20.07.2021 18:13:41

MÄRKTE EUROPA/Rückschlag wird gekauft - gute Quartalszahlen helfen

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen haben sich die Kurse am Dienstag erholt. Der DAX stieg um 0,5 Prozent auf 15.216 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legte um 0,7 Prozent auf 3.956 Punkte zu. "Auch der jüngste Rücksetzer ist wieder zum Einstieg genutzt worden", so ein Händler mit Blick auf den Montag, als der DAX mit 2,6 Prozent das bisher größte Tagesminus in diesem Jahr verzeichnet hatte. Gestützt wurde die Stimmung nun von positiven Quartalszahlen, unter anderem von denen der Munich Re. Andererseits kursierten aufgrund der Delta-Variante des Coronavirus wieder Sorgen, ob die Erholung der Wirtschaft tatsächlich so stark ausfällt und so schnell kommt wie erhofft. "Die Lage bleibt fragil", so der Marktteilnehmer. Die Wachstumssorgen spiegelten sich auch am Rentenmarkt, dort kamen die Renditen weiter zurück.

Aus technischer Sicht sieht es laut Marktanalysten nicht danach aus, als ob DAX und Euro-Stoxx-50 den jüngsten Rückschlag schnell abhaken und schon wieder neuen Höchstständen entgegen streben könnten. Dazu müsste sich der DAX wieder schnell und nachhaltig oberhalb der 15.300er Marke einrichten. Sonst seien eher "holprige Sommermonate mit weiteren Rücksetzern auch unter die 15.000er Marke zu befürchten", so ein technischer Analyst mit Blick auf den DAX.

Auf der Gewinnerseite ganz oben standen mit Aufschlägen ihrer Stoxx-Branchenindizes von mehr als einem Prozent die rohstoffnahen Basic Resources, die Finanzdienstleister, die Banken und auch die Versicherungstitel. Auf der Verliererseite standen dagegen einmal mehr die Aktien aus dem Reise- und Freizeit-Bereich. Ihr Stoxx-Branchenindex schloss mit einem Minus von 0,2 Prozent allerdings deutlich über Tagestief.

Munich Re stützt Versicherungstitel

Starke Schwankungen gab es beim Stoxx-Index der Versicherer, der im späten Geschäft aber kräftigen Rückenwind von den Quartalszahlen der Munich Re bekam und schließlich um 1 Prozent stieg. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal netto 1,1 Milliarden Euro verdient, deutlich mehr als die vom Unternehmen angegebene Konsens-Prognose von 808 Millionen Euro. "Damit steigt das Vertrauen, dass die Ziele trotz der jüngsten Katastrophen erreicht werden", so ein Händler. Der Kurs stieg um 1,7 Prozent. Im Fahrwasser zogen Allianz um 1,1 Prozent an, Talanx um 1,5 Prozent und Hannover Rück um 0,5 Prozent.

Am Montag waren die Titel der Branche wegen der Flutkatastrophe stark eingebrochen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft befürchtet, dass 2021 zu einem der schadenträchtigsten Jahre seit 2013 werden könnte. Damals habe der versicherte Schaden bei 9,3 Milliarden Euro gelegen.

Alstom und UBS stark - Sixt zurück in der Spur

Gut kamen auch die Zahlen der UBS (+5,3%) an. Die Profitabilität der Schweizer Bank habe sich überraschend stärker als erwartet entwickelt, die Gewinnkennziffern lägen über den Konsensschätzungen, heißt es im Handel. "Gut ist, dass das weniger auf die Auflösung von Rückstellungen zurückzuführen ist als erwartet", sagte ein Teilnehmer. Im Windschatten stiegen Credit Suisse um 2,6 Prozent.

Jefferies sprach von einem starken Auftragseingang bei Alstom (+3%). Er liege 16 Prozent über den Konsensschätzungen. Das Momentum im Zuggeschäft sei besonders stark.

Auch die Zahlen des Autovermieters Sixt sorgten für Kauflaune. Der Kurs stieg um 4,8 Prozent auf 110 Euro, nachdem er vor den Zahlen leicht im Minus gelegen hatte. Mit 78 Millionen Euro Vorsteuergewinn im zweiten Quartal hat Sixt die Prognosen deutlich übertroffen. Sixt nennt als Konsens 61 Millionen Euro. Auch die Spanne für das Gesamtjahr liegt oberhalb des Konsens. "Da der Kurs seit Ende Mai mehr als 20 Prozent verloren hat, fördert die überverkaufte Lage nun die Erholung", so ein Händler. Die Margen gingen deutlich nach oben.

Prosieben stiegen um 0,6 Prozent. Die TV-Kette hat am Vorabend erneut die Prognose leicht erhöht, auch weil das Geschäft mit TV-Werbung angesichts der Konjunkturerholung wieder besser läuft. Viele Werbetreibende sind wieder aktiver, die sich wie beispielsweise die Reiseveranstalter wegen der Corona-Pandemie lange zurückgehalten hatten. Wirklich überraschend sei das Anheben des Ausblicks nicht, hieß es am Markt.

