16.12.2014 22:42:30

MÄRKTE USA/Fülle von Hiobsbotschaften macht Erholung zunichte

   Von Claudia Nehrbaß

   Auch am Dienstag blieb die Lage an der Wall Street angespannt. Zwar kam es im frühen Handel zu einer kräftigen Erholung, doch bröckelten die Kurse bald wieder. Die erdrückende Fülle schlechter Nachrichten ließ die Anleger vergessen, dass es um die US-Wirtschaft im großen und ganzen gut steht, sagten Händler. So scheint der Verfall des Ölpreises, der maßgeblich für die massiven Kursverluste der vergangenen Tage verantwortlich war, kein Ende zu finden. Überdies hatte die russische Zentralbank in einer Nacht- und Nebelaktion die Zinsen drastisch erhöht.

   Dieser verzweifelte Versuch, die rasante Abwertung der heimischen Währung Rubel zu bremsen, hatte die Anleger eher verunsichert als beruhigt. An der Moskauer Börse ging es zweistellig nach unten, und der Rubel fiel auf neue Rekordtiefs zu Euro und US-Dollar, von denen er sich später etwas erholte.

   Aus China kamen ebenfalls schlechte Nachrichten. Dort sank der HSBC-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im November unter die Expansionsschwelle, was Konjunkturskepsis schürte. In den USA enttäuschten Daten zu den Baubeginnen und der Markit-Einkaufsmanagerindex.

   Unterdessen hat am Dienstag die zweitägige Zinssitzung der US-Notenbank begonnen. Hier lauert die Gefahr baldiger Zinserhöhungen. Viele Marktbeobachter glauben, dass die Federal Reserve danach nicht mehr "längere Zeit" niedrige Zinsen in Aussicht stellen, sondern diesen Passus aus ihrem Kommunique streichen wird.

   Der Dow-Jones-Index ging um 0,7 Prozent niedriger bei 17.069 Punkten aus dem Handel. In der Spitze notierte der Index bei 17.427 Punkten. Die Rally am Vormittag New Yorker Zeit sei kurzfristig orientierten Anlegern zu verdanken gewesen, berichteten Händler. Diese hätten Gewinne gleich wieder mitgenommen. Langfristig orientierte Investoren zögerten derzeit noch, hieß es. Der S&P-500 verlor 0,9 Prozent. Der Nasdaq-Composite sank um 1,2 Prozent.

   Umgesetzt wurden 1,02 (Montag: 0,98) Milliarden Aktien. Dabei kamen auf 1.331 Kursgewinner 1.848 -verlierer, während 88 Titel unverändert schlossen.

   Sehr volatil ging es am Ölmarkt zu. Der Preis für das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI fiel vorübergehend unter 55 US-Dollar, erholte sich dann auf etwas über 57 Dollar und gab zum Schluss die Gewinne fast vollständig ab. Zum Settlement kostete das Barrel WTI 55,93 Dollar und damit nur 2 US-Cent mehr als am Montag. Beobachter, die an einer nachhaltigen Erholung des Ölpreises zweifelten, sahen sich bestätigt. Es sei zwar nur natürlich, dass Investoren den Preiseinbruch ausnutzten. Das Problem des Überangebots bestehe aber unverändert fort. Der Preis für die europäische Sorte Brent fiel um 2,0 Prozent bzw 1,20 Dollar auf 59,86 Dollar.

   Für den Goldpreis ging es erneut nach unten. Das lag einerseits an Erwartungen, dass die US-Zinsen steigen werden. Gold wirft keine Zinsen ab und wird für Anleger uninteressant, wenn anderswo höhere Renditen winken. Dazu gesellte sich die Angst vor einer Angebotsschwemme: Die drastische Abwertung des Rubel könnte Russland zwingen, im großen Umfang Gold zu verkaufen, um seine Schulden zu bedienen. Die Feinunze verbilligte sich um 1,1 Prozent bzw 13,20 Dollar auf 1.194,30 Dollar.

   US-Staatsanleihen profitierten dagegen von den Konjunktursorgen und den Verwerfungen an den russischen Finanzmärkten. Steigende Kurse drückten die Rendite zehnjähriger Treasurys um 5 Basispunkte auf 2,07 Prozent.

   Am Devisenmarkt kam der Dollar zu Euro und Yen zurück. Während die Gemeinschaftswährung von überzeugenden europäischen Einkaufsmanagerindizes profitierte, war der Yen als sicherer Hafen gesucht. Im späten US-Handel kostete der Euro 1,2510 Dollar. Für den Greenback wurden 116,70 Yen gezahlt.

   An der Börse fiel die Google-Aktie um 3,4 Prozent auf den tiefsten Stand seit 14 Monaten. Die Analysten von J.P. Morgan (JPM) hatten ihre Gewinnschätzungen für den Zeitraum vom aktuellen Quartal bis einschließlich 2016 gesenkt und auch das Kursziel auf 60 von 70 Dollar zurückgenommen. An der Kaufempfehlung hält JPM gleichwohl fest.

   Der Kurs von Boeing stieg dagegen um 1,8 Prozent, nachdem der Flugzeughersteller eine höhere Dividende angekündigt hatte. Auch Pharmahersteller Eli Lilly will seine Aktionäre stärker am Gewinn teilhaben lassen. Gleichwohl gab die Aktie um 0,6 Prozent nach.

   Die Sprint-Aktie verbilligte sich um fast 6 Prozent. Das Unternehmen will sparen und wird die vom Motorsportverband Nascar veranstalteten Rennen nicht über 2016 hinaus sponsern.

INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.068,87 -0,65 -111,97 S&P-500 1.972,76 -0,85 -16,87 Nasdaq-Comp. 4.547,83 -1,24 -57,32 Nasdaq-100 4.089,60 -1,63 -67,81

Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/2% 2-year 99 28/32 up 2/32 0,560% -2,8BP 1% 3-year 100 up 4/32 0,995% -3,9BP 1 1/2% 5-year 99 28/32 up 7/32 1,528% -4,9BP 1 7/8% 7-year 100 3/32 up 9/32 1,858% -4,6BP 2 1/4% 10-year 101 19/32 up 13/32 2,070% -4,5BP 3% 30-year 106 4/32 up 30/32 2,700% -4,2BP

DEVISEN zuletzt +/- % Mo. 8.27 Uhr Fr, 17.12 Uhr EUR/USD 1,2512 0,37% 1,2466 1,2467 EUR/JPY 146,02 -0,96% 147,43 147,56 EUR/CHF 1,2009 -0,01% 1,2010 1,2010 USD/JPY 116,70 -1,30% 118,24 118,40 GBP/USD 1,5735 -0,04% 1,5741 1,5717 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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   December 16, 2014 16:12 ET (21:12 GMT)

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