06.07.2015 13:31:46

MÄRKTE EUROPA/"Nein" der Griechen schockt die Börsen nicht

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa reagieren recht besonnen auf den Ausgang des Griechenland-Referendums am Wochenende. Die Rücksetzer zu Beginn des Handels wurden zu Aktienkäufen genutzt. Seitdem tendieren die Aktienmärkte zwar weiter im Minus, bewegen sich aber tendenziell seitwärts. Auch die Verluste im Euro halten sich in Grenzen. Nach einem kurzzeitigen Fall unter die Marke von 1,10 Dollar hat sich die Gemeinschaftswährung recht schnell wieder über diesem Niveau stabilisiert. "Der Grexit ist nach dem Wochenende wahrscheinlicher geworden", heißt es von Berenberg Volkswirt Holger Schmieding. Er erwartet mit einer Wahrscheinlichkeit von 55 Prozent, dass Griechenland die Eurozone verlässt.

   Der Dax notiert 1,3 Prozent leichter bei 10.911 Punkten, nach einem Tagestief zum Handelsstart bei 10.824 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,7 Prozent auf 3.382 Punkte nach unten. Die größten Abschläge weisen die Börsen in Portugal und Mailand auf. Die Indizes in London und in Zürich handeln dagegen nur 0,5 Prozent leichter.

   Selbst wenn jetzt die Verhandlungen wieder aufgenommen würden, rechnet Bruno Cavalier, Chefvolkswirt von Oddo & Cie, nicht mit einer Vereinbarung zwischen den Gläubigern und Griechenland. Daran ändere auch der Rücktritt von Finanzminister Varoufakis nichts. Die Geduld der EZB dürfte zudem nicht ewig sein, angesichts der Schlüssel-Deadline am 20. Juli. Dann muss Griechenland der Notenbank 3,5 Mrd Euro aus den Ankäufen von Schuldtiteln während des SMP-Programms im Frühjahr 2010 zurückzahlen.

   Unter den gegenwärtigen Umständen verfüge Griechenland nicht über die dafür nötigen Mittel und die EZB werde einen Zahlungsausfall sicher nicht tolerieren. Damit blieben noch rund zehn Tage, um einen Kollaps des griechischen Bankensystems abzuwenden.

   Im Blick steht die Europäische Zentralbank (EZB) bereits am Montag. Die große Frage ist, wie sie mit den ELA-Notkrediten verfährt. Ein Ende der Notversorgung könnte laut Marktteilnehmern dazu führen, dass die Banken in Griechenland noch viele Tage geschlossen bleiben müssten, was ein weiterer Schritt in den Grexit wäre.

   Die Musik für die Aktienmärkte wird an den Anleihe-Märkten gespielt: Hier beruhigen sich wieder die Abgaben bei den Anleihekursen der Euro-Peripherie aus Spanien, Italien und Portugal. Stark steigende Risikoaufschläge - und damit Kursverluste - bei deren Anleihen zu deutschen Papieren hätten auch den Aktienmarkt belastet. "Die nächsten 24 Stunden werden zeigen, wie widerstandsfähig die Eurozone gegenüber der Griechenland-Krise geworden ist", heißt es bei Nomura.

   Auch bei der aktuell unsicheren Lage rät die UBS Wealth Management Aktien der Eurozone weiter überzugewichten. "Investoren sollten sich weiter auf die positiven längerfristigen Perspektiven konzentrieren", sagt Mark Häfele, Global Chief Investor Officer des Hauses. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde die Ansteckungsgefahren der Griechenland-Krise falls nötig entschärfen. Zudem setze die EZB ihre Politik der Anleihenkäufe um und damit sollten die Aktien auf ihren Rallykurs zurückkehren. Sollten die Unternehmensgewinne steigen, könnte das die Aufwärtsbewegung noch verstärken.

   Den schwächsten Sektor in Europa stellen die Banken, mit einem Abschlag von 2,1 Prozent. Vor allem die Aktien italienischer, spanischer und portugiesischer Institute stehen unter Druck. UniCredit fallen um 3,8 Prozent, noch größer sind die Abschläge bei einigen kleineren Instituten, Monte dei Paschi di Siena waren sogar vorübergehend vom Handel ausgesetzt. Marktteilnehmer richten sich auf Turbulenzen bei den Anleihen der Institute ein.

   Für Deutsche Post geht es gegen den Trend um 2,9 Prozent nach oben. Die Einigung im Tarifstreit sorgt für Erleichterung. Positiv bewertet ein Händler, dass die Gewerkschaft bei den ausgegliederten Diensten für die Paketzustellung weder ein Angleichen der Löhne an das Niveau der Konzernmutter durchsetzen konnte noch längere Kündigungsfristen.

   Im MDAX fallen Airbus um 1,5 Prozent. Hier belasten schwache Umsatzprognosen beim Triebwerkshersteller Rolls-Royce. Deren Aktien brechen um 9 Prozent ein. Zudem drückt dort die Einstellung des Aktienrückkaufprogramms.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.382,17 -1,73% Stoxx-50 3.280,87 -0,88% DAX 10.911,45 -1,33% FTSE 6.546,92 -0,59% CAC 4.733,07 -1,56% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 152,63% +80

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.16 Uhr Fr, 17.31 Uhr EUR/USD 1,1028 -0,23% 1,1054 1,1100 EUR/JPY 135,34 -0,07% 135,44 136,21 EUR/CHF 1,0430 0,06% 1,0424 1,0448 USD/JPY 122,71 0,14% 122,54 122,71 GBP/USD 1,5554 -0,19% 1,5585 1,5573 === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/thl/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   July 06, 2015 07:01 ET (11:01 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 07 01 AM EDT 07-06-15

Nachrichten zu Rolls-Royce Holdings Plc (spons. ADRs)mehr Nachrichten

Keine Nachrichten verfügbar.

Analysen zu Rolls-Royce Holdings Plc (spons. ADRs)mehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Airbus SE (ex EADS) 164,48 0,11% Airbus SE (ex EADS)
DHL Group (ex Deutsche Post) 37,42 0,84% DHL Group (ex Deutsche Post)
Rolls-Royce Holdings Plc (spons. ADRs) 7,35 0,68% Rolls-Royce Holdings Plc (spons. ADRs)