16.06.2016 16:15:47

MÄRKTE USA/Notenbanken und Brexit treiben Anleger in sichere Häfen

   Von Thomas Rossmann

   NEW YORK (Dow Jones)--Weiter abwärts geht es am Donnerstag mit den Kursen an der Wall Street. Vor allem die Aussagen von US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen wirken weiter nach. Sie hatte unter anderem explizit auf die Risiken eines Brexit hingewiesen. Dies treibt die Anleger immer weiter in die vermeintliche Sicherheit von Gold, Yen und Anleihen. Die Feinunze notierte zwischenzeitlich mit 1.314 Dollar auf dem höchsten Stand seit fast zwei Jahren. Und auch die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel mit minus 0,0036 Prozent auf ein neues Rekordtief. Japanische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren markierten ebenfalls ein Rekordtief.

   Der Dow-Jones-Index verliert 0,5 Prozent auf 17.561 Punkte. Für den S&P-500 und den Nasdaq-Composite geht es in gleichem Umfang nach unten.

Notenbanken üben sich in Zurückhaltung Die US-Notenbank und die Bank of Japan haben aufgrund der anstehenden Brexit-Abstimmung ihre Geldpolitik unverändert belassen. Zudem bestätigten auch die Schweizer Notenbank und die Bank of England (BoE) ihre Zinsniveaus. Das Referendum sei das größte Risiko für Großbritannien sowie die globalen Märkte, merkte die BoE an. Bei einem "Brexit" könnte das Pfund stark fallen.

   Die Fed zeichnete am Vorabend einen flacheren Zinspfad als bisher. Insgesamt sechs der derzeit 17 Ratsmitglieder rechnen jetzt damit, dass es in diesem Jahr nur zu einer weiteren Zinserhöhung kommen wird. Im März war lediglich ein Ratsmitglied dieser Ansicht gewesen. Fed-Präsidentin Yellen merkte zudem an, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten "durchwachsen" gewesen seien, das Jobwachstum habe sich "spürbar abgeschwächt" und der Abschwung in manchen Sektoren sei "nicht erwartet" worden. Aussagen, die die Investoren verunsichern.

US-Daten haben keinen Einfluss Kaum Reaktion zeigen die Märkte auf die vorbörslich veröffentlichten US-Daten. Auch ein über den Erwartungen ausgefallener Philadelphia-Fed-Index setzt keinen positiven Akzent. Der Index ist im Juni auf 4,7 nach minus 1,8 gestiegen. Die Prognose lag bei Null. Allerdings enthalten die Daten auch negative Elemente. So ist die Beschäftigungskomponente im Juni auf minus 10,9 gefallen von minus 3,3. Auch die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe haben erstmals seit Anfang Mai wieder zugenommen. Die Verbraucherpreise in den USA sind im Mai etwas schwächer als erwartet gestiegen.

Gold und Anleihen Gewinner der Unsicherheit Mit den Brexit-Sorgen stehen die sicheren Häfen Gold, Anleihen und Yen weiterhin im Fokus. Die als Fluchtwährung bekannte japanische Devise markierte zum Dollar den höchsten Stand seit rund 21 Monaten. Aktuell kostet der Greenback 104,14 Yen, nach Ständen knapp über 106 Yen am Vortag. Angetrieben wird das Währungspaar davon, dass in den USA die Zinserhöhungserwartungen einen weiteren Dämpfer erlitten haben und die BoJ ihre Geldpolitik nicht weiter gelockert hat. Zudem dämpfte die BoJ ihren Optimismus über die kurzfristige Inflation.

   Der Euro rutscht derweil unter die Marke von 1,12 Dollar. "Das Auseinanderfallen der gesamten EU würde nach einem Brexit das nächste Thema, vor allem für Anleger aus den USA und Asien", sagt ein Händler. Aktuell geht die Gemeinschaftswährung mit 1,1161 Dollar um, nach einem Tageshoch von knapp 1,13 Dollar.

