23.03.2020 16:04:48

MÄRKTE EUROPA/"Whatever it takes" der Fed läuft ins Leere

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen reduzieren bis Montagnachmittag die Verluste. Nachdem die US-Notenbank praktisch unbegrenzte Anleihekäufe angekündigt hatte, drehten die Kurse zeitweise ins Plus, konnten dieses aber nicht halten. Damit konnte selbst das "Whatever it takes" der Fed nicht für einen nachhaltigen Stimmungswechsel sorgen.

"Es hilft doch nichts", merkt ein Händler frustriert an. Die Fed könne durch Wertpapierkäufe keine Produktionsstätten wieder hochfahren, die wegen der Coronakrise stillgelegt worden seien. Für eine nachhaltige Erholung müsse sich zunächst eine Besserung in der Coronakrise selbst abzeichnen, etwa ein Scheitelpunkt bei den Neuerkrankungen oder etwa die Aussicht auf die baldige Zulassung eines Medikaments bzw. Impfstoffs. Weder das eine noch das andere sind allerdings derzeit in Sicht.

Der DAX verliert 2,7 Prozent auf 8.688 Punkte, im Tagestief stand der Index bei 8.480. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 2,9 Prozent nach auf 2.476 Punkte. Die Verluste von 1,2 Prozent in Mailand fallen gering aus, und das trotz der drastischen Ankündigung der italienischen Regierung vom Wochenende, alle nicht notwendigen Unternehmen zu schließen.

US-Regierung plant 2 Billionen Dollar Konjunkturpaket

Derweil überschlagen sich die Regierungen mit Konjunkturprogrammen. Im Raum steht vor allem ein 2 Billionen Dollar schweres Paket der US-Regierung. Laut Finanzminister Steven Mnuchin stehen Demokraten und Republikaner im Kongress kurz vor einer Einigung. Im einem ersten Testfall war das Paket im Senat am Sonntag durchgefallen.

Die Welle der Sparmaßnahmen bei Unternehmen reißt derweil nicht ab. So meldete auch Royal Dutch Shell (RDS) die Einstellung der Aktienrückkäufe. Ähnliches war bereits von Total zu hören. "Das dürfte angesichts der Krise von nahezu jedem Unternehmen auch jenseits der Ölbranche kommen", so ein Händler. Damit dürften aber die Gewinnschätzungen zusätzlich unter Druck geraten, die bislang von Rückkäufen künstlich hoch gehalten wurden. RDS gewinnen 5,3 Prozent, Total 6,4 Prozent.

MTU verlieren 12,4 Prozent. Der Triebwerkshersteller will die Produktionsstandorte in München und im polnischen Rzeszow, an denen das Unternehmen Triebwerke montiert und Komponenten für Triebwerke fertigt, für drei Wochen schließen. Eine Woche später sollen die Instandhaltungsstandorte in Hannover und Ludwigsfelde folgen.

Eine Verschiebung der für diesen Sommer geplanten Olympischen Spiele in Tokio wegen der Corona-Pandemie könnte nach Einschätzung des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe unter Umständen "unvermeidbar" werden. Adidas geben daraufhin 4,9 Prozent nach, Puma 4,1 Prozent.

Keine ganz schlechte Nachricht sehen Händler selbst hinter dem Einbruch der Verkaufszahlen für Smartphones wegen der Coronaviruskrise. Im Februar seien 38 Prozent weniger Smartphones verkauft worden als im Vorjahresmonat, teilten Marktbeobachter der Firma Strategy Analytics mit. Dies war der stärkste Rückgang in der Geschichte.

"Was bisher überall fehlt, sind quantifizierbare Zahlen über Einbußen und Verluste, die man überhaupt einpreisen kann", sagt ein Händler: "Die Kursverluste waren deshalb so groß, weil jeder nur mit Daumenregeln schätzen konnte". Infineon gewinnen 0,2 Prozent, STMicro 2 Prozent, während Dialog um 1,7 Prozent nachgeben.

Bei Hugo Boss geht der CEO

Weiter aufwärts geht es mit Drägerwerk. Der Kurs steigt um 8,3 Prozent. Das Unternehmen soll Beatmungsgeräte an Kliniken liefern. Hugo Boss verlieren 1,5 Prozent. CEO Mark Langer scheidet zum 30. September aus dem Vorstand des Modekonzerns aus. Nach dem Ausscheiden dürfte sich die Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens weiter verstärken, so die Citigroup.

Mit Airbus geht es im MDAX um 11,6 Prozent nach unten. Das Unternehmen zahlt zunächst keine Dividende. "Airbus macht nur Nägel mit Köpfen, was andere auch tun", sagt ein Händler.

H&M geben 3,3 Prozent nach. Der Modekonzern will Tausende von Mitarbeitern vorübergehend kündigen und die geplante Dividende für 2019 von 9,75 Kronen streichen.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 2.475,86 -2,85 -72,64 -33,89

Stoxx-50 2.406,46 -3,74 -93,61 -29,28

DAX 8.687,98 -2,70 -240,97 -34,43

MDAX 18.922,45 -3,07 -598,70 -33,17

TecDAX 2.321,22 -1,18 -27,81 -23,01

SDAX 8.171,02 -1,48 -122,45 -34,69

FTSE 4.986,35 -3,94 -204,43 -31,18

CAC 3.911,85 -3,38 -136,94 -34,56

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,38 -0,06 -0,62

US-Zehnjahresrendite 0,71 -0,14 -1,97

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:39 Uhr Fr, 17:25 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0808 +1,41% 1,0725 1,0697 -3,6%

EUR/JPY 119,75 +1,15% 117,99 119,11 -1,8%

EUR/CHF 1,0598 +0,65% 1,0550 1,0541 -2,4%

EUR/GBP 0,9307 +0,82% 0,9208 0,9109 +10,0%

USD/JPY 110,77 -0,29% 110,26 111,35 +1,8%

GBP/USD 1,1606 +0,53% 1,1650 1,1743 -12,4%

USD/CNH (Offshore) 7,1094 -0,31% 7,1409 7,1362 +2,1%

Bitcoin

BTC/USD 6.224,51 +6,15% 5.918,76 6.506,01 -13,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 22,45 22,63 -0,8% -0,18 -62,6%

Brent/ICE 25,79 26,98 -4,4% -1,19 -60,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.532,87 1.488,80 +3,0% +44,07 +1,0%

Silber (Spot) 12,89 12,36 +4,3% +0,53 -27,8%

Platin (Spot) 627,05 609,15 +2,9% +17,90 -35,0%

Kupfer-Future 2,11 2,18 -3,0% -0,07 -24,7%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mpt/flf

(END) Dow Jones Newswires

March 23, 2020 11:05 ET (15:05 GMT)

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