30.01.2017 22:42:51
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MÄRKTE USA/Visabeschränkungen dämpfen Stimmung - -2-
NEW YORK (Dow Jones)--Mit seiner jüngsten kontroversen Entscheidung hat US-Präsident Donald Trump der Rally an den Börsen vorerst ein Ende gesetzt. Das nun angeordnete Einreiseverbot für Muslime aus bestimmten Ländern wurde nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch von US-Unternehmen der verschiedensten Branchen heftig kritisiert, weil sie ihre Geschäftstätigkeit und ihre Ertragslage gefährdet sehen.
Fluggesellschaften bekamen die Folgen der neuen Visavorschriften unmittelbar zu spüren: Sie mussten schon am Wochenende Passagiere auf Flughäfen im Ausland zurücklassen. Die Aktien der Airlines gehörten daher zu den größten Verlierern neben Technologie-Aktien. Vertreter verschiedener Technologiekonzerne äußerten die Befürchtung, dass ihnen das Anwerben geeigneter Bewerber erschwert werde. Verkauft wurden aber auch Konjunkturzykliker sowie die im Zuge der "Trump-Rally" gesuchten Finanzwerte.
Die Visabeschränkungen waren aber nur ein Grund, warum Anleger sich aus Aktien zurückzogen. Daneben stehen in dieser Woche etliche Ereignisse an, vor denen die Investoren lieber Geld vom Tisch nahmen. Neben wichtigen US-Daten wie dem Arbeitsmarktbericht für Januar und Ergebnissen aus dem Unternehmenssektor, unter anderem von Apple, Facebook und Amazon, steht vor allem die Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch im Fokus. Es ist das erste Treffen der US-Notenbanker nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump und seinen im Eilverfahren angeordneten Dekreten.
Der Dow-Jones-Index verlor 0,6 Prozent auf 19.971 Punkte. Im Tagestief notierte der Index bei 19.870 Punkten. Der S&P-500 gab ebenfalls um 0,6 Prozent nach und der Nasdaq-Composite fiel um 0,8 Prozent. Umgesetzt wurden 873 (Freitag: 751) Millionen Aktien. Dabei kamen auf 914 Kursgewinner 2.115 -verlierer, während 91 Titel unverändert schlossen.
Unmittelbar nach der Wahl Trumps hatten die Aktienkurse einen Höhenflug begonnen, der sie auf immer neue Rekordstände führte. In der vergangenen Woche stieg der Dow erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 20.000 Punkten. Anleger setzten darauf, dass Trump das Konjunkturprogramm und Steuersenkungen in die Tat umsetzen werde, die er während des Wahlkampfs versprochen hatte.
Seit seinem Amtsantritt am 20. Januar hat Trump die Märkte allerdings mit einigen kontroversen Entscheidungen irritiert, etwa seinem Beharren auf den Bau einer Mauer zu Mexiko und der Ankündigung, Strafzölle auf Einfuhren aus dem Nachbarland zu erheben. Die am Wochenende angeordneten Einreisebeschränkungen wurden im In- und Ausland heftig kritisiert. Sie sind nach Meinung von Beobachtern ein weiterer Grund, warum es dieses Jahr nicht rund laufen dürfte.
"Auch wenn der Markt davon ausgeht, dass der Trump-Wahlsieg zu einem höheren US-Wirtschaftswachstum im Jahr 2017 führen wird, dürfte die Volatilität ein wichtiger Faktor bleiben", hieß es von den Strategen der Deutschen Bank. "Derzeit gibt es zu viele Unsicherheiten, unbekannte Faktoren und politische Änderungen", ergänzten die Marktteilnehmer.
Wenig Impulse zu Wochenbeginn Die Agenda der US-Konjunkturdaten war zu Wochenbeginn noch übersichtlich, es wurden lediglich die persönlichen Ausgaben und Einnahmen für Dezember sowie die ausstehenden Häuserverkäufe bekannt gegeben. Demnach gaben die US-Verbraucher im Dezember etwas mehr aus, doch deckte sich der Anstieg um 0,5 Prozent auf Monatssicht mit den Erwartungen der Ökonomen. Für die Einkommen wurde ein Anstieg von 0,3 Prozent vermeldet, während Volkswirte mit einer Zunahme um 0,4 Prozent gerechnet hatten. Der Index der ausstehenden Häuserverkäufe stieg im Dezember auf Monatssicht um 1,6 Prozent auf 109,0.
