09.12.2016 22:47:44

MÄRKTE USA/Wall Street ist auch zum Wochenschluss nicht zu bremsen

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street ist auch am Freitag stramm auf Rekordkurs geblieben und hat zugleich die längste Gewinnphase seit Juni 2014 verbucht. Der US-Aktienmarkt verzeichnete die fünfte Sitzung in Folge Aufschläge. Mit Blick auf die abermaligen Allzeithochs von Dow-Jones-Index, dem marktbreiten S&P-500 sowie dem Nasdaq-Composite sprachen Händler bereits von Gewöhnungseffekten. Der Dow-Jones-Index kletterte um 0,7 Prozent auf 19.757 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten um 0,6 bzw. 0,5 Prozent zu. Dabei standen 1.495 (1.883) Kursgewinnern 1.528 (1.159) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 98 (74) Titel. Der Umsatz ermäßigte sich auf 902 (992) Millionen Aktien.

   Bereits an den vergangenen Tagen waren stetig neue Rekorde erreicht worden. Am Vortag waren es sogar fünf Hauptindizes, die ein Allzeithoch erklommen hatten - erstmals gleichzeitig seit über 18 Jahren. Nun stützten positiv gestimmte US-Verbraucher, wobei der Markt allerdings etwas Zeit brauchte, bis er darauf ansprang. Die Konsumentenstimmung hatte sich im Dezember stärker als erwartet aufgehellt. Vor allem der überraschende Sieg von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl beflügelte die Erwartungen der Konsumenten. Der Indikator rangierte nur knapp unter dem Höchststand des Jahres 2015, der den höchsten Wert seit Anfang 2004 markierte. Für die Zinsentscheidung der US-Notenbank in der kommenden Woche dürfte die Lesung keine Rolle spielen, denn eine Erhöhung der Leitzinsen um 25 Basispunkte wurde bereits mit praktisch 100 Prozent eingepreist.

Skeptiker mahnen Angesichts der "Trump-Rally" mit immer neuen Rekordständen war es wenig verwunderlich, dass sich auch die Zahl der Skeptiker vermehrte. Einige Analysten urteilten, dass die Rally seit den Präsidentschaftswahlen übertrieben gewesen sei. "Der die relative Stärke messende Index deutet auf eine klar überkaufte Lage am US-Aktienmarkt hin. Der Zeitpunkt einer Korrektur könnte sich nähern", warnte Marktanalystin Ipek Ozkardeskaya von London Capital Group. Dagegen meinte Finanzberater Frank Cappelleri von Instinet, Überkauftheit könne über längere Phasen am Markt bedeutungslos sein.

   Am Ölmarkt legten die Preise nach der Schwächeperiode zuvor etwas zu. Mit Spannung blickten Teilnehmer dem Treffen am Wochenende entgegen, auf dem sich die Förderländer inner- und außerhalb des Erdölkartells Opec über eine gemeinsame Förderbegrenzung verständigen wollen. Russland hatte bereits seine Bereitschaft zur Senkung der Produktion signalisiert. Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent legte um 0,8 Prozent auf 54,33 Dollar zu, während sich US-Leichtöl der Sorte WTI um 1,3 Prozent auf 51,50 Dollar verteuerte. Wie zweischneidig das Schwert einer Opec-Fördersenkung ist, zeigten die Daten des Öldienstleisters Baker Hughes. Wegen des jüngsten Ölpreisanstiegs im Gefolge der Opec-Beschlüsse kletterte die Anzahl der in den USA aktiven Förderanlagen in dieser Woche um 21 auf 498. Damit pumpten in den USA so viele Anlagen Rohöl wie zuletzt im Januar. Der Anstieg war zugleich der höchste seit vielen Jahren.

   Der Dollar zeigte weiter Stärke. Nachdem er im Gefolge der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Vortag dynamisch gegen den Euro, aber auch gegen andere Währungen, vorgerückt war, ging es nun nochmals nach oben. So war der Euro deutlich unter 1,06 Dollar auf zuletzt 1,0554 gefallen, während der Greenback zugleich auf ein Zehnmonatshoch zum Yen gestiegen war. Neben der EZB-Politik zeigte die erwartete Straffung der US-Geldpolitik Wirkung. Eine Zinserhöhung in der kommenden Woche wurde mit 97-prozentiger Wahrscheinlichkeit eingepreist.

