27.04.2018 13:17:49

MÄRKTE EUROPA/Schwacher Euro stützt - Warten auf US-BIP

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen halten die Gewinne bis Freitagmittag. Haupttreiber bleibt der unter 1,21 Dollar gefallene Euro. Die Anleger warten nun auf die Veröffentlichung der US-BIP-Zahlen am Nachmittag. Im Konsens rechnen Analysten mit einem Anstieg um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Achten werden die Anleger auch auf den BIP-Deflator. Sollte dieser überraschend anziehen, könnte es mit den US-Renditen wieder nach oben gehen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries liegt aktuell mit 2,97 Prozent wieder etwas unter der viel beachteten 3-Prozentmarke - auch das sorgt am Aktienmarkt für Entspannung.

Der DAX gewinnt 0,8 Prozent auf 12.599 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,3 Prozent auf 3.517 Punkte nach oben. Der italienische Leitindex verliert indes 0,7 Prozent. Die Märkte dürften volatil bleiben. Der Euro sorge aktuell zwar für Entspannung, allerdings zeige die Berichtssaison, was für ein Risiko von ihm für Europa ausgehe, wenn er aufwerte. Die Unternehmensgewinne im vergangenen Quartal seien nämlich vom Euro stark belastet worden, wie beispielsweise die Geschäftszahlen von Renault zeigten, heißt es im Handel. Auch ist der Handelskonflikt mit den USA nicht gelöst - ohne Einigung treten die Strafzölle auf europäischen Stahl am 1. Mai in Kraft.

Commerzbank geht von anhaltender Euro-Schwäche aus

Der Euro gibt gegen den Dollar im Vergleich zum Vortag weiter nach und kostet nur noch 1,2088 Dollar, nachdem er nach der EZB-Sitzung am Donnerstag aus der Handelsspanne zwischen 1,2160 und 1,2555 Dollar gefallen war. Die neue Euroschwäche führt Marc Ostwald von ADM Investor Services auf die Signale der EZB zurück. Sie habe gezeigt, dass eine Zinserhöhung eine nur sehr ferne Aussicht sei. Die Commerzbank geht von einer anhaltenden Euro-Schwäche aus. Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann hält mittelfristig Kurse von 1,16 Dollar für möglich.

Das britische Pfund kommt mit dem schwachen BIP aus Großbritannien zurück. Für einen Euro müssen 0,8764 Pfund bezahlt werden nach 0,8690 Pfund vor den Daten. Zum Dollar fällt das Pfund von 1,3890 weiter zurück auf 1,3798 Dollar. Die britische Wirtschaft ist im ersten Quartal um 0,1 Prozent gewachsen und damit deutlich weniger als die Prognose von 0,3 Prozent. Der Aktienindex FTSE-100 profitiert dagegen, und liegt mit der schwachen Devise 0,6 Prozent vorne. Die im FTSE-100 gelisteten Unternehmen erwirtschaften einen signifikanten Anteil ihrer Umsätze im Ausland, profitieren mithin von einem schwachen Pfund.

Deutsche Bank nehmen wieder Fahrt nach unten auf

Deutsche Bank setzen ihre Talfahrt fort und verlieren weitere 4,5 Prozent auf 11,29 Euro. "Im Vordergrund steht (...) das Fundamentale", meint ein Händler mit Blick auf die Enttäuschung über Geschäftszahlen und Strategieausblick des Vortages: "Die künftige Gewinnsituation ist eine Black Box, solange nicht die neue Struktur feststeht". Dies wollten viele institutionelle Anleger nicht. Dazu komme die Angst vor einem latenten Blockverkauf durch den Großaktionär HNA. Als negatives Sahnehäubchen kommen am Freitag negative Analystenstimmen wie von Credit Suisse und Societe Generale hinzu. Die Societe Generale hat das Kursziel auf 8 Euro gesenkt.

Im DAX legen BASF um 2,3 Prozent und Bayer um 1,5 Prozent zu. Wegen der Monsanto-Übernahme hat Bayer weitere Cropscience-Geschäfte an BASF für bis zu 1,7 Milliarden Euro verkauft. RWE fallen wegen des Dividendenabschlags um 7,2 Prozent. Linde legen um 1,5 Prozent zu, weil die Fusion mit Praxair weiter auf gutem Weg ist und Praxair am Vortag gute Geschäftszahlen vorgelegt hat. Deutsche Telekom steigen um 2,1 Prozent nach Presseberichten, nach denen eine Fusion der Tochter T-Mobile US und Sprint bereits kommende Woche auf den Weg gebracht werden könnte.