Volvo schwach - Probleme mit der Lieferkette

Für Volvo ging es dagegen wegen Störungen in der Lieferkette um 2,5 Prozent nach unten, denn die Schweden rechnen mit weiteren Engpässen. Im zweiten Quartal fuhr Volvo aber dennoch einen überraschend hohen Gewinn ein.

Akzo Nobel verloren 2,3 Prozent. Hier habe das US-Unternehmen PPG eine durchwachsene Vorlage für Unternehmen aus dem Bereich Farben geliefert, hieß es. Offenbar bremsten immer stärker die steigenden Rohstoffkosten.

Gut kam wiederum der Zwischenbericht des Minenbetreibers BHP (+1,9%) an. BHP rage mit der operativen Entwicklung positiv in der Branche heraus, kommentieren die Analysten von Jefferies.

Die Aktie des finnischen Marineausrüsters Wärtsilä verbilligte sich um 1,6 Prozent. Die vorgelegten Zahlen zum zweiten Quartal sind zwar gut, aber unter den noch höheren Erwartungen ausgefallen. Der Ordereingang stieg um 14 Prozent zum Vorjahr. "Zahlen und Ausblick lesen sich fast spiegelverkehrt zu Alfa Laval", meint ein Händler. Während Wärtsilä von einer Beschleunigung der Nachfrage im dritten Quartal ausgehe, glaube Alfa Laval nicht, das hohe Ordermomentum des zweiten Quartals noch weiter aufrechterhalten zu können. Alfa Laval stiegen dennoch um 8 Prozent.

Weiter unter Druck standen Bet-at-Home (-10%) nach einer deutlichen Senkung des Gewinnausblicks. Der Kurs hatte am Vortag bereits um über 6 Prozent nachgegeben.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.956,34 +27,81 +0,7% +11,4%

Stoxx-50 3.465,06 +17,88 +0,5% +11,5%

Stoxx-600 446,61 +2,32 +0,5% +11,9%

XETRA-DAX 15.216,27 +83,07 +0,5% +10,9%

FTSE-100 London 6.881,13 +36,74 +0,5% +5,9%

CAC-40 Paris 6.346,85 +50,88 +0,8% +14,3%

AEX Amsterdam 722,03 +0,94 +0,1% +15,6%

ATHEX-20 Athen 2.008,42 +12,46 +0,6% +3,8%

BEL-20 Bruessel 4.119,12 +33,78 +0,8% +13,8%

BUX Budapest 47.622,68 +354,19 +0,7% +13,1%

OMXH-25 Helsinki 5.475,58 +77,44 +1,4% +19,4%

ISE NAT. 30 Istanbul 1.452,46 -17,73 -1,2% -11,2%

OMXC-20 Kopenhagen 1.680,66 -3,78 -0,2% +14,7%

PSI 20 Lissabon 4.894,43 +5,28 +0,1% +0,0%

IBEX-35 Madrid 8.358,00 +56,30 +0,7% +3,5%

FTSE-MIB Mailand 24.107,33 +141,41 +0,6% +7,8%

RTS Moskau 1.567,28 +7,88 +0,5% +13,0%

OBX Oslo 989,68 +14,23 +1,5% +15,2%

PX Prag 1.184,34 +7,33 +0,6% +15,3%

OMXS-30 Stockholm 2.303,54 +16,08 +0,7% +22,9%

WIG-20 Warschau 2.221,28 +15,42 +0,7% +12,0%

ATX Wien 3.365,84 +43,42 +1,3% +19,5%

SMI Zuerich 11.945,68 +83,60 +0,7% +11,6%

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:46 Di, 17:11 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1777 -0,17% 1,1934 1,1905 -3,6%

EUR/JPY 129,38 +0,17% 132,30 131,84 +2,6%

EUR/CHF 1,0853 +0,21% 1,0961 1,0952 +0,4%

EUR/GBP 0,8648 +0,24% 0,8552 0,8549 -3,2%

USD/JPY 109,85 +0,34% 110,79 110,74 +6,4%

GBP/USD 1,3618 -0,41% 1,3931 1,3927 -0,4%

USD/CNH (Offshore) 6,4863 -0,12% 6,4849 6,4841 -0,3%

Bitcoin

BTC/USD 29.781,76 -3,15% 33.916,01 30.845,26 +2,5%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 67,07 66,42 +0,98% 0,65 +38,7%

Brent/ICE 69,43 68,62 +1,18% 0,81 +35,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.809,81 1.812,60 -0,15% -2,80 -4,6%

Silber (Spot) 24,91 25,18 -1,06% -0,27 -5,6%

Platin (Spot) 1.065,65 1.078,50 -1,19% -12,85 -0,4%

Kupfer-Future 4,27 4,21 +1,50% +0,06 +21,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/raz

(END) Dow Jones Newswires

July 20, 2021 12:14 ET (16:14 GMT)

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