10.07.2014 22:55:31

MÄRKTE USA/Portugal-Krise drückt an der Wall Street auf die Stimmung

   Von Thomas Rossmann

   Die Sorge um eine mögliche neue Bankenkrise hat am Donnerstag auf die Kurse an der Wall Street gedrückt. Allerdings konnten die Indizes nach einem anfänglichen Schreck einen Teil ihrer Verluste wieder aufholen. Auslöser der Unsicherheit war die Lage um die portugiesische Espírito Santo International, Muttergesellschaft der größten Bank Portugals. Diese hat die Rückzahlung kurzfristiger Schuldtitel verschoben. Damit steigt die Sorge von Investoren, dass sie Geldmarktpapiere von Espírito Santo nur mit Verlusten loswerden.

   Was in den vergangenen Tagen wie ein isoliertes Problem wirkte, entpuppte sich nun als ansteckende Krankheit. Die dramatischen Kursverluste an der Börse in Lissabon bei gleichzeitig deutlich anziehenden Renditen portugiesischer Anleihen zogen nicht nur die Börsen in Europa nach unten sondern erfassten dann auch die Kurse an der Wall Street. Dazu gesellten sich noch schwache Industriedaten aus Frankreich und Italien sowie enttäuschende Konjunkturzahlen aus China und Japan.

   "Es herrschte ein wenig Nervosität, doch es war nicht so, dass die Anleger unbedingt aus dem Markt raus wollten", so Analyst Michael Antonelli von Robert W. Baird & Co. "Es gab keine aggressiven Verkäufe, doch die Investoren wechselten gezielt in vermeintlich sichere Anlageklassen", ergänzte Stratege Dave Rovelli von Canaccord Genuity. Ganz anders sah das Steven Wieting von der Citi Private Bank. Er macht keine großen Risiken für US-Aktien mit den Entwicklungen in Portugal aus. Vielmehr hätten Investoren die jüngsten negativen Konjunkturdaten aus China und Japan und nun die Entwicklungen in Portugal genutzt um Kasse zu machen.

   Einer der Profiteure war der Goldpreis, der zum Settlement auf das höchste Niveau seit rund vier Monaten kletterte. Für die Feinunze mussten 1.339,20 Dollar bezahlt werden. Ein Aufschlag von 1,1 Prozent gegenüber dem Vortag, als der Preis im Tagestief noch unter 1.320 Dollar notiert hatte. Neben dem weiter gestiegenen Sicherheitsbedürfnis angesichts der sich weiter zuspitzenden Krise im Nahen Osten und den Finanzproblemen in Portugal verwiesen Analysten auch auf das am Vorabend veröffentlichte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank. Die Aussicht, dass die Zinsen über einen längeren Zeitraum niedrig bleiben dürften, stützen das zinslose und als potenziellen Inflationsschutz geltende Edelmetall.

   Für den Dow-Jones-Index ging es um 0,4 Prozent auf 16.915 Punkte nach unten. Allerdings konnte sich der Index damit deutlich von seinem Tagestief bei 16.805 Punkten erholen. Der S&P-500 reduzierte sich um 0,4 Prozent auf 1.965 Punkte. Für den Nasdaq-Composite ging es um 0,5 Prozent auf 4.396 Punkte abwärts. Umgesetzt wurden 0,65 (Mittwoch: 0,57) Milliarden Aktien. Dabei kamen auf die 964 (1.821) Kursgewinner 2.179 (1.301) -verlierer, 98 (117) Titel schlossen unverändert.

   Dass die wöchentlichen Daten der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA deutlich besser als erwartet ausgefallen sind, wurde zwar am Markt wohlwollend zur Kenntnis genommen, stützte das Sentiment allerdings kaum.

   "Investoren sollten Portugal nicht als Ausrede für fallende Kurse verwenden", sagte Marktstratege Keith McCullough von Hedgeye Risk Management. Er sprach von einer globalen Neubewertung von Risiken. Teilnehmer verwiesen auf die steigenden Spannungen im Nahen Osten, wo Israel eine Bodenoffensive vorbereitet, um dem Raketenbeschuss der radikalislamischen Hamas Herr zu werden.

   Die Suche der Investoren nach Sicherheit trieb die US-Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit anderthalb Monaten, die Renditen fielen im Gegenzug in die Nähe ihrer Jahrestiefs. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen reduzierte sich um zwei Basispunkte auf 2,53 Prozent.

   Der Ölpreis erholte sich wieder von seinen Tagesverlusten und schloss erstmals seit zehn Handelstagen mit einem Aufschlag. Für einen Barrel der US-Ölsorte WTI mussten 102,93 Dollar bezahlt werden, ein Plus von 0,6 Prozent. Der Barrel Brent notierte zum Settlement bei 108,67 Dollar und damit 0,4 Prozent höher als noch am Vortag. Händler verwiesen auf eine technische Gegenreaktion nach den jüngsten deutlichen Abgaben.

   Am Devisenmarkt tat sich dagegen wenig. Der Euro notierte im US-Handel um die Marke von 1,36 Dollar seitwärts. Im Tageshoch hatte die Gemeinschaftswährung aber schon bei 1,3651 Dollar notiert. Enttäuschende Daten zur Industrieproduktion aus Frankreich und Italien und die Sorgen um die Krise in Portugal ließen den Euro dann allerdings deutlicher zurückkommen. Im späten US-Handel mussten 1,3607 Dollar bezahlt werden.

   Am Aktienmarkt stiegen Zumiez-Aktien um 6,4 Prozent. Der Einzelhändler hat den Ausblick auf das zweite Quartal erhöht, nachdem die flächenbereinigten Umsätze im Juni um 3,1 Prozent gestiegen waren. Die Fluggesellschaft United Continental hat im zweiten Quartal Kapazitäten abgebaut und höhere Einnahmen je Sitzmeile erzielt. Die Aktie setzte zum Steigflug an und gewann 12,7 Prozent.

   Lumber Liquidators brachen um 21,5 Prozent ein, nachdem der Einzelhändler für Bodenbeläge seinen Ausblick kassiert hat. Potbelly kamen ebenfalls deutlich unter die Räder und verloren gut 25 Prozent. Die Imbisskette hatte mit Umsätzen unter Markterwartung aufgewartet.

   Die Alcoa-Aktie verlor trotz einer Kaufempfehlung von Morgan Stanley nach den überzeugenden Zahlen am Dienstag 0,4 Prozent. Für die Titel von TRW Automotive ging es um 8,2 Prozent aufwärts. Der deutsche Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat sein Interesse an dem Konzern bekundet. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, so ZF Friedrichshafen.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.915,07 -0,42 -70,54 S&P-500 1.964,68 -0,41 -8,15 Nasdaq-Comp. 4.396,20 -0,52 -22,83 Nasdaq-100 3.880,04 -0,33 -12,88

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.45 Uhr Mi, 17.40 Uhr EUR/USD 1,3607 -0,26% 1,3643 1,3632 EUR/JPY 137,87 -0,50% 138,56 138,63 EUR/CHF 1,2143 -0,10% 1,2155 1,2154 USD/JPY 101,31 -0,24% 101,55 101,68 GBP/USD 1,7138 0,03% 1,7132 1,7132 === Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@wsj.com

   DJG/DJN/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   July 10, 2014 16:26 ET (20:26 GMT)

   Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 04 26 PM EDT 07-10-14

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!