Daimler-Zahlen setzen kaum Akzente

Die Quartalszahlen von Daimler sorgen hingegen kaum für Impulse. Der Kurs steigt um 0,4 Prozent. Etwas erschwert werde eine Einordnung der neuesten Geschäftszahlen dadurch, dass Daimler - wie andere Unternehmen auch - nun neue IFRS-Buchungsstandards angewendet habe. Nach Einschätzung von Evercore ISI hat Daimler vordergründig die Erwartungen nicht erfüllt, effektiv aber schon. Die Analysten verweisen auf außergewöhnlich hohe Forschungs- und Entwicklungsausgaben, die sich im Rest des Jahres bezahlt machen dürften.

Übel hat der Euro Renault erwischt. Hier wurden positive Volumeneffekte komplett durch die Währung ausgebremst. Der Kurs verliert darauf 3,7 Prozent. Der Euro könne Renault dazu zwingen, die Umsatzprognose zu senken, fürchten die Analysten von Evercore ISI. Kräftig aufwärts um 3,1 Prozent geht es mit Saint-Gobain. Die Umsatzzahlen des Unternehmens wurden im ersten Quartal zwar von negativen Kalendereffekten und schwierigen Wetterbedingungen belastet, dies sei aber normal im Winter, heißt es im Handel. Bryan Garnier hebt positiv die Aussagen des Managements hervor, wonach die Preistrends stark blieben und erhöhte Materialkosten kompensieren dürften.

Auch ein neues Aktienrückkaufprogramm kann den Kurs von Sanofi nicht stützen. Er fällt nach Vorlage der Quartalszahlen um 1,6 Prozent. Besonders die Medikamente gegen Multiple Sklerose hätten die Umsatzerwartungen deutlich verfehlt, heißt es bei Berenberg. Grund sei die Konkurrenz von Roche, unter der das US-Geschäft besonders stark leide.

Salzgitter nach Prognoseanhebung sehr fest

Dank einer Prognoseerhöhung springen Salzgitter um 3,3 Prozent nach oben. Der Stahlhersteller rechnet nach einem guten Quartal nun mit einem Gewinn von 250 bis 300 Millionen Euro statt wie bisher mit 200 bis 250 Millionen. Allerdings belasten die kaum vermeidbaren US-Zölle auf europäischen Stahl. Im TecDAX gewinnen Nemetschek 3,1 Prozent. "Das Wachstum ist stark und die Margen sind hoch", sagt ein Marktteilnehmer zu den Quartalszahlen.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.514,65 0,25 8,62 0,31

Stoxx-50 3.066,81 -0,02 -0,58 -3,49

DAX 12.587,85 0,70 87,38 -2,55

MDAX 25.881,74 0,37 94,42 -1,22

TecDAX 2.629,01 0,48 12,45 3,95

SDAX 12.309,08 0,54 65,59 3,55

FTSE 7.473,85 0,71 52,42 -3,46

CAC 5.463,03 0,17 9,46 2,83

Bund-Future 158,56% 0,22 -0,42

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:42 Do, 17:11 % YTD

EUR/USD 1,2081 -0,20% 1,2095 1,2116 +0,6%

EUR/JPY 132,09 -0,18% 132,22 132,48 -2,4%

EUR/CHF 1,1970 -0,08% 1,1978 1,1969 +2,2%

EUR/GBP 0,8780 +0,94% 0,8694 1,1497 -1,2%

USD/JPY 109,33 +0,01% 109,33 109,36 -2,9%

GBP/USD 1,3759 -1,13% 1,3912 1,3931 +1,8%

Bitcoin

BTC/USD 9.363,98 +2,5% 9.243,43 8.843,19 -31,4%

Anleiherenditen aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,58 -0,57 0,03

Deutschland 10 Jahre 0,58 0,59 0,15

USA 2 Jahre 2,48 2,48 0,59

USA 10 Jahre 2,97 2,98 0,56

Japan 2 Jahre -0,14 -0,14 0,00

Japan 10 Jahre 0,05 0,05 0,00

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 67,99 68,19 -0,3% -0,20 +13,2%

Brent/ICE 74,58 74,74 -0,2% -0,16 +13,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.319,72 1.317,28 +0,2% +2,44 +1,3%

Silber (Spot) 16,54 16,52 +0,1% +0,02 -2,3%

Platin (Spot) 910,15 909,50 +0,1% +0,65 -2,1%

Kupfer-Future 3,06 3,11 -1,8% -0,06 -7,7%

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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/flf

(END) Dow Jones Newswires

April 27, 2018 07:18 ET (11:18 GMT)

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