24.06.2016 22:42:48
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MÄRKTE USA/Brexit beschert Wall Street Schwarzen Freitag
NEW YORK (Dow Jones)--Schwarzer Freitag an den US-Börsen. Mit scharfen Kursverlusten haben auch die Aktien an der Wall Street auf den Sieg der EU-Gegner beim Brexit-Referendum reagiert. Nach dem letztlich zu unrecht vorweggenommenen Optimismus an den vorangegangenen Handelstagen war der Schrecken umso größer. Der Ausgang des Referendums erwischte die meisten Anleger auf dem falschen Fuß, denn an den Vortagen waren sie noch Umfragen gefolgt, die einen Sieg der EU-Befürworter sehr wahrscheinlich erschienen ließen. Auch die Quoten der Buchmacher hatten entsprechende Erwartungen geschürt.
Investoren weltweit befürchten als Folge eine Destabilisierung der Konjunktur in Europa, langsameres globales Wachstum und eine Bedrohung der finanziellen Stabilität. Trotz herber Verluste traf es die US-Aktien aber nicht ganz so hart wie einige asiatische und europäische Börsen. Dort stürzten die Kurse und Indizes regelrecht ab, letztere teilweise im zweistelligen Prozentbereich.
Am Ende eines von sehr hohen Umsätzen geprägten turbulenten Börsentags verlor der Dow-Jones-Index 3,4 Prozent auf 17.400 Punkte. Der S&P-500 gab um 3,6 Prozent nach und der Nasdaq-Composite um 4,1 Prozent. Umgesetzt wurden an der NYSE 2,51 (Donnerstag: 0,85) Milliarden Aktien. Den 497 (2.562) Kursgewinnern standen 2.632 (527) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 53 (89) Titel.
Viele Analysten befürchten, dass der Brexit-Schock an den Aktienmärkten noch länger nachwirken könnte. Der nun beschlossene Austritt Großbritanniens werde länger andauernde Turbulenzen an den Märkten nach sich ziehen, das gelte besonders für die Eurozone, kommentierte JP Morgan. Greg McBride, Cheffinanzanalyst bei Bankrate.com, rät den Anlegern, sich "warm anzuziehen". Die Erleichterungsrally der vergangenen Tage, als die Investoren mehrheitlich auf ein "Remain" der Briten setzten, müsse ausgepreist werden, sagte er. Allerdings gibt es auch Meinungen, wonach der angerichtete Schaden eher von kurzer Dauer sein und sich die Aktienkurse schnell wieder stabilisieren dürften.
Anleger fliehen in Sicherheit - Yen, Gold und Anleihen gesucht Die Marktreaktion sei deswegen so heftig ausgefallen, weil alle wieder einmal gleichzeitig den Ausgang suchten, meinte Robert Pavlik, Chefstratege bei Boston Private Wealth. Er rät Investoren, nicht in Panik zu verfallen, schon weil sich der Ausstiegsprozess Großbritanniens lange hinziehen werde.
Massive Kursausschläge gab es am Devisenmarkt, wenngleich sich dort die Lage im Handelsverlauf zumindest etwas beruhigte - auch dank Interventionen einzelner Notenbanken. So intervenierte beispielsweise die Schweizerische Nationalbank gegen den aufwertenden Franken und der Chef der Bank of England (BoE), Mark Carney, versicherte, die BoE stehe bereit, dem Finanzsystem mindestens 250 Milliarden britische Pfund bereitzustellen, sollte dies nötig sein. Auch die US-Notenbank signalisierte Bereitschaft, nötigenfalls Dollarliquidität bereitzustellen.
Anleger schichteten vor allem in die klassischen Fluchtwährungen Yen und Franken um. Der Dollar kostete zeitweise nur 99 Yen, erholte sich aber auf zuletzt 102,39 Yen wieder etwas. Am Donnerstag notierte der Greenback in der Spitze noch bei 106,64 Yen.
Das britische Pfund brach in einer ersten Reaktion auf ein 31-Jahrestief von 1,3230 Dollar ab, erholte sich dann aber wieder etwas auf zuletzt 1,3671 Dollar. Am Donnerstag wurden bis zu 1,5046 Dollar für das Pfund bezahlt, als es noch nach einem Sieg des "Remain"-Lagers ausgesehen hatte. Der Euro verlor im Sog des Pfundes ebenfalls wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtung von Eurozone und Großbritannien. Im späten US-Handel kostete der Euro 1,1101 Dollar, nachdem er anfangs einen Rücksetzer bis auf 1,0912 Dollar gesehen hatte. Im Tageshoch kurz nach Mitternacht lag der Kurs noch bei 1,1424 Dollar.
Vom Sicherheitsbedürfnis der Anleger profitierten daneben das Gold und Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel in der ersten Schockreaktion auf ein Rekordtief von minus 0,17 Prozent, und die US-Renditen näherten sich zumindest rekordniedrigen Niveaus. Am US-Anleihemarkt sank die Zehnjahresrendite um 17 Basispunkte auf 1,57 Prozent. Ihr Rekordtief hatte sie auf Schlusskursbasis im Juli 2012 bei 1,404 Prozent erreicht. Einen Satz um zeitweise fast 100 Dollar machte das Gold. Die Feinunze verteuerte sich um 4,5 Prozent auf 1.317 Dollar.
