01.02.2018 18:12:46

MÄRKTE EUROPA/Schwächeanfall am Nachmittag - Korrektur auf hohem Niveau

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind am Donnerstag unter die Räder gekommen. Fundamentale Gründe für den Abgabedruck waren im Handel nicht bekannt. Sogenannte Algos, also automatisierter Handel, könnten für die am Nachmittag einsetzenden Verkäufe gesorgt haben, hieß es. Davon unabhängig sei zu bedenken, dass Aktien hoch bewertet seien, die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen mithin grundsätzlich groß. Von der relativ stabilen Entwicklung der US-Börsen kam keine Unterstützung. Zum Handelsstart hatten die meisten Indizes noch moderat zugelegt.

Etwas auf die Stimmung drückte der am Nachmittag wieder nach oben Fahrt aufnehmende Euro. Er kostete zuletzt 1,2480 Dollar und verteuerte sich damit gegenüber dem Tagestief um fast einen Cent.

Der DAX verlor 1,4 Prozent auf 13.004 Punkte, im Tagestief notierte der Index bei 12.972. Der Euro-Stoxx-50 gab 0,9 Prozent auf 3.577 Punkte nach und hielt sich damit besser. Das hing unter anderem damit zusammen, dass sich die im gesamteuropäischen Index enthaltenen Öl- und Gas- sowie Rohstoffaktien besser hielten.

Die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank vom Vorabend setzte insgesamt keine größeren Akzente. Dennoch wertet die Deutsche Bank den Ausgang als leicht falkenhaft, denn die Notenbanker hätten die Absicht, die Zinsen im laufenden Jahr weiter anzuheben, noch stärker als zuvor unterstrichen. Mit Blick auf die Inflationsentwicklung seien sie zudem zuversichtlicher, das Ziel von 2,0 Prozent zu erreichen. Die Analysten gehen von vier Zinsschritten im laufenden Jahr aus, offiziell avisiert sind bislang drei.

Am Devisenmarkt hinterließ die Fed-Entscheidung keine eindeutigen Spuren. Während der Euro anzog, legte Dollar seinerseits zum Yen etwas zu. Eine Zinsanhebung im März in den USA wird nun mit 99 Prozent eingepreist. Vor der Fed-Sitzung lag die Wahrscheinlichkeit dafür bei 90 Prozent. Aber auch das konnte den Dollar nicht stützen. Nach Einschätzung der Commerzbank bleibt der Dollar derzeit vor allem politisch geprägt.

Nokia klarere Tagesfavorit - Ferrari starten nach starkem Ausblick durch

Auf Unternehmensseite tobte die Berichtssaison weiter. Der Netzausrüster Nokia übertraf mit seinem bereinigten Gewinn im vierten Quartal die Erwartungen und hatte weitere gute Nachrichten im Gepäck: Der Netzmarkt schrumpft weniger stark als erwartet, weil sich die Lage in Nordamerika langsam verbessert. Die Aktionäre dürfen sich künftig auf Dividendensteigerungen freuen. Nokia schossen um 12,5 Prozent nach oben und sorgten damit dafür, dass der Index in Helsinki mit einem Plus von 2,4 Prozent klarer Gewinner war.

Novo Nordisk standen nach den Quartalszahlen stark unter Druck. Der Kurs des dänischen Pharmaunternehmens verlor 7,3 Prozent. "Der Gewinn hat die Erwartungen verfehlt", sagte ein Händler. Der Ausblick sei mau, die Perspektiven für das US-Geschäft zudem unklar. Die Börse in Kopenhagen war mit einem Minus von 3,1 Prozent der Verlierer des Tages.

In London fielen Vodafone um 4,5 Prozent, nachdem das Unternehmen für sein drittes Geschäftsquartal einen Umsatzrückgang gemeldet hatte. Ein positiver Ausblick von Ferrari trieb die Aktie um 7,5 Prozent nach oben. Laut Evercore ISI sind die Quartalszahlen zwar nur "in line" ausgefallen. Positiv hoben die Analysten allerdings den Ausblick der Italiener hervor.

Daimler-Aktie verliert

Die Daimler-Aktie verlor nach der Vorlage der Geschäftszahlen 2,2 Prozent. Daimler hat im Schlussquartal von einem guten Lkw-Geschäft profitiert und den Gewinn deutlich erhöht. Gegenwind gab es allerdings im margenstarken Autogeschäft, wo das Ergebnis wie erwartet etwas sank. Beim Ausblick für das laufende Jahr gab sich Daimler angesichts massiver Investitionen in neue Geschäftsfelder und nicht mehr ganz so hoher Absatzzuwächse im Autogeschäft zurückhaltend.

Evercore-Analyst Arndt Ellinghorst verwies auf die zunehmenden Probleme für Daimler durch den starken Euro und glaubt nicht, dass dies nur ein Daimler-Problem bleiben wird. BMW verloren 0,5 Prozent, während VW mit 0,3 Prozent sogar leicht fester schlossen.

