08.03.2018 12:30:47

MÄRKTE EUROPA/Uneinheitlich - Autotitel vor Trump-Dekret schwach

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen setzt sich am Donnerstagmittag keine einheitliche Tendenz durch. Der DAX notiert 0,4 Prozent leichter bei 12.192 Punkten, der Euro-Stoxx-50 tritt auf der Stelle. Der Markt wartet auf die Zinsentscheidung und die begleitenden Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB). Daneben bestimmt weiter die US-Handelspolitik das Geschehen. Nach Handelsschluss in Europa könnte US-Präsident Donald Trump per Dekret die angekündigten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte absegnen. Ob und welche Ausnahmen es dabei gibt, bleibt abzuwarten.

Weil in der Folge eine Eskalationsspirale und damit auch Zölle auf Autos befürchtet werden, stehen Autoaktien und deshalb auch der DAX unter Druck. VW verlieren 1,6, Daimler 1,4 und BMW 1,1 Prozent. Trump hat gedroht, im Fall von Gegenmaßnahmen der EU auf die Aluminium- und Stahlzölle auch europäische Autos mit einem Importzoll von 25 Prozent zu belegen. Der europäische Stoxx-Autoindex verliert 0,8 Prozent. Nur der Branchen-Index der Rohstoff-Aktien gibt mit einem Minus von 1,1 Prozent noch stärker nach, zu ihm zählen auch die Stahltitel.

Der EZB-Rat dürfte darüber diskutieren, ob er für den Notfall weiterhin eine Erhöhung der Anleihekäufe in Aussicht stellen soll. Ob er sich in seiner Kommunikation wirklich bereits zu einer Streichung dieser Passage durchringen wird, gilt als eher unwahrscheinlich - auch angesichts der Strafzollthematik, die negative Wirkungen auf das Wachstum haben könnte. Der Präsident der US-Notenbankfiliale in Atlanta, Raphael Bostic, sprach angesichts der Zolldebatte von einer steigenden Konjunkturunsicherheit.

Etwas Unterstützung für die Stimmung kommt aus China. Dort sind die Exporte im Februar unerwartet stark um 44,5 Prozent gestiegen. Die Daten dürften aber wie bereits die Januar-Daten verzerrt sein wegen der unterschiedlichen terminlichen Lage der chinesischen Neujahrsfeierlichkeiten.

Merck-Aktie leidet unter Ausblick

Auf Untenehmensseite nimmt die Berichtssaison am Donnerstag noch einmal Fahrt auf. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck hat im vierten Quartal mehr verdient und umgesetzt als von Analysten erwartet und seine Jahresziele erreicht. Die Kritik konzentriert sich aber auf den Ausblick. Die Analysten von Bryan Garnier stellen sich auf ein weiteres schwieriges Jahr für den Pharmakonzern ein. Wie die DZ Bank anmerkt, liegt die Unternehmensprognose eines stärkeren Gewinnrückgangs vor allem währungsbedingt unter den Erwartungen der Analysten. Für die Aktie geht es um 5,7 Prozent nach unten.

Unterstützt von einem Sondereffekt aus der US-Steuerreform und von verbesserten Margen im Gasegeschäft hat Linde im vierten Quartal den Nettogewinn fast verdoppelt. Zum wichtigeren Thema, der geplanten Fusion mit Praxair, erfahren die Anleger nicht viel Neues. Linde notieren unverändert.

Die Uniper-Ergebnisse sind nach Einschätzung aus dem Handel etwas unter den Erwartungen ausgefallen. Die Aktie kommt um 1,8 Prozent zurück. Unter Druck stehen Hugo Boss, sie geben um 5,6 Prozent nach. Der Modekonzern rechnet dank florierender Geschäfte in China im laufenden Jahr zwar mit einem beschleunigten Umsatzwachstum, ist beim Gewinn allerdings wegen Investitionen und Belastungen von der Währungsseite nicht so optimistisch.

Rätselraten bei Axel Springer

Die Zahlen des französischen Energieversorgers Engie kommen gut an, für die Aktie geht es um 4 Prozent nach oben. Die Analysten von Bryan Garnier stellen die Entwicklung beim Ergebnis heraus. Mit 2,6 Milliarden Euro habe es positiv überrascht. Zudem liege die Gewinnprognose für 2018 oberhalb der Markterwartung und auch der Dividendenvorschlag von 75 Cents je Aktie sei eine positive Überraschung. Ein Marktteilnehmer merkt als Kurstreiber zudem an, dass Engie nach Aussage des CFO kein Interesse am Kauf von Innogy habe. Innogy geben um 1,5 Prozent nach.

