09.03.2014 20:02:59
|
Mittelbayerische Zeitung: Die Besten zurückholen / Wenn Deutschland attraktiv für Spitzenforscher sein will, muss es auch Spitzenbedingungen bieten. Leitartikel von Louisa Knobloch
Regensburg (ots) - Deutschland verliert viele seiner besten
Wissenschaftler durch Abwanderung - das hat die Expertenkommission
Forschung und Innovation (EFI) in ihrem jüngsten Gutachten
festgestellt. Das Bundesforschungsministerium dementierte schnell:
Die Zahlen, mit denen die Gutachter gearbeitet hätten, seien
veraltet. "Deutschland ist attraktiv für kluge Köpfe aus aller Welt",
versicherte Ministerin Johanna Wanka. In den vergangenen zehn Jahren
wurden in der Tat Maßnahmen ergriffen, um Deutschland als
Wissenschaftsstandort attraktiver zu machen. Um die abgewanderten
Spitzenforscher zurückzuholen, reichen diese aber nicht aus. Dass
deutsche Wissenschaftler ins Ausland gehen, ist zunächst einmal
nichts Schlechtes und wird von Wissenschaftsorganisationen aktiv über
Stipendien unterstützt. An Hochschulen und Forschungseinrichtungen im
Ausland können die Wissenschaftler Erfahrungen sammeln und neue
Kenntnisse in ihrem Fachbereich erwerben. Darüber hinaus erweitert
ein Auslandsaufenthalt auch den persönlichen Horizont. Davon kann
Deutschland aber nur profitieren, wenn die Wissenschaftler auf Dauer
wieder in ihre Heimat zurückkehren. Um dieses Ziel zu erreichen, muss
Deutschland den Wissenschaftlern etwas bieten. Denn Spitzenforscher
gehen dorthin, wo sie die besten Bedingungen vorfinden. Zu den
wichtigsten Gründen für die internationale Mobilität von
Wissenschaftlern gehören dem EFI-Gutachten zufolge die Zusammenarbeit
mit hervorragenden Kollegen und Forschungsteams, die Exzellenz der
Gastinstitution auf dem eigenen Forschungsgebiet sowie eine bessere
Forschungsinfrastruktur. Um solche Leuchttürme der Spitzenforschung
auch in Deutschland zu schaffen, wurden im Rahmen der
milliardenschweren Exzellenzinitiative zuletzt elf Eliteuniversitäten
gekürt. Mit der LMU und der TU München befinden sich zwei davon in
Bayern. Die Exzellenzinitiative läuft allerdings 2017 aus. Die
Universitäten brauchen langfristige Perspektiven. Ein großes Problem
für Nachwuchswissenschaftler sind auch die wenig planbaren
Karrierewege. Das durchschnittliche Berufungsalter für Professoren
liegt bei 42 Jahren - wer es nicht schafft, eine solche
Lebenszeitstelle zu erhalten, muss das Hochschulsystem verlassen. Um
jungen Wissenschaftlern früher selbstständige Forschung und Lehre zu
ermöglichen, wurde 2002 die Juniorprofessur eingeführt - bis 2010 war
ihre Zahl bereits auf 1236 gestiegen. Diese Stellen sind allerdings
auf drei, maximal sechs Jahre befristet und nicht übermäßig gut
bezahlt: Juniorprofessoren verdienen etwa so viel wie
Gymnasiallehrer. Erfolgversprechender ist das Tenure-Track-Modell der
TU München: Ein Assistant Professor dort fängt eine Gehaltsstufe
weiter oben an und hat nach einer positiven Evaluation die Aussicht
auf eine dauerhafte Stelle. 20 Berufungen sind bereits erfolgt - elf
der neuen Professoren kamen laut TUM von Universitäten aus dem
Ausland. Unter den Wissenschaftlern gibt es zudem viele sogenannte
Dual Career-Paare, bei denen beide Partner eine akademische
Ausbildung haben. Wer solche Spitzenforscher aus dem Ausland
zurückholen will, muss auch dem jeweiligen Partner eine Perspektive
in Deutschland bieten. Die bestehenden Angebote müssen daher noch
deutlich ausgebaut werden. Der Vorwurf der Vetternwirtschaft ist auch
nicht angebracht: Von zwei hochqualifizierten Fachkräften profitiert
der Standort Deutschland doppelt. Spitzenforschung kostet Geld.
Deshalb müssen die deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen
ausreichend finanziert werden. Das zahlt sich aus: Exzellente
Forscher ziehen andere exzellente Forscher an. Schafft Deutschland es
hingegen nicht, seine Attraktivität zu steigern, könnte es passieren,
dass die Rückkehrer das Land frustriert wieder verlassen.
OTS: Mittelbayerische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/pm/62544 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62544.rss2
Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de
Der finanzen.at Ratgeber für Aktien!
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!