22.06.2015 18:52:47

MÄRKTE EUROPA/Mögliches Happy End im Schuldendrama treibt Kurse

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Neue Hoffnung auf eine Einigung mit Griechenland hat die Aktienkurse am Montag kräftig nach oben getrieben. Der Dax zog um 3,8 Prozent oder 420 Punkte auf 11.461 an. Der Euro-Stoxx-50 stieg um 4,1 Prozent auf 3.597 Zähler. Die EU-Kommission reagierte überraschend positiv auf neue Reformvorschläge des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras. Auch Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn hatte sich am Morgen zuversichtlich gezeigt

   Im Verlauf des Nachmittags, als der EU-Sondergipfel in Brüssel am Abend immer näher rückte, mehrten sich jedoch die skeptischen Kommentare. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem schloss einen Durchbruch am Montag aus. "Ich kenne keine neuen Vorschläge", sagte ein sichtlich verärgerter Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vor dem Beginn des Treffens der Euro-Finanzminister. Dort sollte der entscheidende Gipfel vorbereiten werden.

   Doch an den Aktienbörsen standen die Signale auf grün, die Kurse zogen nach den herben Verlusten der vergangenen Wochen kräftig an. Hierbei dürften auch Eindeckungen von Leerverkaufspositionen eine Rolle gespielt haben: Anleger, die auf weiter fallende Aktienmärkte gesetzt hatten, mussten diese Positionen schließen, um mit ihnen nicht in Verluste zu laufen. Das stützte die Aufwärtsdynamik zusätzlich.

   Bundesanleihen als sicherer Anlagehafen wurden dagegen verkauft. Der Kurs zehnjähriger "Bunds" fiel auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Wochen. Am europäischen Kreditmarkt, wo sich Bondinvestoren für Ausfälle von Schuldnern absichern, fielen die Prämien für solche "Hedges" deutlich zurück. So brach der iTraxx Europe Index um 10 Prozent ein. Er misst die Risikoaversion im Handel mit Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität.

   An den Märkten in Athen sorgten die Nachrichten für Kursfeuerwerke. Am Aktienmarkt schoss der FTSE/ATHEX um 8,5 Prozent nach oben, während am Anleihemarkt der Anstieg der Kurse kräftig auf die Renditen drückte. Die Rendite zehnjähriger Papiere brach von 12,6 Prozent am Freitag auf 11,2 Prozent ein. Darin spiegelt sich wider, dass ein Zahlungsausfall des schuldengeplagten Landes von den Akteuren an den Finanzmärkten für weniger wahrscheinlich gehalten wird. Sie fordern also beim Kauf der Anleihen einen niedrigeren Zins.

   Der Euro wertete am Morgen zum US-Dollar zunächst ab, holte die Verluste im weiteren Verlauf jedoch wieder auf. Im späten europäischen Devisenhandel kostete die Gemeinschaftswährung 1,1383 Dollar. Im Tagestief handelte sie mit 1,1312 Dollar. Insgesamt zeigte sich der Währungshandel wie schon in der vergangenen Woche relativ unbeeindruckt von der griechischen Schuldenkrise.

   In Europas Telekommunikationsbranche drehte sich das Übernahme- und Fusionskarussell immer schneller und ließ die Kurse stark steigen. Aktien des französischen Telekomanbieters Bouygues Telecom schnellten um 13 Prozent nach oben. Die luxemburgische Altice hatte über ihre Tochter Numericable ein Kaufangebot für Bouygues Telecom von rund 10 Milliarden Euro unterbreitet. Altice-Aktien zogen ebenfalls um knapp 13 Prozent an.

   Der Kaufpreis von 10 Milliarden Euro liege um 2 Milliarden Euro über seiner Erwartung, sagte Emmanuel Carlier, Telekomanalyst von ING. Sollte der Deal zustande kommen, könne die Gewinnmarge von Bouygues bis 2019 von derzeit 18 auf 50 Prozent steigen. Dieses Szenario sorgte im gesamten Sektor für Käufe: Aktien der Deutsche Telekom, der französischen Orange, der spanischen Telefonica und der niederländische KPN stiegen um 3,5 bis 7,8 Prozent. Der Branchensektor lag mit 3 Prozent im Plus.

