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Schlechteres Marktumfeld 17.01.2024 17:16:39

Meyer Burger-Aktie rutscht zweistellig ab: Produktion in Sachsen womöglich vor dem Aus - Gespräche mit Bundesregierung

Meyer Burger-Aktie rutscht zweistellig ab: Produktion in Sachsen womöglich vor dem Aus - Gespräche mit Bundesregierung

Der Hersteller Meyer Burger erwägt nach eigenen Angaben vom Mittwoch, sein dortiges Werk zu schließen und damit die Herstellung von Solarmodulen in Deutschland zu beenden. Das Schweizer Unternehmen stellte einen Plan vor, um die "unhaltbaren Verluste" in Europa zu verringern und sich auf die USA zu konzentrieren. "Ein Teil des Plans wäre bedauerlicherweise die Schließung des Werkes in Freiberg, Deutschland, bereits Anfang April 2024."

Angesichts des sich verschlechternden europäischen Marktumfelds sei die Solarproduktion in der Region in vollem Umfang vorerst nicht weiter tragbar. Bei dem Werk in Freiberg handle es sich um die größte Solarmodulproduktion Europas. 500 Beschäftigte wären davon betroffen.

Eine endgültige Entscheidung müsste bis Mitte Februar getroffen werden, teilte das Unternehmen weiter mit - "sofern keine ausreichenden Maßnahmen zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa, etwa durch Resilienzmaßnahmen, ergriffen werden".

Die Zellproduktion in Bitterfeld-Wolfen solle weiterlaufen und den Hochlauf der Modulproduktion in den USA unterstützen. Auch der Maschinenbau sowie die Entwicklungsstandorte in der Schweiz und Deutschland seien von den Maßnahmen nicht betroffen, hieß es. In Hohenstein-Ernstthal (Landkreis Zwickau) betreibt Meyer Burger ein Technologie- und Produktzentrum.

Nach vorläufigen Zahlen erwartet Meyer Burger für das zurückliegende Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von rund 135 Millionen Franken (144 Mio Euro). Operativ erwartet das Unternehmen einen Verlust auf Stufe Ebitda in Höhe von mindestens 126 Millionen Franken. Grund für das schlechte Ergebnis seien Marktverzerrung in Europa, teilte das Unternehmen weiter mit.

Die Cash-Position kam zum Jahresende 2023 bei lediglich rund 150 Millionen Franken zu liegen, hieß es weiter. Nach aktuellen Prognosen benötigt das Unternehmen jedoch Barmittel in Höhe von ca. 450 Millionen Franken, um einen positiven Cashflow zu erzielen. Hierzu stellte das Unternehmen verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten in Aussicht. Die Aktie brach im Handel in Zürich zum Start um über 30 Prozent ein.

Deutsche Solarhersteller warnen schon länger vor Dumpingpreisen durch Module aus China und verweisen auf deutlich bessere Bedingungen in den USA. Meyer Burger selbst baut dort eine Produktion auf, die voraussichtlich im zweiten Quartal anlaufen soll. "In den USA können wir - bedingt durch die dortige Industriepolitik - unsere führende Technologieposition voll ausnutzen, was zu einem erheblichen Interesse von potenziellen Partnern führt", erklärte Unternehmenschef Gunter Erfurt.

Erst vor wenigen Wochen hatten Politiker aus Sachsen parteiübergreifend ein klares Bekenntnis des Bundes zur deutschen Solarindustrie gefordert. Es drohe der Verlust Tausender Jobs vor allem im Osten Deutschlands, warnten sie in einem Schreiben an Bundesregierung und Bundestag. Zudem gehe es darum, die Abhängigkeit von China zu begrenzen. "Die Solarindustrie liefert uns die günstigste Technologie zur Energiegewinnung - Deutschland darf dieses Know-how nicht preisgeben." Dazu seien faire Wettbewerbsbedingungen nötig. In Sachsen gibt es mit Solarwatt und Heckert Solar weitere Hersteller.

