18.03.2018 19:37:43

Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Bernhard Fleischmann zum Brexit

Regensburg (ots) - Exit wegen Brexit. Bei den Banken setzen ernsthafte Fluchttendenzen ein. Die in London blühende Branche kann es sich nicht leisten, auf einer nicht nur physischen, sondern auch politisch-wirtschaftlichen Insel zu sitzen. In fast genau einem Jahr, am 29. März, wird Großbritannien den EU-Austritt vollziehen. Zwar haben am Wochenende Abgeordnete des Brexit-Ausschusses die Regierung aufgefordert, über eine Verschiebung nachzudenken - die Austrittsgespräche kämen zu langsam voran. Aber das ändert nichts daran, dass sich alle Seiten besser jetzt als gleich konkret auf den Austritt vorbereiten sollten. Der Brexit ist eine Zäsur, ein Wendepunkt nach einer langen Ära, in der man daran glaubte, dass mehr Zusammenarbeit in Demokratien mehr Sicherheit und Wohlstand bedeutet. Immer mehr Gesellschaften werden getragen von der Sehnsucht nach einer überschaubaren, homogenen Einheit. Das zeigt sich auch in der Nähe, in Polen, Ungarn, Italien, Österreich. Es geht noch näher: Wer ein Heimatministerium erschafft, der signalisiert auch nicht gerade den Aufbruch in die große weite Welt. Alle wollen ihre eigene Insel haben. Getrieben wird diese Sehnsucht von dem Eindruck der Menschen, dass die Freiheit des Handels zuletzt vor allem den sowieso schon üppig Habenden zugutekam. Zwar sind viele zusätzliche Arbeitsplätze entstanden. Aber die Arbeiter und Angestellten sahen sich ausgespielt im globalen Monopoly gegen die zunehmende Konkurrenz zu ihresgleichen aus anderen Ländern mit geringeren Löhnen und Sozialstandards. Die Lehre daraus lautet: Machtkonzentration und Gier in wenigen Händen schadet allen. Keine bahnbrechende Erkenntnis, dennoch haben wir achselzuckend-resigniert zugesehen. Wir sollten es nie wieder zulassen.

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