   Der Kurs der Lufthansa blieb mit plus 1,1 Prozent hinter dem starken Gesamtmarkt zurück. Sollte die Fluglinie bis kommende Woche Dienstag 9.00 Uhr kein "materielles Angebot" vorlegen, fänden ab Mittwoch Streiks statt, sagte Nicoley Baublies, Chef der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo.

   Aktien von Manz büßten 7,1 Prozent ein bei sehr hohen Börsenumsätzen. Nach Aussage des Analysten Thomas Rau von equinet sind mehrere Großaufträge, die das Unternehmen vor einiger Zeit angekündigt habe, bislang nicht gemeldet worden.

   Zuckersüß schmeckte den Aktionären des britischen Schokoladen- und Pralinenherstellers Thornton die Übernahme durch die italienische Ferrero. Der Kurs von Thornton schoss an der Londoner Börse um 43 Prozent nach oben. Ferrero bietet rund 112 Millionen Pfund Sterling für Thornton.

   Am Montag wurden Änderungen in deutschen Aktienindizes wirksam. Zalando-Aktien ersetzten im MDAX die Titel von Bertrandt. Kion-Titel rückten in den Stoxx-Europe-600 auf, der Kurs des Gabelstaplerherstellers gewann 3,4 Prozent hinzu. Im TecDax ersetzen Adva Optical die Aktien von BB Biotech.

   Europäische Schlussstände von Montag, den 22. Juni 2015:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.601,88 +146,08 +4,2% +14,5% Stoxx-50 3.405,24 +80,67 +2,4% +13,4% Stoxx-600 394,41 +8,82 +2,3% +15,1% XETRA-DAX 11.460,50 +420,40 +3,8% +16,9% FTSE-100 London 6.825,67 +115,22 +1,7% +4,0% CAC-40 Paris 4.998,61 +183,24 +3,8% +17,0% AEX Amsterdam 489,72 +14,29 +3,0% +15,4% ATHEX-20 Athen 226,15 +17,96 +8,6% -14,6% BEL-20 Brüssel 3.679,44 +90,37 +2,5% +12,0% BUX Budapest 21.775,40 +304,46 +1,4% +30,9% OMXH-25 Helsinki 3.356,34 +89,28 +2,7% +12,3% ISE NAT. 30 Istanbul 102.170,40 +1289,32 +1,3% -3,8% OMXC-20 Kopenhagen 968,35 +27,47 +2,9% +30,1% PSI 20 Lissabon 5.621,63 +122,33 +2,2% +19,7% IBEX-35 Madrid 11.368,20 +423,90 +3,9% +10,6% FTSE-MIB Mailand 23.485,95 +786,58 +3,5% +23,5% RTS Moskau 977,62 +10,72 +1,1% +23,6% OBX Oslo 578,91 +7,27 +1,3% +10,5% OMXS-30 Stockholm 1.606,62 +44,19 +2,8% +9,7% WIG-20 Warschau 2.350,09 +50,74 +2,2% +1,5% ATX Wien 2.504,49 +73,47 +3,0% +15,9% SMI Zürich 9.021,37 +154,05 +1,7% +0,4%

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.09 Uhr Do, 17.30 Uhr EUR/USD 1,1382 0,37% 1,1341 1,1414 EUR/JPY 140,37 0,49% 139,68 140,19 EUR/CHF 1,0464 0,02% 1,0462 1,0481 USD/JPY 123,29 0,08% 123,19 122,83 GBP/USD 1,5811 -0,33% 1,5863 1,5896 === Mitarbeit: Andreas Kissler

   Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/bek/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   June 22, 2015 12:21 ET (16:21 GMT)

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Adtran Networks SE 19,92 0,10% Adtran Networks SE
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Deutsche Telekom AG (Spons. ADRS) 29,80 4,20% Deutsche Telekom AG (Spons. ADRS)
KION GROUP AG 30,98 -1,46% KION GROUP AG
Koninklijke KPN NVShs Sponsored American Deposit Receipts Repr 1 Sh 3,42 0,59% Koninklijke KPN NVShs Sponsored American Deposit Receipts Repr 1 Sh
Lufthansa AG 6,06 -1,30% Lufthansa AG
Manz AG 0,92 -14,79% Manz AG
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Telefonica S.A. (spons. ADRs) 3,92 2,62% Telefonica S.A. (spons. ADRs)
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