05.12.2012 13:08:00
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Meinl blitzte mit Klage gegen Ex-Gutachter wegen übler Nachrede ab
Demnach hat der Wirtschaftsressortleiter des Wochenmagazins als persönlicher Jagdgast im Hause Meinl mehrmals übernachtet und dort unter anderem auch zu Abend gegessen. Das Berufungsgericht dazu: "Der Privatankläger (Meinl, Anm.) ist zwar nicht persönlich mit Geldscheinen zu irgendwelchen Journalisten gegangen, doch waren diese Geschenke geeignet, den Beschenkten wohlwollend gestimmt zu beeinflussen", heißt es in dem Urteil laut Zeitung.
Meinl muss nun die Kosten für das Verfahren tragen, er ist zur Berufungsverhandlung nicht erschienen.
Der Wirtschaftsressortleiter von "News" war am Mittwoch für die APA vorerst nicht erreichbar.
Seitens der Meinl Bank hieß es, eine "transparente, nachvollziehbare Öffentlichkeitsarbeit" gehöre zu den "Handlungsprinzipien" des Instituts. Das Geldhaus befinde sich "in einer jahrelangen intensiven Auseinandersetzung mit juristischen Vorwürfen" und begegne diesen mit einer "nachvollziehbaren, nachhaltigen Darstellung seiner Position", so Banksprecher Thomas Huemer zur APA. "Andere Methoden" wären "nicht nur ethisch verwerflich, sondern aus Sicht professioneller Öffentlichkeitsarbeit zudem völlig sinnlos."
Julius Meinl bzw. die Meinl Bank ziehen seit Jahren gegen Havranek sowohl juristisch als auch medial zu Felde. Havranek wurde im Sommer 2008 von der - ebenso von Meinl heftig kritisierten - Staatsanwaltschaft Wien als Sachverständiger in der Strafsache Meinl bestellt. Er sollte die Geldflüsse zwischen MEL, Meinl Bank und Julius Meinl untersuchen. Auf Basis seines Vorgutachtens kam es am 1. April 2009 zur Verhaftung von Julius Meinl, der nach eineinhalb Tagen gegen eine Rekordkaution von 100 Millionen Euro wieder freikam. Bereits zuvor, im Februar 2009, hatte die Meinl Bank einen Ablehnungsantrag gegen Havranek wegen Befangenheit eingebracht. Im September 2009 wurde dem tatsächlich stattgegeben, weil Havranek im "WirtschaftsBlatt" einen Meinl-kritischen Kommentar verfasst hatte.
Drei Jahre nach Verhängung der U-Haft, im heurigen April, verklagten Meinl und die Meinl Bank dann Havranek auf 10 Mio. Euro Schadenersatz. Als Argument wurde der angebliche Imageschaden, der infolge des Gutachtens entstanden sei, ins Treffen geführt. Auch damit scheiterte Meinl im September in erster Instanz. Die Bank hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.
In der Causa Meinl wird seit nunmehr fünf Jahren gegen Julius Meinl und andere (frühere) Organe von MEL und Meinl Bank wegen Betrugs und Untreue ermittelt. Erst vergangene Woche kam es am Bankstandort in der Wiener Innenstadt zu einer neuerlichen Razzia. Zwischenzeitlich ist bereits der dritte Sachverständige mit dem Fall befasst. Havraneks Nachfolger Fritz Kleiner warf nach kurzer Zeit das Handtuch, seit Herbst 2011 ackert nun Martin Geyer das Aktenkonvolut durch. Auch er passt der Meinl Bank offenbar nicht in den Kram, im Sommer bracht das Geldhaus eine Zivilklage gegen Geyer ein.
Die Causa MEL hat auf Seiten der Meinl Bank schon 60 Mio. Euro verschlungen - weniger als die Hälfte floss in Vergleiche mit MEL-Anlegern, die gegen das Geldhaus vor Gericht gezogen waren, der Rest ging für Anwälte und Krisen-PR drauf.
(Schluss) snu/tsk
WEB http://www.meinlbank.com
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