Siemens verloren 4,5 Prozent bzw 5,46 Euro. Hierin war allerdings ein Dividendenabschlag von 3,70 Euro enthalten. Fresenius waren mit minus 4,8 Prozent Tagesverlierer im DAX. Ein Händler verwies auf eine aktuelle Studie von Goldman Sachs. Darin soll das Haus vor einem sich abschwächenden Wachstum bei Fresenius gewarnt haben. Für den Kurs der Tochter FMC ging es um 3,0 Prozent ebenfalls steil bergab.

Der Kurs des Autozulieferers Schaeffler brach im MDAX um 11,8 Prozent ein. Hier blieb das operative Ergebnis deutlich unter den Erwartungen. Als negativ bewertet wurde der Ausblick auf die Gewinnmarge und den freien Cashflow. "Das kommt einem Profit-Warning gleich", sagte ein Händler.

Siltronic leiden unter mauem Ausblick

Zu weiteren Gewinnmitnahmen kam es bei Siltronic, die Aktie verlor 7,4 Prozent. "Die Zahlen liegen zwar überwiegend im Rahmen der Erwartungen", so ein Händler. Der Ausblick sei aber eher mau. "Siltronic ist sehr stark abhängig vom US-Geschäft, von daher ist eine gewisse Vorsicht angebracht".

Die Aktie von SLM Solution brach um 11,2 Prozent ein. Im Handel wurde auf den Ausblick des 3D-Druckerherstellers verwiesen. Für 2018 rechnet SLM Solution mit einem Umsatz in Höhe von rund 125 Millionen Euro, dies liegt rund 15 Prozent unterhalb der Markterwartung.

Positiv beurteilt wurde eine Personalie bei Software AG. Wie das Unternehmen mitteilte wird Sanjay Brahmawar zum 1. August für fünf Jahre neuer Vorstandsvorsitzender. "Brahmawar ist ausgewiesener Experte für das Internet der Dinge", sagte ein Händler. Die Aktie legte um 2,9 Prozent zu.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.577,35 -31,94 -0,9% +2,1%

Stoxx-50 3.181,99 -30,28 -0,9% +0,1%

Stoxx-600 393,49 -1,97 -0,5% +1,1%

XETRA-DAX 13.003,90 -185,58 -1,4% +0,7%

FTSE-100 London 7.490,39 -43,16 -0,6% -2,0%

CAC-40 Paris 5.454,55 -27,37 -0,5% +2,7%

AEX Amsterdam 556,87 -3,65 -0,7% +2,3%

ATHEX-20 Athen 2.256,39 +19,55 +0,9% +8,3%

BEL-20 Bruessel 4.103,63 -8,01 -0,2% +3,2%

BUX Budapest 40.238,27 +49,76 +0,1% +2,2%

OMXH-25 Helsinki 4.139,46 +97,45 +2,4% +5,7%

ISE NAT. 30 Istanbul 145.695,85 -784,66 -0,5% +3,3%

OMXC-20 Kopenhagen 986,40 -31,38 -3,1% -3,7%

PSI 20 Lissabon 5.663,43 -56,55 -1,0% +4,1%

IBEX-35 Madrid 10.399,00 -52,50 -0,5% +3,5%

FTSE-MIB Mailand 23.541,46 +34,40 +0,1% +7,6%

RTS Moskau 1.293,10 +10,74 +0,8% +12,0%

OBX Oslo 746,39 +7,90 +1,1% +0,5%

PX Prag 1.140,01 +9,10 +0,8% +5,7%

OMXS-30 Stockholm 1.601,84 +8,69 +0,5% +1,6%

WIG-20 Warschau 2.534,21 -19,60 -0,8% +3,0%

ATX Wien 3.587,39 -6,88 -0,2% +4,9%

SMI Zuerich 9.290,92 -44,48 -0,5% -1,0%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:04 Mi, 18:10 % YTD

EUR/USD 1,2492 +0,64% 1,2397 1,2433 +4,0%

EUR/JPY 136,84 +0,95% 135,74 135,86 +1,2%

EUR/CHF 1,1593 +0,26% 1,1570 1,1582 -1,0%

EUR/GBP 0,8767 +0,29% 0,8745 1,1418 -1,4%

USD/JPY 109,52 +0,28% 109,52 109,27 -2,8%

GBP/USD 1,4248 +0,35% 1,4175 1,4193 +5,4%

Bitcoin

BTC/USD 8.937,36 -10,86% 10.046,46 9.964,01 -37,78

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 65,56 64,73 +1,3% 0,83 +8,5%

Brent/ICE 69,26 68,89 +0,5% 0,37 +4,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.342,44 1.344,65 -0,2% -2,22 +3,0%

Silber (Spot) 17,16 17,32 -0,9% -0,16 +1,3%

Platin (Spot) 1.002,35 1.001,85 +0,0% +0,50 +7,8%

Kupfer-Future 3,21 3,20 +0,4% +0,01 -2,8%

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/gos

(END) Dow Jones Newswires

February 01, 2018 12:13 ET (17:13 GMT)

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