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12.03.2017 08:00:00

Mindestlohn: Handwerk will für unterste Einkommen längere Fristen

Die Standesvertreter der Friseure, Textilreiniger, Gärtner und Floristen sowie Konditoren fordern bei der Einführung eines Mindestlohnes von 1.500 Euro brutto für die untersten Einkommen eine Übergangsfrist bis 2025. Anderweitig wären Betriebe und Jobs gefährdet, da diese Branchen ohnehin schon unter großem Kostendruck leiden würden, so Rainer Kanz, Geschäftsführer Gewerbe und Handwerk in der WKÖ.

Man wehre sich nicht gegen einen Mindestlohn und habe auch kein Problem mit der Angleichung jener Löhne, die knapp darunter liegen. Es gebe aber Einstiegsgehälter, die deutlich niedriger als 1.500 Euro seien. So zum Beispiel bei den Friseuren: Hier beträgt der Mindestlohn für eine Hilfskraft 1.137 Euro brutto. Ein fertig ausgebildete Friseurin bekommt im ersten Jahr 1.344 Euro. Rund 30 Prozent der 17.300 Friseure fallen laut Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder darunter.

Er rechnet vor: Im Schnitt hat ein Friseur einen Nettoumsatz von 300.000 Euro, davon bleiben knapp 40.000 Euro über. Bei durchschnittlich fünf Mitarbeitern und einer Anhebung auf 1.500 Brutto würde der Gewinn vollständig aufgezehrt. Da ein Friseurbesuch im Schnitt 48 Euro koste, müssten fast 1.000 Kunden im Jahr mehr kommen um wieder zu selben Spanne zu kommen. Doch der Trend sei genau gegenläufig, es werde weniger zum Friseur gegangen.

Derzeit laufen die Kollektivvertragsverhandlungen für die Friseure. Laut Gewerkschaft vida lag das Angebot für einen Mindestlohn zuletzt bei 1.302 Euro, innerhalb der nächsten drei Jahre. "Wie soll man von diesen Löhnen in Würde leben? Da spielen wir sicher nicht mit", empörte sich daraufhin die vida.

Franz Imp, Bundesinnungsmeister der Textilreiniger, erinnerte im Gespräch mit der APA daran, dass seine Hauptkundschaft Pensionisten sind - und die hätten lediglich eine Pensionserhöhung von 0,8 Prozent erhalten, während durch die Einführung des Mindestlohnes die Lohnkosten für die Textilreiniger im Schnitt um 21 Prozent steigen würden. Rund 60 Prozent der Gesamtkosten mache der Personaleinsatz aus. "Wir zahlen mehr und der Staat verdient dabei", ärgert sich Imp.

Und Friseur-Innungsmeister Eder liefert das Rechenbeispiel dazu: Werde der Lohn von derzeit 1.344 auf 1.500 brutto angehoben, dann gebe es brutto um 156 Euro mehr, netto würden aber nur 87 Euro beim Arbeitnehmer landen, der Rest entfalle auf Sozialversicherung und Steuern.

Lorenz Pridt, Innungsmeister der Floristen und Gärtner, betont wiederum, dass selbst die Firmeninhaber zu einem Stundenlohn auf Mindestlohnniveau arbeiten würden. Auf die schlechte wirtschaftliche Lage wies auch Konditoren-Innungsmeister Thomas Hagmann hin. Ein durchschnittlicher Konditor mache zwar einen Jahresumsatz von 470.000 Euro, übrigbleiben würde aber davon nichts. Und trotzdem zahlten die Konditoren jetzt schon Mindestlohn - wenn man die Zulagen dazurechnet. Hier sei das Zulagensystem ganz anders als in der Gastronomie, die 2018 den Mindestlohn von 1.500 Euro einführt.

Dass es im Gegenzug für eine Anhebung des Mindestlohnes eine Arbeitszeitflexibilisierung geben soll, ließen die Innungsmeister nicht gelten. Dies dürfe man nicht miteinander vermischen, die Arbeitszeitflexibilisierung sei im übrigen ein absolutes Muss.

Dass diese vier Branchen zusehends Probleme bei der Rekrutierung von Mitarbeitern bekommen, fürchten sie weniger. Vielmehr haben sie die Befürchtung, dass sie wenig Druck auf die Regierung ausüben können, da sie ihre Betriebe nichts ins Ausland auslagern können.

In der Gastronomie hat es Jahre gedauert, bis kürzlich eine Einigung auf einen Mindestlohn von 1.500 Euro brutto erfolgte. Rund die Hälfte der 200.000 Beschäftigten verdient in der Branche nur den Mindestlohn von 1.420 Euro. Zuletzt waren rund 42.000 Personen in dem Bereich arbeitslos - obwohl laut Arbeitgebern händeringend nach Mitarbeitern gesucht wird.

Für Kanz läuft die Diskussion über den Mindestlohn jedenfalls unter der teilweisen Ausklammerung von Fakten. So falle unter den Tisch, dass der Mindestlohn in Österreich, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, 14 mal ausgezahlt werde. Rechne man den Mindestlohn auf das gesamte Jahr hoch, habe Österreich bei 1.500 Euro den höchsten Mindestlohn nach Luxemburg.

Über alle Branchen hinweg arbeiten 356.500 Beschäftigte für weniger als 1.500 Euro brutto im Monat, was rund 1.200 Euro netto entspricht. Das trifft zu zwei Dritteln Frauen.

(Schluss) stf/ivn

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