Ansonsten waren hier die Blicke vor allem auf die Fed-Sitzung gerichtet. Highlight bei den US-Konjunkturdaten ist der Arbeitsmarktbericht für Januar am Freitag. Aber auch die Entwicklungen im Weißen Haus werden aufmerksam verfolgt. Sollten die Unsicherheiten noch weiter zunehmen, sei mit einer verstärkten Suche der Anleger nach Sicherheit zu rechnen, so ein Teilnehmer.
Die Kursverluste an den Aktienmärkten verschafften dem "sicheren Hafen" Gold Zulauf. Der Goldpreis, der in den vorigen vier Sitzungen stetig nachgegeben hatte, legte um 0,4 Prozent auf 1.196 Dollar zu.
Anleihen, die normalerweise ebenfalls gesucht sind, wenn es am Aktienmarkt abwärts geht, waren dagegen kaum gefragt. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen zeigte sich unverändert bei 2,49 Prozent. Händler erklärten die Zurückhaltung mit der anstehenden US-Notenbanksitzung und den Arbeitsmarktdaten, aber auch mit einer Unternehmensanleihe von Microsoft. Der Konzern will sich an den Kapitalmärkten 17 Milliarden Dollar besorgen.
Am Devisenmarkt agierten die Anleger ebenfalls defensiver und kauften den als klassische Fluchtwährung geltenden Yen. Der Dollar kostete im späten US-Handel nur noch etwa 113,60 Yen. Im Tageshoch wurden fast 115 Yen für einen Dollar gezahlt.
Auch der Euro erholte sich von seinem Tagestief bei 1,0620 Dollar und näherte sich der Marke von 1,07 Dollar. Zuvor hatte die Gemeinschaftswährung darunter gelitten, dass die Inflation in Deutschland einer ersten Schätzung zufolge nicht so stark gestiegen ist wie erwartet. Die harmonisierten Verbraucherpreise sind im Januar gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent gestiegen, erwartet wurde von Volkswirten dagegen ein Plus von 2,1 Prozent.
"Angesichts der fast doppelt so hohen Ölpreise wie vor einem Jahr ist das eine Überraschung. Wir hatten eine Inflationsrate mit einer 2 vor dem Komma erwartet", so Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der Förderbank KfW. Vor diesem Hintergrund rechnet Zeuner damit, dass die Europäische Zentralbank an ihrer lockeren Geldpolitik vorerst festhalten wird.
Die Ölpreise setzten ihre Talfahrt fort. Am Markt geht die Befürchtung um, dass in den USA wieder mehr Öl gefördert wird und dadurch eine Überangebot entsteht. Am Freitag hatte das Unternehmen Baker Hughes gemeldet, dass die Zahl der in Betrieb befindlichen Ölförderanlagen in den USA abermals gestiegen ist. Der Preis für ein Barrel Leichtöl der US-Sorte WTI sank um 1,0 Prozent auf 52,63 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent ermäßigte sich um 0,5 Prozent auf 55,23 Dollar.
Airlines nach Einreiseverbot von Trump unter Druck Mit Abgaben zeigten sich die Aktien aus der Luftfahrtbranche, nachdem US-Präsident Trump am Freitag per Dekret angeordnet hatte, dass Bürger der sieben mehrheitlich muslimischen Länder Irak, Iran, Libyen, Somalia, Syrien, Sudan und Jemen für 90 Tage keine Visa erhalten dürfen. Dies löste Proteste an den Flughäfen aus und könnte die Fluggesellschaften aus den betroffenen Ländern dazu zwingen, ihre Besatzungen den neuen Bestimmungen anzupassen. American Airlines fielen um 4,4 Prozent, Jetblue gaben um 1,5 Prozent nach und Southwest Airlines reduzierten sich um 0,7 Prozent. Die Aktien von Delta Airlines rutschten um 4,1 Prozent ab. Das Unternehmen musste am Wochenende zudem nach technischen Problemen eine Vielzahl von Flügen streichen.
Auf den Verkaufslisten ganz oben standen auch Aktien der Technologiebranche, die durch die Einreiseverbote ebenfalls Nachteile befürchtet. Die Aktie der Google-Mutter Alphabet verlor 2,5 Prozent. Microsoft büßten 1 Prozent ein, Facebook 0,9 Prozent und Intel 1,5 Prozent.