2018 hatte Deutschlands einst größter Solarmodulhersteller Solarworld endgültig Insolvenz angemeldet und den Standort in Freiberg mit rund 600 Mitarbeitern geschlossen. Neue Hoffnung keimte, als der Maschinenbauer Meyer Burger in die Herstellung von Modulen einstieg und in den früheren Solarworld-Hallen eine neue Produktion startete. "Hier sieht man einmal mehr, was möglich ist, wenn man in Technologie investiert und nicht aufgibt", hatte Ministerpräsident Michael Kretschmer bei der Eröffnung 2021 erklärt.

Bundesregierung in Gesprächen mit Solarunternehmen Meyer Burger

Die Bundesregierung ist angesichts einer drohenden Werksschließung des Solarherstellers Meyer Burger in Sachsen in Gesprächen mit dem Unternehmen. Das sagte ein Sprecher von Wirtschaftsminister Robert Habeck am Mittwoch. Das Ministerium sei sich der schwierigen Lage dieses Unternehmens und der Solarindustrie in Deutschland sehr bewusst. Über Details der Gespräche könne er keine Auskunft geben, sagte der Sprecher. Allgemein gelte, dass die Bundesregierung die Solarindustrie in Deutschland und Europa stützen wolle.

Meyer Burger erwägt nach eigenen Angaben, sein Werk im sächsischen Freiberg zu schließen. Eine endgültige Entscheidung müsste bis Mitte Februar getroffen werden, teilte das Unternehmen mit - "sofern keine ausreichenden Maßnahmen zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa, etwa durch Resilienzmaßnahmen, ergriffen werden".

Solarhersteller Meyer Burger kritisiert 'Marktverzerrung' in Europa

Das Solarunternehmen Meyer Burger fordert von der Bundesregierung schnelle Anpassungen bei der Einspeisevergütung von Solarstrom. "Wir befinden uns in einem Verteilkampf", sagte Geschäftsführer Gunter Erfurt am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Der Bund müsse daher in diesem Jahr rund 50 Millionen Euro in die Erhöhung der Einspeisevergütung geben. Davon sollten dann Nutzer von Solaranlagen profitieren, die Anlagen aus europäischer Produktion nutzen. Je europäischer ein Produkt sei, desto mehr Boni solle es geben. Dadurch sollen Anreize zum Kauf entsprechender Produkte geschaffen werden.

Dies sei kein Konzept des Unternehmens, sondern werde unter anderem vom Bundesverband der Solarwirtschaft gefordert, sagte Erfurt. Staatliche Subventionen bei der Solarmodulherstellung in China hätten zu einer gravierenden Marktverzerrung geführt. "In Europa werden wir chinesischem Handeln zum Fraß vorgeworfen." Die Windbranche leide unter dem gleichen Problem.

Die Bundesregierung müsse daher schnell handeln, andernfalls "werden wir dieses Thema in Europa beenden", sagte Erfurt. Meyer Burger hatte am Mittwoch bekanntgegeben, die Produktion von Solarmodulen in Deutschland zu beenden, falls nicht gegengesteuert werde. Davon betroffen wäre das Werk im sächsischen Freiberg mit 500 Angestellten. Die Zellproduktion in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) und der Forschungsstandort in Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) seien davon ausgenommen. Diese Standorte würden unter anderem für den Hochlauf der Modulproduktion in den USA benötigt.

Es sei jetzt ein entscheidender Zeitpunkt, betonte der Geschäftsführer des Schweizer Unternehmens. "Es wird eine Entscheidung sein über Wohl und Wehe der gesamten Industrie in den kommenden Jahren." Meyer Burger besitzt mit der Fabrik in Freiberg nach eigenen Angaben den größten Betrieb für Solarmodulproduktion in Europa. Die deutsche Politik habe sich vor zehn Jahren entschieden, das fallen zu lassen, sagte Erfurt. Das habe Träume und Hoffnungen vor allem in Ostdeutschland zerstört.

An der SIX erleben die Anteilsscheine von Meyer Burger am Mittwoch einen Kursrutsch: Zeitweise verlieren sie 31,28 Prozent auf 0,089 Franken, in der Spitze ging es allerdings bereits um 46,7 Prozent runter auf 0,07 Franken.

/dhu/DP/stk

FREIBERG (dpa-AFX)

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Bildquelle: Meyer Burger,zvg

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