30.10.2013 21:46:32
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MÄRKTE USA/Nach Fed-Entscheid Gewinnmitnahmen an Wall Street
Die US-Notenbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung genau die Beschlüsse gefasst, die die Finanzmärkte erwartet hatten. Sie beließ den Leitzins nahe null und kündigte an, ihr Anleihekaufprogramm im bisherigen Umfang fortzusetzen. Dennoch kam es im Anschluss an die Bekanntgabe der Entscheidungen am Mittwoch an den Aktien- und Anleihemärkten zu Verlusten. Auch der Goldpreis geriet unter Druck. Nur der Dollar legte auf breiter Front kräftig zu.
Der Dow-Jones-Index verlor 0,4 Prozent auf 15.619 Punkte. Bei 15.721 Punkten markierte der Index kurz nach Handelsbeginn ein Rekordhoch. Der S&P-500 erreichte sein Allzeithoch ebenfalls im frühen Geschäft bei 1.775 Punkten. Zur Schlussglocke notierte der Index bei 1.763 Punkten und damit um 0,5 Prozent niedriger als am Dienstag. Der Nasdaq-Composite fiel um 0,6 Prozent.
Umgesetzt wurden 0,70 (Dienstag: 0,68) Milliarden Aktien. Auf 914 Kursgewinner kamen 2.185 -verlierer. Unverändert schlossen 74 Titel.
Zwar glauben viele Beobachter nach wie vor, dass die Federal Reserve erst im kommenden Frühjahr damit beginnen wird, die geldpolitischen Zügel zu straffen, doch meldeten sich auch einige Zweifler zu Wort, die einen früheren Ausstieg ("Tapering") aus der ultralockeren Geldpolitik für möglich hielten. Statt erst im März kommenden Jahres könnte die Fed auch schon im Dezember damit beginnen, ihre monatlichen Käufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren zu verringern, sagte Andrew Wilkinson von Miller Tabak. Er begründete seine Vermutung mit den Zwischentönen, die sich aus dem Begleitkommentar der Fed zu ihrem Zinsentscheid hätten heraushören lassen. Obwohl der Streit um die Schuldengrenze der USA und die Schließung von Regierungseinrichtungen der Wirtschaft geschadet hätten, habe die Fed nicht weiter nachgegeben, sagt er.
Auch Christoph Balz von der Commerzbank merkt an, dass die Notenbank sich nicht noch "taubenhafter" gezeigt habe, also keine Tendenz zu einer noch stärkeren Lockerung der Geldpolitik erkennen ließ. Balz hält es aber für unwahrscheinlich, dass die Fed mit dem Tapering schon im Dezember beginnt. Die Notenbank benötige einfach mehr Daten, ehe sie einen Richtungswechsel vornehmen könne. Erst im März kommenden Jahres dürfte es soweit sein.
Die zuletzt eher schwächeren Konjunkturdaten sprachen dafür, dass die Fed die US-Wirtschaft noch länger mit Stimuli aufpäppelt. Die Beschäftigungssituation in den USA ist noch keineswegs rosig, wie der Arbeitsmarktbericht des privaten Dienstleisters ADP am Mittwoch erst wieder gezeigt hat. Im Oktober haben demnach weniger Amerikaner Arbeit gefunden als erwartet.
Zudem zwingt die Inflation die Notenbank keineswegs dazu, zu einer strafferen Geldpolitik überzugehen. Die Verbraucherpreise sind in der vielbeachteten Kernrate (ohne Preise für Nahrung und Energie) im September nur geringfügig und auch weniger deutlich als erwartet gestiegen.
Auch am Anleihemarkt lastete auf den Kursen die Angst, dass die Fed schon früher ihre Anleihekäufe reduzieren könnte. Die Rendite zehnjähriger Treasurys stieg im Gegenzug auf 2,53 Prozent. Zuvor hatten die Festverzinslichen von den Konjunkturdaten profitiert. Auch die Auktion siebenjähriger Notes hatte den Markt gestützt. Die dabei erzielte Rendite war die niedrigste seit Mai dieses Jahres.
