19.07.2019 09:47:45

MÄRKTE EUROPA/Zinshoffnungen treiben Börsen

FRANKFURT (Dow Jones)--Der von der Zinssenkungsfantasie ausgelöste Run ins Risiko beflügelt am Freitag auch die Aktienkurse in Europa. "Die Vorlagen sind gut", so ein Marktteilnehmer. Ausgelöst wurde die Wende nach oben von einer Rede des US-Notenbankers John Williams, die die Spekulationen auf einen großen Zinsschritt von 50 Basispunkten massiv verstärkte. Eine solche Zinssenkung zur Sitzung der US-Notenbank Ende Juli gilt nun zu 69 Prozent eingepreist nach 34 Prozent vor der Rede.

Selbst relativierende Aussagen aus der New Yorker Fed bremsen die Risikoneigung kaum. Ihr Präsident Williams habe nicht andeuten wollen, dass die US-Notenbank diesen Monat eine große Zinssenkung vornehmen könnte, sagte ein Sprecher. Doch zeigt sich in Asien, dass der Rückzieher der Fed ignoriert wird. Denn dort steigen die Kurse an den Aktienmärkten überwiegend kräftig.

Positiv wird im Handel auch gewertet, dass der Aktienterminmarkt in den USA schon wieder eine Rückkehr des S&P-500 über die wichtige 3.000er Marke andeutet. Der DAX steigt um 0,7 Prozent auf 12.309 Punkte, der Euro-Stoxx-50 wird mit 3.510 Zählern gehandelt, was einem Plus von 0,8 Prozent entspricht. Der Dollar erholt sich mit dem Rückzieher aus New York etwas, der Euro bewegt sich aber noch immer über den Niveaus von vor der Williams-Rede.

Der kleine Verfall dürfte zunächst wenig Auswirkungen auf den DAX haben. Denn interessant wird es laut Marktteilnehmern erst bei 12.400 Punkten, da hier einerseits große offene Calls und Puts den Weg versperren und andererseits ein Überwinden der Marke den Aufschwung deshalb dynamisieren könnte. Das gilt aber zunächst als unwahrscheinlich.

Ölwerte mit günstiger Konstellation

Ölwerte erholen sich im Schnitt um 0,7 Prozent. Grund ist der gestiegene Ölpreis, der auch in Asien die Kurse der Sektorunternehmen nach oben treibt. Aus technischer Sicht hat sich die Lage im Stoxx-Sektor Öl und Gas mit dem Fall unter die 200-Tagelinie allerdings eingetrübt.

Günstig stehen die Zeichen auch für den Technologiesektor, dieser legt allerdings nur um 0,2 Prozent zu. Microsoft heizt laut Händlern weltweit die Stimmung für Technologiewerte an. Die Aktie stieg nachbörslich in den USA auf neue Allzeithochs. Im vergangenen Quartal stieg der Gewinn um fast 50 Prozent. Dazu trug unter anderen das boomende Cloud-Geschäft bei.

Allerdings erhält der Sektor in Europa einen Dämpfer durch Software AG. Die Titel brechen um 13 Prozent auf den tiefsten Stand seit Februar 2016 ein. Das Zahlenwerk wirke zwar auf den ersten Blick wie im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, den Ausblick für die digitale Plattform habe das Unternehmen aber gesenkt. Nun würden hier sogar fallende Umsätze für möglich gehalten, heißt es im Handel.

Auch SAP zeigen sich nach den deutlichen Vortagesverlusten in Reaktion auf schwache Magen erneut mit Abgaben - diesmal von 0,6 Prozent. Zwar nehme die Profitabilität etwas langsamer zu als erwartet, die Richtung stimme aber. "Daher dürften auch SAP nach einer längeren Konsolidierung wieder neue Allzeithochs ansteuern", zeigt sich ein Marktteilnehmer optimistisch. Die Commerzbank bläst ins gleiche Horn.

Publicis stürzen um 8,4 Prozent ab. Der französische Werbekonzern rechnet nun nicht mehr mit einer Beschleunigung des Wachstums, sondern mit einer Stagnation. Das Unternehmen verweist auf eine interne Transformation. "Problematischer ist aber die andere Begründung", so ein Händler: Die Kunden stünden unter Druck, Budgets zu kürzen. WPP sinken im Sog um 2,4 Prozent.

Munich Re klettern dagegen um 2,4 Prozent. Der Rückversicherungskonzern stellt für das zweite Quartal einen Gewinn von rund 1 Milliarde Euro in Aussicht. Die Ziele sähen nun zunehmend konservativ aus, heißt es bei der Citi, die mit steigenden Konsensprognosen rechnet.

In ähnlicher Größenordnung ziehen Wirecard an, der Kurs steigt um 2,3 Prozent. Der Konzern arbeitet künftig mit Aldi im Bereich bargeldlose Zahlungssysteme zusammen. "Das ist ein großer neuer Schlüsselkunde", so ein Händler.

Sartorius marschieren um 1,6 Prozent Richtung Allzeithoch. Das Biopharmazie-Unternehmen hat im zweiten Quartal mehr umgesetzt und verdient als erwartet und deshalb die Prognose erhöht.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.509,36 0,76 26,53 16,92

Stoxx-50 3.206,01 0,60 19,00 16,16

DAX 12.308,51 0,66 80,66 16,57

MDAX 25.904,56 0,65 167,58 19,99

TecDAX 2.857,72 0,67 18,92 16,63

SDAX 10.865,51 0,32 34,29 14,26

FTSE 7.538,47 0,61 45,38 11,37

CAC 5.591,71 0,74 41,17 18,20

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,32 -0,01 -0,56

US-Zehnjahresrendite 2,04 0,02 -0,64

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 7:41 Uhr Do, 17:20 % YTD

EUR/USD 1,1259 -0,15% 1,1257 1,1222 -1,8%

EUR/JPY 121,18 +0,18% 121,16 120,99 -3,6%

EUR/CHF 1,1076 +0,08% 1,1076 1,1074 -1,6%

EUR/GBP 0,8989 +0,04% 0,8983 0,8987 -0,1%

USD/JPY 107,63 +0,34% 107,64 107,81 -1,8%

GBP/USD 1,2527 -0,17% 1,2532 1,2488 -1,9%

Bitcoin

BTC/USD 10.522,00 -0,72% 10.452,50 10.406,81 +182,9%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 55,91 55,30 +1,1% 0,61 +17,5%

Brent/ICE 62,79 61,93 +1,4% 0,86 +13,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.438,86 1.446,40 -0,5% -7,54 +12,2%

Silber (Spot) 16,42 16,35 +0,4% +0,07 +5,9%

Platin (Spot) 855,90 854,50 +0,2% +1,40 +7,5%

Kupfer-Future 2,77 2,71 +2,1% +0,06 +4,7%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/flf/smh

(END) Dow Jones Newswires

July 19, 2019 03:47 ET (07:47 GMT)

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