01.12.2015 10:30:49

MÄRKTE EUROPA/Luft wird dünn - Linde brechen nach Warnung ein

   FRANKFURT (Dow Jones)--Mit wenig veränderten Kursen sind die Börsen in Europa am Dienstag in den Handel gegangen. Der Dax gibt gegen 9.40 Uhr MEZ um 0,2 Prozent auf 11.360 Punkte nach. Die immer höher gesteckten Erwartungen an geldpolitische Lockerungen der EZB auf ihrer Sitzung am Donnerstag hatten den DAX in den vergangenen vier Handelstagen um gut 4 Prozent nach oben getrieben. Nun könnten die Kurse eine Atempause einlegen, zumal sich auch der Euro zum US-Dollar auf 1,0590 etwas befestigt. Der schwache Euro hatte die Aktienmärkte zuletzt gestützt. Der Euro-Stoxx-50 liegt am Morgen unverändert bei 3.506 Punkten.

   "Die Erwartungen an Mario Draghi sind riesig", sagt ein Händler mit Blick auf die Sitzung der EZB. Einige Marktbeobachter schließen daher für Donnerstag Gewinnmitnahmen nach dem Motto "Buy the Rumours, Sell the Fact" nicht aus. Der befragte Händler äußert sich indes optimistischer. Es sei Draghi in der Vergangenheit immer wieder gelungen, die Finanzmärkte positiv zu überraschen. Zudem dürfte mit Blick auf das nahe Jahresende der Druck auf die Anleger groß sein, die Performance ihrer Portfolios weiter zu heben.

   Die Aktien von Linde brechen um 11 Prozent ein auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Der Hersteller von Industriegasen hat die Ziele für 2017 am Vorabend deutlich gesenkt. "Das dürfte nach der Gewinnwarnung im Sommer schlecht ankommen", sagt ein Händler. Linde habe damit zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres die Investoren verprellt. Die Analysten von Kepler Cheuvreux haben Linde von "Kaufen" auf "Reduzieren" gesenkt. Im Sog von Linde fallen auch Air Liquide um 2,7 Prozent, der Chemiesektor gibt um 1,1 Prozent nach.

   Leicht positiv für adidas werten Händler Aussagen zu einem überraschend starken Verlauf im Online-Geschäft. Der Online erzielte Umsatz soll im laufenden Jahr um 40 Prozent auf rund 600 Millionen Euro steigen, berichtet die FAZ. Bisher war Adidas nur von rund einer halben Milliarde Euro ausgegangen. Adidas steigen um 1 Prozent.

   Allianz gewinnen 0,5 Prozent, nachdem die Barclays Bank die Aktie auf "Gleichgewichten" erhöht hat. ABB geben um 0,6 Prozent nach und Schneider Electric um 1 Prozent. Die Citigroup hat beide Aktien zum Verkauf empfohlen.

   In London steigen die Kurse von Banken kräftig. Sie profitieren von den Ergebnissen des Bankenstresstets durch die Bank of England (BoE). Zwei Banken, Standard Chartered und Royal Bank of Scotland, haben einzelne Ziele zwar nicht erreicht. Die BoE verlangt von den Instituten allerdings keine zusätzlichen Maßnahmen zu den bereits angekündigten, um das Kernkapital zu stärken. Standard Chartered steigen um 1,8 Prozent, Royal Bank of Scotland um 2,4 Prozent und Barclays um 2,2 Prozent.

   Beim Großversicherer Zurich Insurance verlässt der CEO Martin Benn das Unternehmen zum Ende des Jahres. Übergangsweise wird Chairman Tom de Swaan den Versicherungskonzern leiten. Zurich Insurance durchläuft eine strukturelle Krise, vor allem im traditionellen Versicherungsgeschäft. Im dritten Quartal brachen die Gewinne um fast 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Der Kurs gibt leicht nach.

   Am Euro-Rentenmarkt geben Bundesanleihen nach. Die Rendite zehnjähriger Papiere, die sich umgekehrt zum Anleihekurs verhält, steigt von 0,475 auf 0,515 Prozent. Händler dürften Kursgewinne mitnehmen, denn Bundesanleihen waren in den vergangenen drei Wochen stark gestiegen.

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