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17.10.2016 23:57:37

Mittelbayerische Zeitung: Eine neue Herausforderung / Statt eine Friedensdividende einzufahren, muss Deutschland für seine Armee mehr Geld ausgeben.

Regensburg (ots) - Na dann siegt mal schön, wünschte vor fast 60 Jahren der damalige Bundespräsident Theodor Heuss den ins Manöver ziehenden Grenadieren der jungen Bundeswehr. Seinerzeit wurde die noch im Aufbau befindliche Armee der Bundesrepublik argwöhnisch beäugt. Wer sich für die Wiederbewaffnung einsetzte, wurde in die Nähe von Revanchisten gerückt. Militärisches allgemein war nach den bitteren Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges für viele Menschen Teufelszeug. Hinzu kam, dass bei Gründung der Bundeswehr Offiziere und Unteroffiziere fast ausnahmslos aus der ehemaligen Wehrmacht, teilweise aus der Waffen-SS, stammten. In den folgenden Jahren führte der Kalte Krieg zwischen Ost und West zu explodierenden Rüstungsausgaben und einer zahlenmäßig großen Bundeswehr. Umso größer waren dann nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der deutschen Vereinigung 1990 allerdings die Hoffnungen auf eine Art "Friedensdividende". Geld also, dass man nun nicht mehr in Rüstung und Armee stecken müsste, könnte in andere, zivile Projekte fließen. Ein Trugschluss, wie wir heute wissen. Zwar wurde die Truppenstärke der Bundeswehr in kurzer Zeit von einstmals rund 500 000 auf heute 178 000 Soldatinnen und Soldaten mehr als halbiert. Auch der Wehretat wurde kräftig eingedampft. Doch die Welt wurde in der Folge leider nicht so friedlich, wie man sich das vor einem Vierteljahrhundert vorstellte. Heute steht die gründlich verkleinerte und mehrfach reformierte deutsche Armee ganz anderen Herausforderungen gegenüber. Nicht mehr der Dritte Weltkrieg, nicht mehr der von Moskau beherrschte Pakt mit Millionen Soldaten, zig Panzern, Flugzeugen und atomaren Raketen sind die Herausforderung, sondern die sogenannte asymmetrische Bedrohung. Kleine, terroristische Organisationen vom Schlage des sogenannten "Islamischen Staates", der El Kaida oder andere mehr, bedrohen unsere Sicherheit, führen Kriege in anderen Teilen der Welt. Das hat und das muss Konsequenzen für die Ausrüstung und den Einsatz der deutschen Armee haben. Mit der Abkehr von der Wehrpflicht, die vom einstigen CSU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg eingeleitet wurde, kam hinzu, dass die Bundeswehr um ihren Nachwuchs werben muss. Die einstige Quelle für Offiziere und Unteroffiziere - die Wehrpflichtigen - versiegte weitgehend. Die Armee steht, wie Branchen in der Wirtschaft auch, im Wettbewerb um die fähigsten Köpfe. Nicht immer ist die Bundeswehr dabei siegreich. Trotz einiger Verbesserungen kann sie Spitzenabsolventen aus Technik und Informatik nicht jene Gehälter bieten, die die freie Wirtschaft zahlen kann. Die couragierte und überaus ehrgeizige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sitzt seit gestern mit den obersten Führungskräften der Armee zusammen. Die CDU-Politikerin weiß nur zu gut um die neuen, größeren Herausforderungen an die Bundeswehr. Doch allein mit mehr Kitas in den Kasernen und kostenlosem WLAN wird sie das Nachwuchsproblem nicht in den Griff bekommen. Sie muss das Image der Armee gründlich aufpolieren sowie das über Jahrzehnte verfilzte und ineffiziente Beschaffungswesen, das zuletzt immer wieder für negative Schlagzeilen sorgte, neu organisieren. Unerschütterlich ist zumindest von der Leyens lächelnder Wir-schaffen-das-Optimismus. Sie würde gern über 2017 hinaus Oberbefehlshaberin der Bundeswehr bleiben, erklärte sie jetzt. Dass ihr weiterer Kurs auch das Kanzleramt im Visier hat, sagt von der Leyen dagegen nicht.

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