Der Kurs von Axel Springer knickt nach der Zahlenvorlage um 9 Prozent ein, was Händler etwas ratlos lässt. Die Zahlen seien insgesamt im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, hieß es zunächst. Nach und nach setzt sich im Handel die Meinung durch, dass der Ausblick der Hauptgrund für die Abgaben sein dürfte. Barclays stört sich am organischen Umsatzausblick. Das Unternehmen stelle einen Anstieg im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich in Aussicht; die Analysten seien aber bislang von 4,8 Prozent ausgegangen. Für ein Unternehmen, dessen Aktie sich 2017 sehr stark entwickelt habe, sei dies nicht genug. Seit Jahresbeginn hat das Papier zu den rund 46 Prozent aus 2017 noch einmal 11 Prozent zugelegt.

Bewegung beim Gerangel um Autobahnbetreiber Abertis bewegt Kurse

Hochtief gewinnen 5,3 Prozent. Um eine teure Bieterschlacht um den spanischen Mautstraßenbetreiber Abertis zu vermeiden, führen der Hochtief-Mutterkonzern ACS und sein Wettbewerber, der italienische Autobahnkonzern Atlantia, Gespräche über eine gemeinsame Lösung. Gegenwärtig hat Hochtief mit seinem Angebot, das Abertis mit 17,1 Milliarden Euro, im Rennen um Abertis die Nase vorn.

Nach Einschätzung aus dem Handel wäre ein gemeinsames Gebot eine elegante Lösung. Atlantia verfüge auf der einen Seite über die wesentlich tieferen Taschen als ACS und deren Tochter Hochtief. Auf der anderen Seite bevorzuge die spanische Regierung eine spanische Lösung. ACS steigen um über 7 Prozent, Atlantia um 4,5 Prozent, und Abertis verlieren 3,7 Prozent.

Mit einem Kurssprung von 8,3 Prozent reagieren Evotec auf die Mitteilung, dass das Hamburger Biotechnologieunternehmen in exklusiven Verhandlungen mit Sanofi bezüglich des Aufbaus einer Plattform zur Erforschung und Entwicklung von Medikamenten gegen Infektionskrankheiten steht. Telefonica Deutschland steigen um 2,5 Prozent. Laut der Wirtschaftswoche will sich die Muttergesellschaft Telefonica aus dem deutschen Markt zurückziehen. Dann könnte ein Bieterkampf um die deutsche Tochter ausbrechen, heißt es am Markt.

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.378,59 0,04 1,23 -3,58

Stoxx-50 2.976,48 0,13 3,99 -6,34

DAX 12.198,56 -0,38 -46,80 -5,57

MDAX 25.798,81 -0,14 -36,18 -1,53

TecDAX 2.634,15 1,49 38,76 4,16

SDAX 12.107,88 0,28 33,46 1,86

FTSE 7.157,04 -0,01 -0,80 -6,89

CAC 5.201,81 0,27 13,99 -2,08

Bund-Future 156,71 0,05 -3,13

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:35 Mi, 17:03 % YTD

EUR/USD 1,2371 -0,32% 1,2404 1,2402 +3,0%

EUR/JPY 131,26 -0,34% 131,41 131,44 -3,0%

EUR/CHF 1,1707 -0,01% 1,1690 1,1686 -0,0%

EUR/GBP 0,8919 -0,09% 0,8924 1,1202 +0,3%

USD/JPY 106,09 -0,04% 105,94 105,99 -5,8%

GBP/USD 1,3872 -0,21% 1,3898 1,3893 +2,7%

Bitcoin

BTC/USD 10.083,90 -0,4% 10.027,70 10.700,90 -26,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 61,07 61,15 -0,1% -0,08 +1,1%

Brent/ICE 64,17 64,34 -0,3% -0,17 -2,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.325,41 1.325,60 -0,0% -0,19 +1,7%

Silber (Spot) 16,47 16,50 -0,2% -0,03 -2,8%

Platin (Spot) 949,70 954,00 -0,5% -4,30 +2,2%

Kupfer-Future 3,08 3,12 -1,4% -0,04 -6,9%

DJG/hru/gos

(END) Dow Jones Newswires

March 08, 2018 06:31 ET (11:31 GMT)

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