Fester Dollar und Konjunkturskepsis drücken Rohstoffpreise An den Rohstoffmärkten kam es ebenfalls zu kräftigen Preisbewegungen. Die global in Dollar gehandelten Rohstoffe litten einerseits unter der Aufwertung des Dollar, andererseits unter der Furcht, dass der Brexit die Konjunktur bremsen und damit die Nachfrage nach Rohstoffen dämpfen könnte. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI sank um 5 Prozent auf 47,57 Dollar. Brent-Öl verlor ähnlich stark.
Die US-Konjunkturdaten des Tages wurden vom Brexit-Votum in den Hintergrund gedrängt und spielten keine Rolle. Auch der am Donnerstag nach der Schlussglocke an Wall Street veröffentlichte erste Teil des Stresstests der US-Banken wurde kaum zur Kenntnis genommen werden. Die Prüfung ergab, dass die größten Banken des Landes die Kapitalanforderungen erfüllen. Konkrete Einzelergebnisse werden erst in der kommenden Woche mitgeteilt.
Bankenaktien schwer unter Druck Die Bankenaktien waren dennoch mit den Autoaktien klar die größten Verlierer. Ihr Subindex rutschte um 6,8 Prozent ab. Die Geldinstitute leiden ohnehin schon unter dem global extrem niedrigen Zinsniveau, das nach dem Votum der Briten noch weiter sinken könnte, sollte die Bank of England die Zinsen senken, um die wirtschaftlichen Folgen eines EU-Austritts des Landes abzufedern.
Außerdem könnte angesichts der Unsicherheit die US-Notenbank ihre Zinserhöhung weiter herauszögern. "Das Votum macht es definitiv schwieriger für die US-Notenbank, die Zinsen in diesem Jahr anzuheben", sagte Chris Gaffney, Präsident von Everbank World Markets. Vereinzelt brachten Teilnehmer sogar eine Zinssenkung ins Gespräch.
Bank of America fielen um 7,4 Prozent und Goldman Sachs um 7,1 Prozent. JP Morgan verloren 6,9 Prozent. Die Verluste waren dennoch fast harmlos im Vergleich zu den oft zweistelligen Abgaben im europäischen Bankensektor.
Am besten schlugen sich Aktien aus dem als vergleichsweise defensiv und geltenden Versorgersektor. Er schaffte als einziger ein Miniplus.
Nach Ansicht von Piper Jaffray ist die US-Spielzeugindustrie besonders betroffen vom Sieg des Brexit-Lagers, weil sie große teile ihres Umsatzes in Europa erzielt. Zudem sei traditionell Großbritannien in Europa der größte Markt für Spielzeug. Hasbro verloren 4,4 Prozent und Mattel 8,1 Prozent.
Unter den sonstigen Einzelwerten reagierte die Sonic-Aktie mit einem Minus von 9,2 Prozent auf enttäuschende Umsatzdaten. Die Schnellrestaurantkette ist im Mai nicht so stark gewachsen wie erwartet.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.399,86 -3,39 -611,21 -0,14 S&P-500 2.037,30 -3,60 -76,02 -0,32 Nasdaq-Comp. 4.707,98 -4,12 -202,06 -5,98 Nasdaq-100 4.285,70 -4,07 -181,78 -6,70DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.41 Uhr Do, 17.30 Uhr % YTD EUR/USD 1,1097 +0,32% 1,1062 1,1363 +2,2% EUR/JPY 113,60 +0,31% 113,25 120,15 -10,9% EUR/CHF 1,0792 -0,01% 1,0793 1,0881 -0,8% GBP/EUR 1,2299 -0,72% 1,2388 1,3025 -9,4% USD/JPY 102,38 -0,10% 102,48 105,80 -12,8% GBP/USD 1,3649 -0,36% 1,3699 1,4796 -7,5%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,64 50,11 -4,9% -2,47 +13,8% Brent/ICE 48,42 50,91 -4,9% -2,49 +15,0%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.318,10 1.261,47 +4,5% +56,64 +24,3% Silber (Spot) 17,74 17,29 +2,6% +0,45 +28,4% Platin (Spot) 982,10 964,00 +1,9% +18,10 +10,2% Kupfer-Future 2,12 2,16 -2,2% -0,05 -1,6% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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June 24, 2016 16:12 ET (20:12 GMT)
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Aktien in diesem Artikel
Bank of America Corp. | 42,73 | 0,35% | |
Goldman Sachs | 556,40 | 1,72% | |
Hasbro Inc. | 54,52 | 0,42% | |
JPMorgan Chase & Co Cert.Deposito Arg.Repr. 0.10 Shs | 19 175,00 | 1,19% | |
Mattel Inc. | 17,25 | 2,10% |