09.11.2014 13:12:30
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Merkel nennt Mauerfall eine "Botschaft der Zuversicht"
Von Stefan Lange
BERLIN--Kanzlerin Angela Merkel hat den Mauerfall vor 25 Jahren als "Botschaft der Zuversicht" für andere Länder in der Welt bezeichnet. "Der Mauerfall hat uns gezeigt: Träume können wahr werden", sagte Merkel am Sonntag bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Berlin. "Nichts muss so bleiben, wie es ist, mögen die Hürden auch noch so hoch sein. Diese Erfahrung wollen wir mit unseren Partnern in der Welt teilen", sagte die Kanzlerin. Auch in Ländern wie Syrien oder Irak könnten Mauern fallen, "Mauern der Diktatur, der Gewalt, der Ideologie, der Feindschaft".
Sie empfinde heute nicht nur Freude, "sondern vor allem auch tiefe Verantwortung, die uns die deutsche Geschichte aufgegeben hat", sagte Merkel bei der Eröffnung einer Dauerausstellung an der Bernauer Straße. Die CDU-Vorsitzende erinnerte an die vielen Mauertoten und nannte die Berlinerin Ida Siekmann, die das erste Todesopfer an der Berliner Mauer war.
Die im Osten aufgewachsene Merkel hielt an ihrer Einschätzung fest, dass die DDR ein Unrechtsstaat gewesen sei und nannte die Mauer ein "in Beton gegossenes Symbol staatlicher Lüge". Die Kanzlerin zeigte Verständnis, dass nach dem 9. November 1989 von den Bürgern "sofort Hand an die Mauer gelegt worden sei". Innerhalb eines Jahres sei die Mauer aus dem Stadtbild verschwunden. "Der Wunsch war groß, dieses Schandmal zu tilgen", sagte Merkel.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit würdigte, die Ausstellung an der Bernauer Straße zeuge von der "Unmenschlichkeit der Mauer", aber auch vom "Freiheitsdrang der Menschen" im Osten. Gleichzeitig räumte der SPD-Politiker ein, dass zu viel Mauer abgerissen worden sei. Er verstehe, dass Menschen heute die Auffassung äußerten, Berlin hätte mehr von der Mauer stehen lassen müssen. Aber die Mauer habe Familien getrennt und Menschen den Tod gebracht. "Deshalb gab es ein natürliches Gefühl: Weg damit", sagte Wowereit mit Blick auf die Situation vor 25 Jahren. "Das war vielleicht in dieser Rigorosität falsch aus heutiger Sicht", sei angesichts der damaligen Verhältnisse aber verständlich, sagte Wowereit.
Die Dauerausstellung erzählt mit Original-Dokumenten, Filmen, Zeitzeugen-Interviews und historischen Fotos, Texten und Filmen die deutsch-deutsche Geschichte nach. Das Dokumentationszentrum an der Bernauer Straße wurde dazu umfassend saniert. Rund drei Millionen Euro flossen insgesamt in das Projekt.
Zuvor hatte Merkel zusammen mit Politikern, Bürgerrechtlern und Zeitzeugen bei der zentralen Gedenkveranstaltung an der Bernauer Straße - auf dem ehemaligen Todesstreifen stehen als Denkmal noch rund 200 Meter der Mauer - in der Kapelle der Versöhnung einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert. Merkel und Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit steckten zum Gedenken an die Maueropfer Rosen in die sogenannte Hinterlandmauer.
Nach den offiziellen Feierlichkeiten holte sich das Volk die Hoheit über das Mauerfall-Gedenken zurück. Am Brandenburger Tor fand das Bürgerfest statt, in dessen Verlauf Künstler wie Udo Lindenberg auftreten sollten.
Am Abend sollten rund 7.000 leuchtende Ballons in den Himmel steigen. Die Kunstaktion "Lichtgrenze" hatte seit Tagen schon den Verlauf der Mauer nachgebildet und Tausende Besucher aus aller Welt in ihren Bann gezogen.
Anlässlich der Feierlichkeiten zum Mauerfall warnte der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow vor einem neuen Kalten Krieg. Dem Westen seien Euphorie und "Triumphalismus" zu Kopfe gestiegen, kritisierte er. Gorbatschow warb um Verständnis für den russischen Kurs und forderte eine Aufhebung der Sanktionen gegen Moskau.
DJG/stl/kla
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November 09, 2014 06:42 ET (11:42 GMT)
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