande günstig. Am Wochenende stapeln sich die Werbeblättchen
der Discounter im Briefkasten, voll mit Billigangeboten. Es ist kein
Wunder, dass das Pendel in die andere Richtung ausschlägt: Menschen
in den Industrieländern werden immer dicker. Die Folgen sind
Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen,
Bluthochdruck etc. Dazu kommt, dass Berge von Lebensmitteln im Müll
landen. Die mengenmäßige Versorgung von Menschen mit Nahrung ist das
eine, aber wie sieht es mit der Qualität des Essens aus? Der
Welthunger-Index spricht bei Mangelernährung von "verstecktem
Hunger". Dann fehlen wichtige Mineralien und Vitamine, die Nahrung
ist einseitig und besteht etwa nur aus Reis oder Hirse. Kinder leiden
besonders, sie werden krank und entwickeln sich nicht richtig. Für
sie kann Mangelernährung lebensbedrohlich werden. In einer weit
weniger dramatischen Form gibt es das Phänomen aber auch bei uns. Vor
allem Jungen und Mädchen aus schwierigen sozialen Verhältnissen sind
betroffen. Viele gehen ohne Frühstück in die Schule, zu Hause wird
nicht gekocht, frisches Obst und Gemüse kommt auch nicht auf den
Tisch. Ein Armutszeugnis für ein reiches Land. Das Wissen und die
Technik, um die gesamte Weltbevölkerung zu ernähren, wäre vorhanden.
Was fehlt, ist der Wille. Zu groß sind Profitdenken und
Gleichgültigkeit. Hilfe für arme Regionen, zum Beispiel beim Aufbau
einer vernünftigen Landwirtschaft, gibt es zwar. Doch die Bemühungen
vieler Hilfsorganisationen laufen ins Leere, solange sie von
Regierungen konterkariert werden. Die Politik sollte sich das Motto
der Welthungerhilfe zu Herzen nehmen: "Die Welt isSt nicht gerecht!
Ändern wir's!"
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