18.01.2023 22:09:47

MÄRKTE USA/Konjunktursorgen verdrängen Zinshoffnungen

Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Nachdem anfangs günstig ausgefallene US-Erzeugerpreise dafür sorgten, dass die Hoffnung auf ein langsameres Zinserhöhungstempo die Aktien stützte, haben am Mittwoch im Handelsverlauf an der Wall Street Sorgen vor einer Rezession die Oberhand gewonnen. Auslöser waren Daten wie Industrieproduktion, Kapazitätsauslastung oder Einzelhandelsumsätze, die durchweg die Erwartungen verfehlten. Die Einzelhandelsumsätze waren bereits den zweiten Monat in Folge rückläufig.

In der zweiten Handelshälfte untermauerte das "Beige Book", eine Umfrage der US-Notenbank, die Konjunktursorgen noch. Laut dem Bericht erwarten die US-Unternehmen in den nächsten Monaten wenig Wachstum.

Die schwachen Wirtschaftsdaten spiegelten die fortgesetzten Auswirkungen der erfolgten Zinserhöhungen in den USA wider, sagte Aktienexperte Dryden Pence von Pence Capital Management. Aktuell sehe man die Folgen der Zinserhöhung im September, die Auswirkungen der Erhöhung im November kämen erst noch.

Zur schlechten Stimmung trug außerdem der Präsident der Federal Reserve von St. Louis, James Bullard, bei. Es ist weiter der Ansicht, dass die US-Notenbank den Leitzins so schnell wie möglich über 5 Prozent bringen sollte. Dann könne sie auf die Konjunkturdaten reagieren.

Marktzinsen im Sturzflug

Der Dow-Jones-Index verlor 1,8 Prozent auf 33.297 Punkte, der S&P-500 hielt sich einen Tick besser, die Nasdaq-Indizes gaben nur bis 1,3 Prozent nach, weil sie als zinsreagibler gelten und die Marktzinsen stark sanken.

Nach ersten Angaben gab es an der New Yorker Börse (Nyse) 1.083 (Dienstag: 1.697) Kursgewinner und 2.050 (1.424) -verlierer. Unverändert schlossen 82 (83) Titel.

Am Anleihemarkt sorgte die Gemengelage rückläufiger Inflation und schwacher Konjunkturdaten für einknickende Renditen - trotz der falkenhaften Bullard-Aussagen. Die Zehnjahresrendite sackte um 17 Basispunkte auf 3,38 Prozent ab und damit den niedrigsten Stand seit September.

Das wirkte sich auf den Dollar aber nur vorübergehend aus. Nach einer kräftigen Erholung vom Tagestief lag der Dollarindex zuletzt knapp im Plus. Zum einen dürfte der Dollar mit den Konjunktursorgen als sicherer Hafen gesucht gewesen sein, zum anderen könnten Händler mehr der Aussage von James Bullard gefolgt sein und der Perspektive weiter stramm steigender US-Zinsen.

Gute Zahlen helfen United Airlines nicht

Auf Unternehmensseite hatte die Fluggesellschaft United Airlines überzeugende Geschäftszahlen vorgelegt. Der Kurs geriet dennoch stark unter Druck und verlor 4,6 Prozent. Unternehmenschef Scott Kirby hatte gewarnt, dass Engpässe bei Personal und Technologie das Wachstum der Branche begrenzten, und zwar mehr als viele Wettbewerber dächten.

Als durchwachsen wurden die Geschäftszahlen von Progress Software bezeichnet, der Kurs verlor 3,2 Prozent.

Nachdem sich ein experimenteller HIV-Impfstoff von Johnson & Johnson als nicht wirksam erwies, ging es für die Aktie um 1,5 Prozent nach unten. Moderna verteuerten sich dagegen um 3,3 Prozent. Ein Impfstoffkandidat des Unternehmens gegen Atemwegserkrankungen erreichte in einer Phase-3-Studie die primären Endpunkte.

Disney (-0,9%) wurden tendenziell etwas gestützt davon, dass China nach langem Ringen die Vorführung zweier Filme der zu Disney gehörenden Marvel-Studios genehmigt hat.

Microsoft verloren 1,9 Prozent. Der Konzern hatte den kolportierten Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen bestätigt, knapp 5 Prozent der Belegschaft.

Ölpreise steigen weiter - Gaspreis auf Eineinhalbjahrestief

Beim Öl endete eine achttägige Gewinnserie, die Preise gaben um gut 1 Prozent nach. Dabei dürften Gewinnmitnahmen eine Rolle gespielt haben.

Der US-Gaspreis verbilligte sich um über 8 Prozent auf das niedrigste Niveau seit Sommer 2021. Eigentlich alle Facetten seien derzeit negativ, hieß es. Der milde Winter bremse die Nachfrage, die Produktion bleibe stark und der Export von verflüssigtem Erdgas stottere aus einer Reihe von Gründen, unter anderem wegen des weiter geschlossenen Exportterminals Freeport in Texas.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 33.296,96 -1,8% -613,89 +0,5%

S&P-500 3.928,86 -1,6% -62,11 +2,3%

Nasdaq-Comp. 10.957,01 -1,2% -138,10 +4,7%

Nasdaq-100 11.410,29 -1,3% -146,90 +4,3%

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 4,09 -11,8 4,21 -33,1

5 Jahre 3,43 -18,9 3,62 -56,7

7 Jahre 3,40 -19,9 3,60 -57,3

10 Jahre 3,38 -17,1 3,55 -50,3

30 Jahre 3,53 -13,0 3,66 -44,0

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:10 Uhr Di, 17:25 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0792 -0,0% 1,0787 1,0803 +0,8%

EUR/JPY 139,03 +0,5% 141,04 138,44 -0,9%

EUR/CHF 0,9892 -0,6% 0,9955 0,9948 -0,1%

EUR/GBP 0,8747 -0,4% 0,8776 0,8800 -1,2%

USD/JPY 128,83 +0,5% 130,88 128,15 -1,8%

GBP/USD 1,2339 +0,4% 1,2310 1,2276 +2,0%

USD/CNH (Offshore) 6,7701 -0,0% 6,7729 6,7763 -2,3%

Bitcoin

BTC/USD 20.758,36 -2,2% 21.271,17 21.112,52 +25,1%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 79,28 80,18 -1,1% -0,90 -1,2%

Brent/ICE 84,71 85,92 -1,4% -1,21 -1,5%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 63,02 60,06 +4,9% +2,95 -18,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.903,52 1.908,60 -0,3% -5,09 +4,4%

Silber (Spot) 23,47 23,98 -2,1% -0,51 -2,1%

Platin (Spot) 1.041,63 1.043,00 -0,1% -1,38 -2,5%

Kupfer-Future 4,22 4,22 0% 0 +10,8%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos

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January 18, 2023 16:10 ET (21:10 GMT)

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