31.05.2022 13:05:41

MÄRKTE EUROPA/Rücksetzer nicht unerwartet - Hohe Inflationsraten

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen kommt es am Dienstag zu einem Rücksetzer. Der Euro-Stoxx-50 fällt um 0,6 Prozent auf 3.820 Punkte. Nach den deutschen Verbraucherpreisen sind nun auch die Inflationsdaten aus der Eurozone insgesamt höher ausgefallen als erwartet: Im Mai liegt die Inflationsrate bei 8,1 Prozent, damit ist sie so hoch wie noch nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung. "Die Inflation hat breite Preisaggregate ergriffen", so Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank. Er spricht von einer schlechten Nachricht für die Europäische Zentralbank (EZB). Pictet-Analyst Frederik Ducrozet warnt bereits vor einem großen Zinsschritt der EZB um 50 statt der bisher erwarteten 25 Basispunkte im Juli.

Andererseits wollen Marktteilnehmer die Entwicklung auch nicht überbewerten: Der DAX habe zuletzt die 14.600er Marke getestet und damit den einzigen noch verbliebenen Widerstand auf dem Weg zur Zone um 15.000 Punkte. "Nach 1.200 Punkten Plus im DAX innerhalb von nur 3 Wochen ist da ein Rücksetzer normal", sagt er. Aktuell verliert der DAX 0,6 Prozent auf 14.493 Punkte.

Ölpreis lässt nicht auf fallende Inflationsdaten hoffen

Sorgen bereitet indes auch der erneute Anstieg des Ölpreises auf knapp 124 Dollar für die Sorte Brent. Treiber ist der EU-Beschluss für ein weitreichendes Embargo gegen russische Öl-Importe. Die Einigung bezieht sich auf Importe per Schiff, Öl-Lieferungen per Pipeline sollen dagegen zunächst weiter erlaubt sein, weil Ungarn eine hohe Abhängigkeit von russischem Pipeline-Öl aufweist und sich gegen einen Bann verwahrte.

"Das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale ist nicht mehr von der Hand zu weisen", so Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. Der Preisdruck dürfte dementsprechend hoch bleiben. Stephan erwartet einen weiteren Anstieg der Inflation bis in den Sommer hinein und einen starken Druck für eine schnelle Zinswende im Euroraum. Europäische Aktienmärkte könnten empfindlich auf unerwartet hohe Inflationsdaten reagieren.

Der Index der Öl- und Gasaktien führt mit 1,4 Prozent Plus die Gewinnerseite an. Auch Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs sowie Nahrungsmittel- und Getränkekonzerne ziehen an. Grund ist die gute Stimmung für Unilever, die 6,0 Prozent gewinnen. Die Analysten von RBC werten die Ernennung des aktivistischen Investors Nelson Peltz zum nicht-geschäftsführenden Vorstandsmitglied positiv. Es werde erwartet, dass er Veränderungen in Unternehmenskultur, Vergütung und Struktur vorantreibe, wie er es zuvor bei Procter & Gamble getan habe.

Die Verliererseite wird von Reise- und Freizeit-Aktien mit einem Index-Verlust von 1,7 Prozent angeführt. Auch Finanzdienstleister und Banken zeigen deutliche Minus-Zeichen. Deutsche Bank und DWS fallen um jeweils 2,3 Prozent, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die DWS jetzt wegen des Anfangsverdachts eines Kapitalanlagebetrugs. Dabei geht es vermutlich um frühere Vorwürfe, die DWS habe den Anteil "grüner" Investments zu hoch angesetzt, was als "Greenwashing" bezeichnet wird.

Credit Suisse (CS Group) fallen noch stärker um 4,4 Prozent. Im Handel wird auf einen Kreise-Bericht von Reuters verwiesen, dem zufolge die Schweizer zur Stärkung der Bilanz unter anderem die Option einer Kapitalerhöhung prüften. Eine Sprecherin der Bank hat allerdings mitgeteilt, es gebe keine solchen Pläne.

Chemie-Branche mit Lanxess im Fokus

Besonders im Blick steht aber die Chemie-Branche mit DSM und Lanxess. Die niederländische DSM-Aktie steigt um 6,4 Prozent, Lanxess um 10,2 Prozent. Der Spezialchemie-Konzern Lanxess und die Beteiligungsgesellschaft Advent gründen ein Gemeinschaftsunternehmen für Hochleistungskunststoffe. Dazu übernehmen sie das DSM-Engineering-Materials-Geschäft für rund 3,7 Milliarden Euro, Lanxess bringt seinen Bereich High Performance Materials ein. Lanxess will sich damit entschulden und Aktien für bis zu 300 Millionen zurückkaufen.

DSM nutzt den Mittelzufluss für den Zusammenschluss mit dem Schweizer Duft- und Geschmacksstoffe-Hersteller Firmenich. Firmenich sei ein Wettbewerber von Givaudan oder Symrise, hier entstehe ein neues Schwergewicht im Sektor, heißt es im Handel. Entsprechend fallen Symrise um 2,8 Prozent, Givaudan geben um 3,3 Prozent nach.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.820,20 -0,6% -21,42 -11,1%

Stoxx-50 3.688,31 +0,0% 1,07 -3,4%

DAX 14.493,32 -0,6% -82,66 -8,8%

MDAX 30.136,23 -0,2% -51,79 -14,2%

TecDAX 3.212,18 -0,5% -14,79 -18,1%

SDAX 13.902,24 -0,4% -58,10 -15,3%

FTSE 7.628,23 +0,4% 28,17 +2,9%

CAC 6.516,12 -0,7% -46,27 -8,9%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 1,07 +0,02 +1,25

US-Zehnjahresrendite 2,82 +0,07 +1,31

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:01 Uhr Mo, 17:31 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0706 -0,7% 1,0747 1,0782 -5,8%

EUR/JPY 137,20 -0,3% 137,46 137,49 +4,8%

EUR/CHF 1,0277 -0,4% 1,0318 1,0323 -0,9%

EUR/GBP 0,8512 -0,1% 0,8522 0,8519 +1,3%

USD/JPY 128,07 +0,3% 127,91 127,50 +11,3%

GBP/USD 1,2583 -0,6% 1,2611 1,2659 -7,0%

USD/CNH (Offshore) 6,6712 +0,0% 6,6724 6,6717 +5,0%

Bitcoin

BTC/USD 31.652,49 -0,4% 31.626,96 30.577,73 -31,5%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 118,62 115,07 +3,1% 3,55 +63,0%

Brent/ICE 123,78 121,67 +1,7% 2,11 +62,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.848,71 1.856,57 -0,4% -7,87 +1,1%

Silber (Spot) 21,79 21,97 -0,8% -0,18 -6,5%

Platin (Spot) 965,35 962,00 +0,3% +3,35 -0,5%

Kupfer-Future 4,34 4,30 +0,9% +0,04 -2,5%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

May 31, 2022 07:05 ET (11:05 GMT)

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