22.01.2015 20:28:02
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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Christine Schröpf zur Schwäche der bayerischen Opposition
Regensburg (ots) - Jenseits allen Aufruhrs um Pegida: Bayern
bleibt von politischen Machtverschiebungen oder auch nur
kurzfristigen nervösen Ausschlägen ziemlich unberührt. Pegida findet
wenig Nährboden. Der Freistaat ist zu weltoffen und christlich
geprägt, als dass es für Parolen vermeintlicher Abendlandretter
empfänglich wäre. Das ist gut so. Für die Volksparteien bedeutet das
stabile Verhältnisse - was allerdings nur für die CSU eine gute
Nachricht ist. Die Regierungspartei steht zum Jahresauftakt trotz
schleppender Energiewende und Ärger um den Mindestlohn in der Gunst
der Wähler so gut da, dass sie sich selbst treten muss, um nicht
träge zu werden. Der SPD geht es auf Landesebene so schlecht, dass
sie das auch mit größter Betriebsamkeit nicht übertünchen kann. Die
Partei hat sich offenbar damit arrangiert, dass ihr die Eroberung von
Großstädten wie München, Nürnberg und Regensburg genug sein muss. Bei
den Grünen und Freien Wählern bewegt sich nicht viel. Die
Stammklientel ist treu, recht viel mehr ist nicht zu wollen. Dem
Angstgegner "Alternative für Deutschland" bleibt schmaler Spielraum.
Die Partei schrammt zwar an der Fünf-Prozent-Grenze entlang, könnte
sich aber bei ausreichend weiteren Personalquerelen bis zur
Landtagswahl 2018 selbst versenkt haben. Von Wechselwillen ist in
Bayern nichts zu spüren. Für SPD, Freie Wähler und Grüne zum
Verzweifeln: Selbst die eigene Klientel fühlt sich mehrheitlich von
der CSU gut regiert. Da fast rundum Zufriedenheit herrscht, bieten
sich der Opposition auch kaum Angriffsflächen. Selbst CSU-Skandale
entfalten keine nachhaltige Hebelkraft. Die Außenwirkung von
Untersuchungsausschüssen wie etwa zum Fall Haderthauer wird ohnehin
überschätzt. Bürger haben sich dazu längst ihre Meinung gebildet -
unabhängig davon, welche weiteren Details in den nächsten Monaten ans
Licht kommen mögen. Es ist bezeichnend, dass sich die SPD jetzt mit
dem Kampf für soziale Gerechtigkeit auf ihre einzig verbliebene
Kernkompetenz konzentrieren will. Bitter für die Genossen ist, dass
sie selbst auf diesem Politikfeld nach einer Umfrage nur noch
hauchdünn vor der CSU liegen. Bei dieser Gemengelage muss der CSU nur
eine Sache zu denken geben: Trotz eines Acht-Prozent-Abstands zu den
Oppositionsparteien im Landtag bleibt sie im Bayerntrend 2015 mit 46
Prozent deutlich von einstigen Erfolgen entfernt. Es gelingt nicht,
konservativ Gesinnte aus dem Lager der Freien Wähler zurückzuholen.
Die, denen die CSU unter Horst Seehofer zu modern und großstädtisch
geworden ist, finden in der Aiwanger-Partei offenbar dauerhaft eine
politische Nische. Auch wenn in der CSU Kronprinz Markus Söder emsig
seine Bataillone sammelt: 2015 ist ein Arbeitsjahr. Die Landtagswahl
2018 ist weit entfernt, auch zu Strategien für die Bundestagswahl
2017 gibt es nur erste Gedankenspiele. Die CSU nutzt diese Phase zur
mühsamen Suche nach neuen Betätigungsfeldern. Eine Schwachstelle ist
identifiziert: Bürger wünschen sich mehr Transparenz von politischen
Entscheidungen, nicht nur bei Großprojekten wie der geplanten dritten
Startbahn am Münchner Flughafen oder neuen Stromtrassen. Seehofer hat
darauf mit seiner Idee zu Volksbefragungen früh reagiert. In Kreuth
erwärmten sich die Landtagsabgeordneten nun für virtuelle
3-D-Simulationen, die Bürger Dimension und Auswirkungen von
Bauvorhaben plastisch vor Augen führen. Eine hübsche Idee, die der
CSU wichtige künftige Richtungsentscheidungen aber nicht abnimmt.
Mehr Transparenz bedeutet nicht automatisch mehr Akzeptanz von
umstrittenen Plänen. Die SPD ist dieser Tage auf der Suche nach
Perspektiven. Sie wäre froh um einen wie Söder, der mit jeder Faser
in die Staatskanzlei will und dies generalstabsmäßig plant. Es sei
noch zu früh für Personalspekulationen, heißt es in der SPD. Die
Wahrheit ist: Wer wie der Nürnberger OB Uli Maly im Volk beliebt
wäre, will nicht. Denen, die es machen würden, fehlt der Rückhalt.
Man lasse sich Zeit, bei der Landtagskandidatur 2013 sei Christian
Ude zu früh nach vorne geprescht, lautet die Devise. Das mag schon
sein. Aber es reicht nicht. Irgendeinen guten Plan für 2018 braucht
es doch.
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Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de
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