28.04.2016 16:21:54

MÄRKTE USA/BoJ-Entscheidung belastet die Wall Street leicht

   Von Thomas Rossmann

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Notenbanken dominieren auch am Donnerstag weiter das Geschehen an der Wall Street. Nachdem die US-Notenbank am Vorabend keine genaue Indikationen für die nächste Zinserhöhung geliefert hatte, sorgte die Bank of Japan (BoJ) für einen echten Paukenschlag. Entgegen den Erwartungen an den Finanzmärkten hat sie ihre Geldpolitik unangetastet belassen und nicht weiter gelockert. Analysten hatten zusätzliche Lockerungsmaßnahmen wie die Einführung negativer Kreditzinsen mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit erwartet. Das Ausbleiben solcher Maßnahmen dürfte zunächst für Enttäuschung sorgen.

   "Die Markt ist wirklich überrascht", sagt Analyst Yuji Saito von der Crédit Agricole Corporate and Investment Bank. Vor allem die ausländischen Hedgefonds hätten auf eine "Bazooka" gesetzt. Der Dow-Jones-Index verliert im frühen Handel 0,6 Prozent auf 17.932 Punkte. Der S&P-500 fällt um 0,4 Prozent und für den Nasdaq-Composite geht es um 0,2 Prozent nach unten. Damit fällt die Reaktion an der Wall Street auf die BoJ aber insgesamt noch moderat aus. In Tokio brach der Nikkei-225 um 3,6 Prozent ein.

   Das schwache Wachstum der US-Wirtschaft bewegt den Markt dagegen nicht. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet lediglich um 0,5 Prozent. Das ist die schwächste Rate seit zwei Jahren. Volkswirte hatten mit einem Anstieg von 0,7 Prozent gerechnet. Im vierten Quartal 2015 war das BIP noch um 1,4 Prozent gewachsen. Die Ökonomen der Commerzbank rechnen allerdings damit, dass das erste Quartal nur ein Ausreißer ist und bald wieder deutlich stärkere Quartale folgen. Der Zinserhöhungszyklus der Fed - der bislang nur aus einem einzigen Zinsschritt besteht - sei trotz des derzeit relativ schwachen Wachstums daher nicht zu Ende, heißt es weiter. Die wöchentlichen Erstanträge trafen dagegen exakt die Prognose.

   Darüber hinaus gibt die Berichtssaison weiter den Takt für den Markt vor. Die Facebook-Aktie schießt um 10,3 Prozent nach oben. Das soziale Netzwerk hat erneut die Erwartungen des Marktes sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn übertroffen. Dank sprudelnder Werbeeinnahmen konnte das US-Unternehmen die Erlöse im ersten Quartal um mehr als die Hälfte steigern.

Weitere Übernahme im Gesundheitssektor In der Gesundheitsbranche in den USA gibt es eine weitere milliardenschwere Übernahme. Der Pharmakonzern Abbott Laboratories übernimmt St. Jude Medical für 25 Milliarden US-Dollar. Damit schließen sich zwei führende Hersteller von Herzschrittmachern zusammen. St. Jude wird mit rund 85 Dollar bewertet, was einer Prämie von 37 Prozent auf den Schlusskurs vom Mittwoch entspricht. Die Aktie von St. Jude Medical steigt um 25 Prozent, Abbott Laboratories fallen dagegen um 7,4 Prozent zurück.

   Bestätigt ist jetzt auch die Übernahme des Animationsstudios Dreamworks durch den US-Kabelkonzern Comcast. Die Transaktion hat ein Volumen von 3,8 Milliarden Dollar. Comcast zahlt 41 Dollar je Aktie. Nach einer Kreisemeldung hatte die Dreamworks-Aktie bereits am Vortag um knapp 19 Prozent zugelegt. Aktuell wird die Aktie an der Nyse noch nicht gehandelt. Comcast geben um 1,0 Prozent nach.

   Der US-Autobauer Ford hat seinen Gewinn im ersten Quartal dank starker Truck-Absätze mehr als verdoppelt. Die operative Marge in der Kernregion Nordamerika kann sich mit jenen teurer Luxusmarken messen lassen. Auf operativer Basis verdiente der Konzern 68 Cent je Anteil. Das war deutlich mehr als Analysten im Konsens mit 48 Cent je Stück erwartet hatten. Die Aktie steigt um 1,2 Prozent.