Die Drogerie- und Apothekenkette Walgreens legt für die geplante Übernahme des Wettbewerbers Rite Aid mindestens 2,1 Milliarden Dollar weniger auf den Tisch als geplant. Die Transaktion wird von den Kartellbehörden immer noch geprüft. Im Oktober 2015 hatte Walgreens den Kauf von Rite Aid für 9 Dollar je Aktie oder insgesamt rund 9,4 Milliarden Dollar vereinbart. Am Montag gaben die Unternehmen nun bekannt, dass sie einen neuen Deal vereinbart hätten, der Rite Aid nur noch mit 6,8 Milliarden bis 7,4 Milliarden Dollar bewerte. Die endgültige Summe hängt davon ab, wie viele Filialen auf Druck der Kartellhüter verkauft werden müssen. Entsprechend liegt der Wert der neuen Transaktion je Aktie bei 6,50 bis 7 Dollar. Rite Aid brachen um 17,5 Prozent ein, Walgreens zeigten sich kaum verändert, nachdem das Unternehmen auch seine Gewinnprognose für dieses Jahr gesenkt hatte. Kostensenkungen, die sich aus der Rite-Aid-Übernahme ergeben hätten, werden sich nun wohl erst später realisieren lassen.
Die Aktien der Citigroup verloren 0,9 Prozent. Die Bank strafft ihre Aktivitäten weiter. Am Montag kündigte die US-Großbank an, das Hypothekenservicing-Geschäft bis Ende 2018 zu verkaufen. Der Schritt soll die Kosten im Bereich CitiMortgage senken und zu einer besseren Rendite führen. Citigroup erwartet wegen des Verkaufs im ersten Quartal eine Vorsteuerbelastung von etwa 400 Millionen Dollar.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 19.971,13 -0,61 -122,65 1,06 S&P-500 2.280,90 -0,60 -13,79 1,88 Nasdaq-Comp. 5.613,71 -0,83 -47,07 4,28 Nasdaq-100 5.129,33 -0,75 -38,73 5,46US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,21 -0,4 1,22 1,0 5 Jahre 1,95 0,2 1,94 2,2 7 Jahre 2,29 0,0 2,29 3,9 10 Jahre 2,49 0,6 2,48 4,4 30 Jahre 3,09 2,6 3,06 1,9
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:14 Fr, 17:15 % YTD (MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
January 30, 2017 16:12 ET (21:12 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.- - 04 12 PM EST 01-30-17
-2 of 2- 30 Jan 2017 21:12:00 UTC DJ MÄRKTE USA/Visabeschränkungen dämpfen Stimmung - -2-
EUR/USD 1,0695 -0,18% 1,0715 1,0694 +1,7%
EUR/JPY 121,6572 -0,99% 122,8761 123,06 -1,6%
EUR/CHF 1,0644 -0,47% 1,0694 1,0685 -0,6%
EUR/GBP 0,8567 +0,49% 0,8528 1,1717 +0,5%
USD/JPY 113,74 -0,82% 114,68 115,07 -2,7%
GBP/USD 1,2482 -0,64% 1,2563 1,2530 +1,2%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 52,68 53,17 -0,9% -0,49 -3,6% Brent/ICE 55,28 55,52 -0,4% -0,24 -2,6%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.195,66 1.191,10 +0,4% +4,56 +3,8% Silber (Spot) 17,13 17,14 -0,1% -0,01 +7,6% Platin (Spot) 989,70 984,65 +0,5% +5,05 +9,5% Kupfer-Future 2,67 2,69 -0,8% -0,02 +6,5% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/cln/
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Apple Inc. | 225,95 | 0,71% | |
Citigroup Inc Cert.Deposito Arg.Repr. 0.03333333333 Shs | 26 275,00 | 4,68% | |
Delta Air Lines Inc. | 60,48 | 0,53% | |
Intel Corp. | 22,80 | 0,35% | |
JetBlue Airways Corp. | 5,64 | 0,98% | |
Meta Platforms (ex Facebook) | 545,30 | 0,22% | |
Southwest Airlines Co. | 30,60 | 0,31% | |
Walgreens Boots Alliance Inc | 8,51 | -0,37% |
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