15.11.2016 16:32:11

MÄRKTE USA/Gewinnmitnahmen im Dow nach Rekordjagd

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Nachdem die jüngste "Trump-Rally" an der Wall Street beendet scheint, zeigen sich die US-Börsen am Dienstag kurz nach Handelsbeginn uneinheitlich. Der Dow-Jones-Index verliert 0,3 Prozent auf 18.807 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite gewinnen dagegen 0,1 bzw. 0,5 Prozent. Damit sieht es aktuell nicht nach dem siebten Tagesgewinn in Folge für den Dow aus, nachdem dieser am Vortag den dritten Rekordstand auf Schlusskursbasis hintereinander verbucht hat. Die technologielastige Nasdaq führt nach einem Favoritenwechsel der Anleger seit dem Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen ein Eigenleben. Die Kurse erholen sich hier nach den jüngsten Verlusten.

   "Aktien verharren in einer geradezu anstößigen Komfortzone. Die Risiken sind jedoch angesichts der Rekordstände zurück auf der Tagesordnung. Es scheint nur noch ein Spiel zu geben: Das Raten über die Besetzung der wichtigsten Posten der Trump-Administration", warnt Marktbeobachter David Buik von Panmure Gordon.

   Etwas Rückenwind kommt von der geschäftlichen Aktivität im Großraum New York. Der Empire State Index schafft im November den Sprung ins Plus und schlägt die Erwartungen des Marktes. Auch die US-Einzelhandelsumsätze im Oktober verbessern sich deutlicher als prognostiziert. Und die Inflation auf Basis der Importpreise legte im Oktober ebenfalls stärker als erwartet zu. Die Daten stehen einer US-Zinserhöhung im Dezember laut Händlern nicht im Wege. Untermauert wird diese Sicht durch Eric Rosengren, Präsident der US-Notenbankfiliale in Boston. Er hält eine Zinserhöhung der Federal Reserve im Dezember für "ziemlich wahrscheinlich."

   Am Rentenmarkt teilt man diese Auffassung, denn dort steigen die Renditen weiter. Zehnjährige US-Staatsanleihen werfen mit 2,24 Prozent zwei Basispunkte mehr ab als zu Wochenbeginn. Die an den Märkten eingepreiste Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung liegt in der Zwischenzeit bei über 90 Prozent. Mit den positiven Daten erholt sich auch der US-Dollar, nachdem der Greenback zuvor zum Euro verloren hatte. Der Euro fällt auf 1,0725 Dollar nach Wechselkursen über 1,08 Dollar im Tageshoch.

Ölpreise ziehen an Die zuletzt stark zurückgefallenen Ölpreise zeigen derweil eine kräftige Erholung. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um 3,6 Prozent auf 44,85 Dollar, Brent steigt um 3,0 Prozent auf 45,76 Dollar. Der Brent-Preis liegt damit aber weiter nur knapp über dem niedrigsten Stand seit August. Der Ölpreise werden derzeit von den Angebotsperspektiven bestimmt, folgern die Rohstoffexperten der Commerzbank angesichts der heterogenen Preisentwicklung der zyklischen Rohstoffe. Öl- und Industriemetallpreise entwickelten sich oft wegen der gemeinsamen Treiber Konjunktur und Risikoappetit im Verbund, aktuell tendierten sie jedoch nahezu spiegelbildlich. Während die Industriemetallpreise zuletzt im Höhenrausch gewesen seien, sei der Brentölpreis am Montag auf ein Dreimonatstief gefallen. Untermauert wird die Sicht der Experten durch den am Dienstag deutlich fallenden Kupferpreis.