   Der Anstieg des Goldpreises geht nach den Fed-Aussagen und der Aussicht auf länger niedrige Zinsen weiter. Gold dürfte einer der Profiteure eines möglichen Brexits sein, nachdem es sich bereits jetzt von der allgemeinen Entwicklung an den Märkten abgesetzt hat. Sollte es wirklich zu einem Austritt Großbritanniens aus der EU kommen, könnte das Edelmetall noch zusätzlichen Rückenwind erhalten. Analyst James Butterfill von ETF Securities traut Gold in einem solchen Fall einen Anstieg bis auf 1.400 Dollar zu. Aktuell kostet die Feinunze 1.310 Dollar, ein Plus von 1,4 Prozent.

   Die Ölpreise setzen ihre Abwärtsbewegung fort. Die Unsicherheit über das in der kommenden Woche stattfindende Referendum in Großbritannien und die uneinheitlichen US-Lagerdaten drücken auf das Sentiment. "Eine steigende Wahrscheinlichkeit eines Brexit könnte ein Katalysator für die schwachen Fundamentaldaten sein und deutliche Abgaben bei den Preisen nach sich ziehen", so die Analysten von JBC Energy. Ein Barrel der US-Sorte WTI verliert 1,9 Prozent auf 47,12 Dollar. Für Brent geht es um 1,6 Prozent auf 48,17 Dollar nach unten.

   Die US-Anleihen legen weiter zu. "Die Investoren haben damit gerechnet, dass die Fed die Möglichkeit einer Zinserhöhung im Juli offen hält", so Analyst John Canavan von Stone and McCarthy Research Associates. Die Fed Funds Futures preisen aktuell die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schrittes mit null Prozent ein nach 23 Prozent vor den Fed-Aussagen. Die Wahrscheinlichkeit für September hat sich auf 24 von 37 Prozent reduziert. Aber auch die Brexit-Sorgen beflügeln weiter den Anleihemarkt. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen fällt um 5 Basispunkte auf 1,53 Prozent. Damit rückt das Rekordtief bei 1,40 aus dem Jahr 2012 immer näher.

Jabil Circuit mit Abgaben erwartet Bei den Einzelwerten verliert die Aktie von Jabil Circuit 0,9 Prozent. Der Auftragsfertiger hat zwar die Analystenerwartungen im dritten Quartal übertroffen, für Enttäuschung sorgt jedoch, dass das Unternehmen einen Ausblick ablieferte, der unter den Erwartungen liegt. Begründet wurde dies mit einem unverändert schwachen Umfeld im Mobilfunkgeschäft. Schon im März hatte Jabil deswegen die Prognosen gesenkt.

   Envision Healthcare fallen um 5,3 Prozent. Die sich schon seit Tagen abgezeichnete Fusion mit AmSurg ist nun offiziell. Beobachter führen die negative Kursreaktion darauf zurück, dass es sich wider Erwarten um eine rein aktienbasierte Fusion handelt und nicht eine Übernahme von Envision durch Amsurg. Amsurg steigen dagegen um 2,2 Prozent.

   Darüber hinaus wird der Technologiekonzern Oracle nach der Schlussglocke Zahlen für das vierte Quartal vorlegen. Im Vorfeld gibt die Aktie um 0,3 Prozent nach.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.561,10 -0,45 -79,07 0,78 S&P-500 2.062,17 -0,45 -9,33 0,89 Nasdaq-Comp. 4.810,46 -0,51 -24,47 -3,93 Nasdaq-100 4.389,70 -0,45 -19,81 -4,43

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 9.10 Uhr Mi, 17.14 Uhr % YTD EUR/USD 1,1161 -1,10% 1,1285 1,1243 +2,8% EUR/JPY 116,19 -0,77% 117,09 118,99 -8,9% EUR/CHF 1,0794 -0,23% 1,0818 1,0817 -0,8% GBP/EUR 1,2639 +0,77% 1,2542 1,2625 -6,9% USD/JPY 104,14 +0,37% 103,76 105,84 -11,3% GBP/USD 1,4110 -0,31% 1,4153 1,4192 -4,3%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,12 48,01 -1,9% -0,89 +14,0% Brent/ICE 48,17 48,97 -1,6% -0,80 +14,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.309,59 1.291,81 +1,4% +17,78 +23,5% Silber (Spot) 17,74 17,52 +1,3% +0,22 +28,4% Platin (Spot) 982,84 976,00 +0,7% +6,84 +10,3% Kupfer-Future 2,05 2,04 -2,2% -0,05 -4,8% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/ros/bam

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   June 16, 2016 09:45 ET (13:45 GMT)

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