   Dow Chemical hat im ersten Quartal einen Umsatzrückgang gut weggesteckt und mehr verdient als erwartet. Das Ergebnis je Aktie lag bei 15 Cents je Aktie. Darin sind unter anderem Einmalposten für eine Vergleichsvereinbarung bei einer Rechtsstreitigkeit von 0,70 Dollar enthalten. Dow Chemical wurden Preisabsprachen bei der Chemikalie Urethan vorgeworfen und das Unternehmen einigte sich auf eine Zahlung von 835 Millionen Dollar. Bereinigt wies der Konzern einen Gewinn je Aktie von 89 Cent aus. Das lag über der Markterwartung von 83 Cents. Die Titel fallen um 1,5 Prozent.

Yen zieht nach BoJ-Entscheidung deutlich an Mit dem Dollarabsturz von 111,70 auf 109,00 Yen straft der Markt die japanische Notenbank dafür ab, dass sie keinerlei Signale - welcher Art auch immer - für weitere Lockerungsmaßnahmen gesetzt hat, so Commerzbank-Devisenexpertin Antje Praefcke. Die einzige Änderung sei, dass sie das Inflationsziel jetzt nicht mehr im ersten Halbjahr des Fiskaljahres 2017 erreichen wolle, sondern "im Verlauf" des Fiskaljahres. Das sei mittlerweile die vierte Verschiebung seit ungefähr einem Jahr, die das Inflationsziel "allmählich ad absurdum" führe, so Praefcke weiter. Aktuell kostet der Dollar 108,51 Yen. Zum Euro zeigt sich der Greenback dagegen nur wenig bewegt. Die Gemeinschaftswährung geht mit 1,1332 Dollar um und liegt damit auf dem Niveau nach der Zinsentscheidung der Fed am Vorabend.

   Die erhöhte Risikoscheu nach der negativen Überraschung aus Japan und der schwächere Dollar treiben den Goldpreis an. Die Feinunze kostet 1.256 Dollar, ein Plus von 0,9 Prozent. Das Edelmetall profitiert außerdem davon, dass die nächste Zinserhöhung in den USA offenbar weiter auf sich warten lässt. Die US-Anleihen treten dagegen nach dem kräftigen Aufschlag am Vortag auf der Stelle. Die Rendite zehnjähriger Papiere liegt unverändert bei 1,86 Prozent.

   Die Ölpreise zeigen sich zwischen leichten Abgaben und einem moderaten Plus. Nach den deutlichen Gewinnen der vergangenen Wochen werde fraglich, ob sich das positive Momentum fortsetze, heißt es aus dem Handel. Zumal sich die Lage auf der Nachfrageseite nicht wesentlich verbessert habe. "Es hat zwei Versuche gegeben die Fördermenge einzufrieren, was die Preise jeweils nach oben getrieben hat", so Analyst Edward Bell von Emirates NBD. "Fundamental hat sich die Produktion außerhalb der USA aber erhöht, so dass die Gespräche über das Einfrieren der Fördermenge letztlich nur als günstiger Weg gesehen werden können, die Preise nach oben zu treiben", so der Teilnehmer weiter. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fällt um 0,2 Prozent auf 45,23 Dollar. Brent steigt um 0,2 Prozent auf 47,27 Dollar.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.932,11 -0,61 -109,44 2,91 S&P-500 2.086,31 -0,42 -8,84 2,07 Nasdaq-Comp. 4.853,75 -0,19 -9,39 -3,07 Nasdaq-100 4.417,66 0,02 1,03 -3,82

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 9:15 Mi, 17:15 % YTD EUR/USD 1,1332 -0,24% 1,1359 1,1316 +4,3% EUR/JPY 122,96 +0,10% 122,84 125,88 -3,6% EUR/CHF 1,0975 -0,05% 1,0981 1,1002 +0,9% GBP/EUR 1,2845 +0,04% 1,2839 1,2846 -5,4% USD/JPY 108,51 +0,34% 108,14 111,25 -7,6% GBP/USD 1,4554 -0,21% 1,4584 1,4538 -1,3%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,23 45,33 -0,22 -0,10 +11,1% Brent/ICE 47,27 47,18 0,19 0,09 +16,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.255,64 1.244,00 +0,9% +11,64 +18,4% Silber (Spot) 17,35 17,24 +0,6% +0,11 +25,5% Platin (Spot) 1.040,87 1.024,50 +1,6% +16,37 +16,8% Kupfer-Future 2,22 2,22 +0,1% +0,00 +3,6% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/ros/raz

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   April 28, 2016 09:51 ET (13:51 GMT)

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