23.06.2022 16:05:40

MÄRKTE EUROPA/Schwach - DAX wieder unter 13.000

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte präsentieren sich am Donnerstagnachmittag wieder in einer schwachen Verfassung. Der DAX ist erneut unter die 13.000er Marke gerutscht, kurz nach Beginn des Handels an der Wall Street verliert er 1,4 Prozent auf 12.964 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 hält sich mit einem Minus von 0,8 Prozent auf 3.438 Punkte etwas besser. Er profitiert von einer relativ guten Nachfrage nach vergleichsweise konjunkturunabhängigen Titeln. Damit leidet der DAX unter seinen vielen Industrietiteln, er gilt als zyklisch und konjunkturabhängig. Auch technisch ist der Bereich um 13.000 wichtig: "Gelingt es der Angebotsseite, die Unterstützung zu überrennen, wäre der Weg frei bis zum März-Tief bei 12.432 Zählern", sagt Christian Henke von IG Markets.

"Der Markt preist eine Rezession ein", so ein Händler. Das drückt zwar auf die konjunkturabhängigen Aktien, aber auch auf die Renditen und Zinsen. Händler verweisen mit Blick auf die Rezessionsängste auch auf mögliche Shut-Downs in der Industrie, falls sich die Gas-Knappheit weiter verschärft. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat am Vormittag die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen.

Zuvor zeigten die Einkaufsmanagerindizes aus Frankreich und Deutschland bereits eine weitere Wachstumseintrübung an. In Deutschland macht vor allem der Subindex für Industrie Sorgen, der auf 52,0 nach 54,8 fiel. Per Saldo seien in den Daten nicht die erhofften Signale für eine Verbesserung der Lage bei den Lieferketten erkennbar. Stattdessen kämen neue Rezessionssorgen hinzu. Andererseits spricht ein Marktteilnehmer auch von "einem Wunder, dass der Index überhaupt noch über der Expansionsschwelle von 50 steht".

Defensive Titel gesucht

Der Schwäche entziehen können sich einmal mehr die defensiven Titel der Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs, der Telekom-Aktien, der Pharmatitel und der Versorger. Deutlich aufwärts geht es mit L'Oreal, LVMH, BT und Telefonica, aber auch mit den spanischen Versorgern, so mit Iberdrola.

Dagegen ist der der Stoxx-Branchen-Index der Reise- und Freizeit-Aktien ins Minus gerutscht, wegen der Schwäche der Reise-Aktien. Aber auch Evolution Gaming können nur noch ein mageres Plus von 0,6 Prozent retten. Das Schwergewicht im Branchenindex übernimmt den Spieleanbieter Nolimited. Die Citigroup bewertet die Übernahme positiv, da sie sofort einen Gewinnbeitrag für Evolution beisteuert. Flutter Entertainment - ein weiteres Index-Schwergewicht - geben nun leicht nach.

Deutlich unter Druck stehen die Aktien der Banken, der Autohersteller, der Chemiekonzerne und der Industrieunternehmen. Ihre Stoxx-Branchenindizes verlieren alle mehr als 1 Prozent.

Am deutschen Markt geben Deutsche Bank um 9,8 Prozent nach, und Commerzbank fallen nach der jüngsten Erholungsstrecke um 8,2 Prozent zurück. Rheinmetall verlieren 3,3 Prozent, HSBC hat die Kaufempfehlung zurückgezogen und stuft die Aktien des Rüstungs- und Automotive-Konzerns nun nur noch mit Halten ein. Bei den Chemietiteln fallen K+S um 3,7 Prozent, für die Düngemittelproduktion ist ein hoher Einsatz von Gas notwendig. Bei den Autotiteln verlieren Mercedes-Benz 4,5 Prozent. Auf der anderen Seite erholen sich Adidas um 0,8 Prozent, und Deutsche Telekom können sich gut behaupten. Stärkster DAX-Wert sind Linde mit einem Plus von 1,1 Prozent.

Ausstand der Hafenarbeiter drückt Hapag und Moeller-Maersk

Mit dem angelaufenen Warnstreik der Hafenarbeiter in Deutschland stehen auch die Aktien der Containerschiffer unter Druck: Moeller-Maersk und Hapag-Lloyd geben zwischen 2 und 4 Prozent ab. Mit dem Ausstand vergrößere sich der Rückstau in der Nordsee noch weiter, heißt es im Handel. Für die Lieferketten der Industrie seien das erneut schlechte Nachrichten. Allerdings hat es für die beiden Container-Aktien im Verlauf auch schon noch schlechter ausgesehen.

Henkel kann die Steilvorlage von HB Fuller aus den USA nicht umsetzen. Der US-Peer von Henkel, 3M und anderen Klebstoffherstellern habe bessere Zahlen als erwartet zu seinem zweiten Quartal vorgelegt. Vor allem ein Anstieg des organischen Wachstums von 22 Prozent zum Vorjahr gefalle. Dazu wurde die Kosteninflation weitergereicht und der Ausblick ist zuversichtlich. "Der Markt scheint eher mit Gewinnwarnungen zu rechnen, daher sollte so eine Vorlage gut ankommen", so der Händler. Die Henkel-Aktie kann sich dem negativen Umfeld dennoch nicht entziehen und fällt um 1,2 Prozent.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.429,94 -1,0% -34,70 -20,2%

Stoxx-50 3.383,07 -0,4% -13,58 -11,4%

DAX 12.918,65 -1,7% -225,63 -18,7%

MDAX 26.410,45 -3,1% -835,71 -24,8%

TecDAX 2.806,84 -1,8% -50,40 -28,4%

SDAX 11.944,98 -2,7% -336,13 -27,2%

FTSE 7.031,05 -0,8% -58,17 -4,0%

CAC 5.875,20 -0,7% -41,43 -17,9%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 1,39 -0,24 +1,57

US-Zehnjahresrendite 3,04 -0,12 +1,53

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 12:00 Uhr Mi, 17:19 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0533 -0,3% 1,0516 1,0590 -7,4%

EUR/JPY 141,45 -1,7% 142,36 143,86 +8,1%

EUR/CHF 1,0105 -0,5% 1,0161 1,0162 -2,6%

EUR/GBP 0,8583 -0,4% 0,8624 0,8612 +2,1%

USD/JPY 134,38 -1,3% 135,38 135,84 +16,7%

GBP/USD 1,2271 +0,0% 1,2197 1,2298 -9,3%

USD/CNH (Offshore) 6,6990 -0,2% 6,7084 6,7044 +5,4%

Bitcoin

BTC/USD 20.382,99 +2,1% 20.718,24 20.537,22 -55,9%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 105,36 106,19 -0,8% -0,83 +46,0%

Brent/ICE 112,19 111,74 +0,4% 0,45 +48,7%

GAS VT-Schluss +/- EUR

Dutch TTF 133,11 126,30 +4,7% 5,93 +52,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.843,54 1.837,78 +0,3% +5,76 +0,8%

Silber (Spot) 21,45 21,41 +0,2% +0,04 -8,0%

Platin (Spot) 928,45 929,75 -0,1% -1,30 -4,3%

Kupfer-Future 3,84 3,94 -2,5% -0,10 -13,5%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/err

(END) Dow Jones Newswires

June 23, 2022 10:06 ET (14:06 GMT)

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