Der Dollar wertete kräftig auf. Der Euro fiel bis knapp unter 1,37 Dollar und kostete im späten US-Handel rund 1,3730 Dollar. Eigentlich hätte der Greenback mit der Aussicht auf längerfristig niedrige US-Zinsen unter Druck geraten müssen. Allerdings hatten viele Anleger vor der Fed-Sitzung Dollar gegen andere Währungen verkauft und nahmen nun Gewinne mit, wie Devisenhändler sagten. Speziell mit Blick auf den Euro verwiesen Beobachter auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der kommenden Woche. Sollte sich die EZB noch "taubenhafter" geben als die US-Notenbank, wäre das tendenziell positiv für den Dollar.
Der Goldpreis, der zum Settlement um 0,3 Prozent auf 1.349,30 gestiegen war, kam im elektronischen Handel ebenfalls zurück. Die Feinunze verbilligte sich auf 1.343 Dollar. Jeffrey Wright, Geschäftsführender Direktor bei H.C. Wainwright LLC, erklärte den fallenden Goldpreis mit Deflationsängsten. Ein gesundes Wirtschaftswachstum gehe mit einer moderaten Inflation von 2 bis 3 Prozent im Jahr einher, wie die Fed sie anstrebe. Derzeit liege die Inflation mit 1,7 Prozent aber darunter. Das sei nicht tragisch, aber dennoch ein warnender Hinweis auf eine drohende Deflation, sagte Wright. Und wenn die US-Notenbank die geldpolitischen Zügel erst wieder zu straffen beginne, werde es ohnehin zu einem Ausverkauf im Gold kommen, das dann nicht mehr als Inflationsschutz gebraucht würde.
Angst vor einem Überangebot und Konjunktursorgen drückten unterdessen den Ölpreis. Die US-Regierung hatte einen unerwartet deutlichen Anstieg ihrer Rohölvorräte gemeldet. Der Preis für die US-Referenzsorte WTI fiel um 1,5 Prozent bzw 1,43 Dollar auf 96,77 Dollar. Die europäische Sorte Brent legte dagegen zu. Unruhen in Libyen und Förderunterbrechungen in dem nordafrikanischen Land lassen Versorgungsengpässe in Europa befürchten. Das Barrel Brent stieg um 0,8 Prozent bzw 0,85 Dollar auf 109,86 Dollar.
An der Börse legten die Aktien von General Motors um 3,3 Prozent zu, nachdem der Automobilkonzern mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen übertroffen hatte. Dagegen ist das Business-Netzwerk Linkedin im dritten Quartal in die Verlustzone gerutscht. Das drückte die Aktie um 9,3 Prozent nach unten. Die schwachen Linkedin-Geschäftszahlen stimmten die Anleger auch mit Blick auf Facebook skeptisch, das seinen Quartalsbericht nach Börsenschluss in den USA veröffentlichen wollte. Die Facebook-Aktie verlor 0,8 Prozent.
INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 15.618,76 -0,39 -61,59 S&P-500 1.763,31 -0,49 -8,64 Nasdaq-Comp. 3.930,62 -0,55 -21,72 Nasdaq-100 3.385,38 -0,19 -6,37Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/4% 2-year 99 28/32 flat 0,313% flat 5/8% 3-Year 100 4/32 flat 0,577% flat 1 1/4% 5-year 99 23/32 dn 2/32 1,305% +1,3BP 2% 7-Year 100 20/32 dn 5/32 1,903% +2,4BP 2 1/2% 10-year 99 24/32 dn 5/32 2,527% +2,0BP 3 5/8% 30-year 99 26/32 dn 8/32 3,635% +1,4BP
DEVISEN zuletzt '+/- % Mi, 8.39 Uhr Di, 17.22 Uhr EUR/USD 1,3731 -0,07% 1,3741 1,3749 EUR/JPY 135,4319 0,25% 135,0880 135,0004 EUR/CHF 1,2349 -0,16% 1,2369 1,2364 USD/JPY 98,6305 0,33% 98,3100 98,1660 GBP/USD 1,6035 -0,08% 1,6048 1,6041 Kontakt zum Autor: maerkte.de@wsj.com
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October 30, 2013 16:14 ET (20:14 GMT)
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