06.12.2013 22:45:18
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MÄRKTE USA/Tapering hat seinen Schrecken verloren
Von
Steffen Gosenheimer
An der Wall Street scheint ein Umdenken stattzufinden. Wurden an den vergangenen Handelstagen gute Konjunkturdaten stets zum Anlass genommen, die Angst vor einem unmittelbar bevorstehenden Zurückfahren der expansiven US-Geldpolitik (Tapering) zu schüren und Aktien zu verkaufen, war davon am Freitag nichts zu spüren. Ausgerechnet nach den mit höchster Spannung erwarteten und besser als erwartet ausgefallenen monatlichen US-Arbeitsmarktdaten ging es am Aktienmarkt deutlich bergauf. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen lag mit 203.000 über der Konsensschätzung von 180.000.
Die viel beachtete Arbeitslosenquote sank zudem von 7,3 auf 7,0 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit 2008. Die US-Notenbank hatte bereits vor geraumer Zeit angekündigt, bei einer Quote von 6,5 Prozent eine Erhöhung des Leitzinses ins Auge zu fassen. Von Tapering-Sorge war aber dennoch nichts zu sehen. Gut seien die Zahlen zwar, aber wohl nicht gut genug, um die US-Notenbanker schon im Dezember auf den Plan zu rufen, hieß es dazu. "Der Bericht hält die Gefahr eines Taperings im Dezember lebendig, aber eine sichere Wette ist das noch nicht", sagte Jason Rogan, Handelschef bei Guggenheim Securities.
Der Dow Jones Index gewann 1,3 Prozent auf 16.020 Punkte und machte damit die Verluste der vorangegangenen drei Handelstage wieder wett. Für den S&P-500 Index ging es um 1,1 Prozent nach oben, die beiden Nasdaq-Indizes hinkten etwas hinterher. An der Nyse standen 2.229 (Vortag: 1.045) Gewinnern 867 (2.036) Verlierer und 80 (87) unveränderte Aktien gegenüber.
Während einige Akteure die Kursgewinne damit erklärten, dass vielfach ein noch stärkerer Jobaufbau befürchtet worden sei und es daher zu einer Erleichterungsrally gekommen sei, hieß es an anderer Stelle, dass allmählich die fundamentale Lage wieder mehr Beachtung finde. Zudem hätten sich viele Akteure inzwischen mit dem früher oder später kommenden Tapering abgefunden bzw. sich entsprechend positioniert. Dafür sprach auch, dass der kurz nach Handelsbeginn gemeldete und deutlich besser als erwartet ausgefallene Index der Uni Michigan zur Verbraucherstimmung ebenfalls keine bremsende Wirkung auf die Aktienkurse entfaltete.
Die ermutigenden Arbeitsmarktzahlen sorgten stattdessen für Hoffnungen, dass wirtschaftliches Wachstum die konjunkturstimulierende Geldpolitik als Kurstreiber der Aktien- und Rentenkurse ablöst. "Ich glaube die Stimmung dreht sich jetzt endlich", sagte Anlageexperte Mike Serio von Wells Fargo Private Bank. Die Investoren begännen umzudenken und sich wieder stärker den Fundamentaldaten zuzuwenden.
Zu den Gewinnern am Aktienmarkt gehörten die Aktien von Delta Air Lines, nachdem die Ratingagentur Moody's den Ausblick für die Fluggesellschaft angehoben hatte. Delta gewannen 1 Prozent. Intel zogen um 2,3 Prozent an und profitierten von einem positiven Analysten-Kommentar. Überdurchschnittlich zulegen konnten auch LinkedIn. Nach einer Hochstufung auf "Outperform" durch BMO gewann die Aktie des Sozialen Netzwerks 2,9 Prozent. Die an den Vortagen auf ein Jahreshoch gestiegene Apple-Aktie konnte von der positiven Grundstimmung nicht profitieren. Hier strichen Anleger Gewinne ein und drückten damit den Kurs um 1,4 Prozent nach unten.
Der Kurs der arg gebeutelten Sears brach um weitere 3,8 Prozent ein. Anfangs hatte der Kurs noch deutlich zugelegt angesichts der Meldung, dass der Einzelhändler die Sparte Land's End aus dem Unternehmen ausgliedert. Vor Wochenfrist kostete das Papier noch über 64 Dollar. Auf den Kurs drücken seitdem die jüngste Anteilsreduzierung des Hedge Fonds ESL Partners sowie die Sorge, dass sich Sears zur Finanzierung des laufenden Geschäfts vor allem von lukrativen Bestandteilen trennt.
Volatil ging es am Rentenmarkt zu. Dort stieg die Zehnjahresrendite in der ersten Reaktion auf den robusten Arbeitsmarkt auf bis zu 2,93 Prozent. Danach kam sie aber wieder auf 2,87 Prozent in den Bereich des Vortages zurück. Die Reaktion zeige, dass der Markt fest von einer Änderung der Geldpolitik in den kommenden Monaten ausgehe, meinte ein Zinsexperte von Credit Suisse. Dabei sei es letztlich weniger entscheidend, ob dies im Dezember oder im März geschehe, als vielmehr, dass die Erwartungshaltung durch gute Konjunkturdaten untermauert werde.
Am Devisenmarkt fiel die Reaktion gemischt aus. Schwankte der Dollar zunächst in engen Grenzen hin und her, verlor er mit zunehmendem Abstand zu den Daten mehr an Boden zum Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung ging zuletzt mit 1,3700 um, verglichen mit knapp 1,3660 Dollar vor den Daten. Zum Yen legte die US-Devise dagegen wieder zu.
Wenig tat sich am Rohstoffmarkt. Die in den vergangenen Tagen gestiegenen Ölpreise legten nochmals leicht zu. Öl der US-Sorte kostete nach einem Plus von über 5 Prozent in der abgelaufenen Woche zum Settlement mit 97,65 Dollar je Barrel so viel wie seit einem Monat nicht mehr. Der Preis für die Feinunze Gold gab minimal nach auf 1.229 Dollar.
=== AKTIEN INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.020,20 1,26 198,69 S&P-500 1.805,10 1,12 20,07 Nasdaq-Comp. 4.062,52 0,73 29,36 Nasdaq-100 3.504,26 0,76 26,53DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.20 Uhr Do, 17.32 Uhr EUR/USD 1,3701 0,29% 1,3661 1,3661 EUR/JPY 140,9114 0,96% 139,5678 139,1022 EUR/CHF 1,2233 -0,22% 1,2260 1,2261 USD/JPY 102,8660 0,66% 102,1890 101,8320 GBP/USD 1,6342 0,11% 1,6324 1,6315
ANLEIHEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/4% 2 Jahre 99 28/32 unv. 0,306% unv. 5/8% 3 Jahre 100 1/32 - 2/32 0,614% +2,7 Bp 1 1/4% 5 Jahre 98 26/32 - 3/32 1,497% +2,2 Bp 2% 7 Jahre 98 16/32 - 3/32 2,233% +1,5 Bp 2 3/4% 10 Jahre 98 30/32 - 3/32 2,874% +1,1 Bp 3 3/4% 30 Jahre 97 9/32 + 4/32 3,905% -0,9 Bp === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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December 06, 2013 16:11 ET (21:11 GMT)
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