   So sei auch die nun zu beobachtende kräftige Preiserholung neuen diplomatischen Versuchen aus Katar, Venezuela und Algerien zu verdanken, auf der Opec-Sitzung Ende November einen Kompromiss zu erwirken. Offensichtlich stufe der Markt die Chance auf eine Opec-Produktionskürzung wieder höher ein, nachdem er - wie der massive Abbau der Netto-Long-Positionen an der Nymex und der ICE zeige - zuvor deutlich pessimistischer geworden sei. Es heiße zudem, der Iran erwäge, sein Ölangebot bei 4 Millionen Barrel pro Tag "einzufrieren", nachdem er allerdings für Oktober eine Angebotsausweitung um über 200.000 Barrel auf 3,9 Millionen pro Tag gemeldet habe, so die Experten. Der Handlungsdruck sei groß, denn die Überversorgung baue sich nicht von selbst ab, warnen die Rohstoffanalysten. Die US-Energiebehörde schätze, dass sich der Rückgang der US-Schieferölproduktion weiter verlangsamt habe.

   Anders als Kupfer legt der Goldpreis um 0,3 Prozent auf 1.225 Dollar zu, nachdem die Feinunze am Vortag auf den tiefsten Stand seit über fünf Monaten gefallen war. Händler verweisen auf die anziehende Inflation.

Home Depot drehen ins Minus Unter den Einzelaktien verlieren Home Depot 2,2 Prozent, nachdem der Wert vorbörslich noch im Plus gehandelt worden ist. Die US-Baumarktkette zeigt weiter Stärke angesichts besser als im Konsens erwarteter flächenbereinigter Umsätze im dritten Quartal. Allerdings hat der Einzelhändler seine Gesamtjahresschätzung für den Umsatz nicht verändert, was nicht gut im Handel ankommt. Die Prognosen für den Gewinn je Aktie hat Home Depot immerhin angehoben, denn in der dritten Periode übertraf der Gewinn die Schätzungen.

   Der Einstieg des von Investor Warren Buffett gegründeten Beteiligungsunternehmens Berkshire Hathaway bei der Fluglinie American Airlines beschert der Aktie ein Plus von 1,8 Prozent. Im Schlepptau ziehen auch andere Werte aus dem Luftfahrtsektor an. United Continental steigen um 4,2 Prozent. Die Fluggesellschaft dreht weiter an der Kostenschraube und hat die Lieferung dutzender neuer Boeing-Fleugzeuge verschoben. Die Titel des Flugzeugbauers verlieren 1,2 Prozent.

   Die Papiere des Restaurantbetreibers Zoe's Kitchen verbilligen sich nach verpassten Analystenerwartungen mit den Drittquartalsumsätzen um 8,0 Prozent. Pier 1 Imports ziehen dagegen um 4,6 Prozent zu. Das Einzelhandelsunternehmen stellte Drittquartalszahlen am oberen Rand der Prognosespanne in Aussicht.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 18.819,00 -0,26 -49,69 8,00 S&P-500 2.167,09 0,13 2,89 6,03 Nasdaq-Comp. 5.244,16 0,49 25,77 4,73 Nasdaq-100 4.745,10 0,92 43,05 3,31

DEVISEN zuletzt +/- % 08.05 Uhr Mo, 17.11 Uhr % YTD EUR/USD 1,0735 -0,17% 1,0754 1,0716 -1,2% EUR/JPY 116,7723 +0,24% 116,4909 116,21 -22,1% EUR/CHF 1,0745 +0,16% 1,0728 1,0697 -1,2% EUR/GBP 0,8654 +0,70% 0,8620 1,1621 +17,5% USD/JPY 108,79 +0,42% 108,33 108,45 -7,3% GBP/USD 1,2408 -0,54% 1,2475 1,2452 -15,9%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 44,91 43,32 +3,7% 1,59 +2,5% Brent/ICE 45,88 44,43 +3,3% 1,45 +0,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.225,29 1.221,10 +0,3% +4,19 +15,5% Silber (Spot) 17,01 16,94 +0,4% +0,07 +23,1% Platin (Spot) 933,80 930,50 +0,4% +3,30 +4,7% Kupfer-Future 2,48 2,52 -1,8% -0,05 +14,9% === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   November 15, 2016 10:01 ET (15:01 GMT)

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