05.04.2016 20:52:45
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Merkel und Chefs internationaler Organisationen wollen mehr Wachstum
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Chefs internationaler Organisationen haben sich bei einem Treffen im Kanzleramt für neue Schritte zur Schaffung von Wachstum stark gemacht. "Wir sind uns alle einig darin, dass entschiedene Maßnahmen und ein neuer Politikansatz notwendig sind", betonten sie in einer Erklärung.
In verschiedenen Regionen der Welt bestünden weiterhin hohe geopolitische Risiken, die neueste Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Lage der Weltwirtschaft zeige "erneut eine schwächere Basis auf", und die Internationale Arbeitsorganisation ILO erwarte, dass die Zahl der Arbeitslosen 2016 weltweit um 2,3 Millionen steige.
"Wir haben heute in den verschiedenen Beiträgen auch noch einmal sehr intensiv diskutiert, wo wir stehen bei der Gestaltung der Globalisierung", berichtete Merkel bei einer Pressekonferenz.
Währungsfonds sieht mehr Probleme am Horizont IWF-Chefin Christine Lagarde warnte aber vor Risiken für die Wirtschaftsentwicklung. "Die gute Nachricht ist, wir haben Wachstum", sagte sie. Die Wirtschaftserholung setze sich fort. "Die schlechte Nachricht ist, dass das Wachstum fragil ist und sich die Risiken am Horizont erhöhen", betonte die Geschäftsführende Direktorin des IWF aber.
Gründe seien ein Modellwechsel der chinesischen Wirtschaft und anhaltend niedrige Rohstoffpreise. Künftig dürfe die Wirtschaft nicht nur durch die Geldpolitik angekurbelt werden, forderte sie. Unter anderem seien vielmehr auch Strukturreformen nötig.
Lagarde sagte bereits in einer Rede am Mittag in Frankfurt, die Weltwirtschaft habe sich im vergangenen halben Jahr weiter abgeschwächt. Im Vorfeld der anstehenden IWF-Frühjahrstagung forderte sie neue Anstrengungen der Politik für ein stärkeres und stetigeres Wirtschaftswachstum. Die Geldpolitik sieht Lagarde dabei zumindest in den Industrieländern nicht mehr an vorderster Front.
Die Frühjahrstagung von IWF und Weltbank beginnt am 12. April in Washington. An diesem Tag wird auch der aktuelle Weltwirtschaftsausblick veröffentlicht. Im Januar hatte der IWF für 2016 und 2017 ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3,4 und 3,6 Prozent prognostiziert.
Flüchtlingssituation birgt Risikopotenzial Weltbank-Präsident Jim Yong Kim, der ebenfalls an dem Treffen mit Merkel teilnahm, warnte in Berlin vor einer Gefährdung des weltweiten Wachstums durch die Flüchtlingssituation und verlangte mehr Anstrengungen im Kampf gegen die extreme Armut, um dem Strom der Migranten entgegenzuwirken.
Seine Institution sage voraus, dass die Armutsrate in den fragilen Staaten bis 2030 mit 47 Prozent extrem hoch bleibe und das globale Wirtschaftswachstum weitgehend dem Schnitt des vergangenen Jahrzehnts entspreche, sagte Kim in einer Rede am Mittag. "Die Flüchtlingssituation und die Aussicht, dass 47 Prozent der Menschen in fragilen und von Konflikten betroffenen Staaten in Armut leben, empfinden wir als ein klares Abwärtsrisiko für die Weltwirtschaft." Der Zustrom an Flüchtlingen werde so nicht stoppen. Weitere Risiken sah er im Klimawandel und in Pandemien.
Teilnehmer des Treffens im Kanzleramt waren zudem der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), Angel Gurria, und die Generaldirektoren der ILO und der Welthandelsorganisation WTO, Guy Ryder und Roberto Azevedo.
(Mitarbeit: Hans Bentzien)
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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April 05, 2016 14:22 ET (18:22 GMT)
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