14.06.2016 11:46:45
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MARKET TALK/S&P: EZB ist schuld an Reformmüdigkeit
Das zögerliche Verhalten der Euro-Staaten bei der Umsetzung wachstumsfreundlicher Reformen geht nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) vor allem auf das Konto der Europäischen Zentralbank (EZB). Der für Landerratings zuständige Analyst Moritz Kraemer sagte, unmittelbar während der Staatsschuldenkrise 2011 hätten die Länder 62 Prozent der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) empfohlenen Reformen umgesetzt. Im Jahr 2013 seien es noch über 40 Prozent gewesen, 2015 aber nur noch knapp ein Viertel.
In diesem Zeitraum hatte die EZB ihr Geldpolitik sehr stark gelockert. Die OECD misst die Reformfreudigkeit mit dem sogenannten Going-for-growth-Indicator. "Die fundamentalen Wachstumsprobleme Europas sind nicht gelöst, nur überdeckt, und das haben wir Herrn Draghi und seiner Mannschaft zu verdanken", sagte Kraemer.
S&P geht nach Krämers Angaben davon aus, dass die EZB ihr Inflationsziel von knapp 2 Prozent erreichen wird - "vielleicht nicht in diesem oder im nächsten Jahr, aber auch nicht erst in zehn Jahren". An den Anleihemärkten herrsche offenbar die Auffassung, dass die EZB das selbst in 50 Jahren nicht schaffen werde, aber so pessimistisch sei er nicht. "Die aus Anleihekursen abgeleiteten Inflationserwartungen sind schwer rationalisierbar", sagte Kraemer.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dow jones.com
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June 14, 2016 05:16 ET (09:16 GMT)
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