   Dies waren keine guten Schlagzeilen für den Goldpreis, der unter dem festen Dollar litt und auf ein Zehnmonatstief abrutschte. Die Feinunze verbilligte sich im späten US-Handel auf Tagessicht um 1,0 Prozent auf 1.159 Dollar. Noch am Mittwoch hatte sie im Hoch bei 1.180 Dollar gestanden. Damit verbuchte das Edelmetall seinen fünften Wochenverlust in Folge. Händler sprachen von einem anhaltenden Kapitalabfluss bei börsennotierten Fonds, die in das Edelmetall investieren.

   Angesichts der Risikobereitschaft der Anleger und mit Blick auf erwartete Zinserhöhungen der US-Notenbank standen Anleihen im Schatten der Wall Street. Fallende Notierungen ließen die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um sechs Basispunkte auf 2,47 Prozent emporschnellen und damit auf ein 17-Monatshoch. Im Handel wurde unter anderem auf stärker als erwartet ausgefallene Inflationsdaten in China verwiesen.

Coca-Cola und GM sehr fest Coca-Cola schritt beim erwarteten Wechsel an der Spitze des Getränkekonzerns voran. James Quincey soll im Mai den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Muhtar Kent übernehmen. Der Getränkegigant kämpft mit einem rückläufigen Limonadenmarkt, Anleger setzten auf Besserung durch den neuen Mann an der Spitze. Der Kurs zog um 2,5 Prozent an. General Motors (GM) blieb mit Blick auf die Gewinnentwicklung 2017 optimistischer, als es Analysten dem Automobilkonzern zutrauten. Die Titel kletterten um 3,4 Prozent. Wie schon zuvor United Continental Airlines hob auch American Airlines nach positiven November-Verkehrszahlen den Umsatzausblick für das laufende Quartal an. Beide Papiere stiegen um 3,3 Prozent.

   Broadcom kletterten um 4,9 Prozent. Der Chiphersteller und Apple-Zulieferer übertraf in seinem vierten Quartal die Markterwartungen und sprach von einem starken Jahresausklang mit einem Umsatz auf Rekordniveau. Ein gesenkter Umsatzausblick sorgt dagegen für kräftigen Druck auf die Aktie des Bekleidungsunternehmens Duluth Holdings. Stifel Nicolaus stufte die Titel ab. Der Aktienkurs schmolz um 22,9 Prozent. Restoration Hardware traf es fast so hart mit einem Kursabsacker um über 18 Prozent. Die Möbelkette hatte enttäuschende Umsätze berichtet und zudem mit einer Umsatzwarnung aufgewartet.

   Ein lethargisches IPO-Jahr hat mit einem milliardenschweren Börsengang in den USA kurz vor Schluss noch einen Schub erhalten. Der Versicherer Athene Holding hat bei seinem IPO knapp 1,1 Milliarden US-Dollar eingenommen. Die Bewertung des Unternehmens beträgt damit 8 Milliarden US-Dollar. Die Aktie legt gegenüber dem Emissionspreis um 10,1 Prozent zu.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 19.756,85 0,72 142,04 13,38 S&P-500 2.259,53 0,59 13,34 10,55 Nasdaq-Comp. 5.444,50 0,50 27,14 8,73 Nasdaq-100 4.895,90 0,76 36,72 6,59

US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag 2 Jahre 1,12 1,3 1,10 5 Jahre 1,88 4,5 1,83 7 Jahre 2,25 5,0 2,20 10 Jahre 2,47 5,9 2,41 30 Jahre 3,15 4,6 3,11

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:13 Do, 17.26 Uhr % YTD EUR/USD 1,0553 -0,59% 1,0615 1,0615 -2,8% EUR/JPY 121,6518 +0,14% 121,4834 121,20 -16,3% EUR/CHF 1,0742 -0,46% 1,0791 1,0791 -1,2% EUR/GBP 0,8391 -0,57% 0,8436 1,1832 +13,9% USD/JPY 115,28 +0,73% 114,44 114,17 -1,8% GBP/USD 1,2577 -0,06% 1,2584 1,2558 -14,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 51,46 50,84 +1,2% 0,62 +16,4% Brent/ICE 54,35 53,89 +0,9% 0,46 +18,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.159,22 1.170,75 -1,0% -11,54 +9,3% Silber (Spot) 16,86 17,02 -0,9% -0,16 +22,0% Platin (Spot) 914,40 937,00 -2,4% -22,60 +2,6% Kupfer-Future 2,64 2,62 +0,9% +0,02 +22,7% === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   December 09, 2016 16:16 ET (21:16 GMT)

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