10.06.2016 18:40:48

MÄRKTE EUROPA/Kurse brechen ein - Investoren ziehen Gelder ab

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der Kursverfall an Europas Börsen hat sich zum Wochenende beschleunigt. Sorgen um die Konjunktur und die immer näher rückende Abstimmung in Großbritannien über den Verbleib in der EU lasteten erneut schwer auf Aktien. Die Kurse gerieten auf breiter Front unter Druck. Der Dax büßte 2,5 Prozent auf 9.835 Punkte ein und ist erstmals seit dem 24. Mai wieder unter 10.000 Punkte gefallen. Der Euro-Stoxx-50 verlor 2,6 Prozent auf 2.911 Punkte. In Mailand und Madrid sackten die Börsenbarometer sogar um mehr als 3 Prozent ab.

   Nach Berechnungen der Bank of America Merrill Lynch ziehen sich Investoren immer mehr aus Aktien zurück. In der vergangenen Woche seien von den globalen Aktienmärkten netto 2,6 Milliarden US-Dollar abgeflossen. Von Europas Aktienmärkten hätten Anleger die 18. Woche in Folge Geld abgezogen. Das sei die längste Verluststrecke seit mehr als acht Jahren. "Raus aus Risiken, wenn der Brexit heraufzieht", sagte Michael Hartnett, Chefstratege der Bank.

Brexit würde "Fliehkräfte" in der EU verstärken "Die Unsicherheit rund um die Brexit-Entscheidung drückt weiter auf die Stimmung. Und die Konjunkturdaten bleiben wenig überzeugend", hieß es im Marktkommentar eines US-Brokers. Die Angst vor den Folgen eines Brexit spiegele sich auch in den Käufen des Schweizer Franken als sicherer Anlagehafen wider: Im Verlauf der Woche ist der Euro zum Franken von 1,11 auf unter 1,09 abgerutscht. Mit einem Brexit würden sich die "Fliehkräfte" in der EU verstärken, argumentiert der Broker.

   Bei den englischen Buchmachern, wo wettbegeisterte Briten Geld auf oder gegen den Brexit setzen, haben die "Europäer" recht deutlich die Oberhand: Laut der Online-Plattform Oddschecker.com werden 56,4 Prozent aller Wetten auf einen Verbleib Großbritanniens in der EU abgeschlossen, nur 43,6 Prozent auf den Brexit.

Bundesanleihe wirft nur noch Promille-Rendite ab Die schon seit Tagen im Brennpunkt stehende Rendite zehnjähriger Bundesanleihen gab am Nachmittag erneut nach. Sie rutschte im Tagestief bis auf 0,008 Prozent oder 8 Promille und vermied damit das Abgleiten in den Negativzins nur äußerst knapp. "Angesichts der Unsicherheit über den Ausgang des Brexit-Referendums sind am Markt weiterhin sichere Häfen gesucht", sagte Alexander Plenk von der BayernLB. Auch die "latente Terrorgefahr" im Rahmen der am Abend beginnenden Fußball-Europameisterschaft könne auf die Bundrendite drücken.

   An den Aktienbörsen führten Versicherer und Banken die Verlierer an wegen der extrem niedrigen Zinsen. Der Bankensektor fiel um 3,7 Prozent und der Versicherungssektor um 3,3 Prozent. In Japan ist die Rendite 15-jähriger Staatspapiere ins Minus gerutscht und in der Schweiz stehen 30-jährige Anleihen kurz davor. Auf derart niedrigem Zinsniveau fällt es der Finanzbranche immer schwerer, Geld zu verdienen.

   Auch der Ölpreis legte den Rückwärtsgang ein. Der Juni-Kontrakt auf ein Fass der Sorte Brent verlor 2 Prozent auf 51 US-Dollar. Hier dürften Investoren Kursgewinne mitgenommen haben, nachdem der Preis seit Mitte Januar um rund 20 US-Dollar gestiegen ist. "Das schwarze Gold hat mit Notierungen jenseits der Marke von 50 Dollar ein Niveau erreicht, auf dem weitergehende Kursgewinne kein Selbstläufer mehr sind", so die HSBC.

Abgang der Finanzchefin belastet Lufthansa schwer Die Lufthansa-Aktie war mit einem Verlust von 5,6 Prozent größter Verlierer im DAX. Die Lufthansa verliert ihre Finanzchefin Simone Menne, diese wechselt auf eigenen Wunsch zum Pharmakonzern Boehringer Ingelheim, wo sie ebenfalls als Finanzchefin arbeiten wird. "Nach vier Jahren in dieser Position dürften Investoren über den Fortgang Mennes besorgt sein", merkte Credit Suisse an. Er könne zu Lasten des Sparprogramms der Lufthansa gehen.

   An der Stockholmer Börse brach der Kurs von Scandinavian Airlines sogar um mehr als 10 Prozent ein. Bei der Fluggesellschaft hat sich der Verlust in den Monaten Februar bis April mit 601 Millionen Schwedenkronen im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. In Paris fielen Air France-KLM um 4,5 Prozent, Papiere der britisch-spanischen Airline IAG verloren in London 3,2 Prozent.

   Auch der Flughafenbetreiber Fraport hat am Morgen schwache Verkehrszahlen veröffentlicht. Am Drehkreuz Frankfurt ist die Zahl der Reisenden im Mai um 5,5 Prozent auf 5,3 Millionen zurückgegangen. Fraport-Aktien verloren 4,6 Prozent.

   Die Papiere von Zurich Insurance hielten sich mit einem Abschlag von 0,7 Prozent noch vergleichsweise gut. Der Versicherer ordnet die Konzernführung neu. Damit verabschiede sich der Konzern von der bis dato unflexiblen Organisation, lobte die Vontobel Bank.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 2.911,11 -77,92 -2,6% -10,9% Stoxx-50 2.785,19 -66,59 -2,3% -10,2% Stoxx-600 332,92 -8,33 -2,4% -9,0% XETRA-DAX 9.834,62 -254,25 -2,5% -8,5% FTSE-100 London 6.119,47 -112,42 -1,8% -2,0% CAC-40 Paris 4.306,72 -98,89 -2,2% -7,1% AEX Amsterdam 435,77 -10,33 -2,3% -1,4% ATHEX-20 Athen 168,53 -9,47 -5,3% -8,1% BEL-20 Bruessel 3.441,60 -77,19 -2,2% -7,0% BUX Budapest 26.519,61 -456,30 -1,7% +10,9% OMXH-25 Helsinki 3.203,62 -58,62 -1,8% -4,6% ISE NAT. 30 Istanbul 94.447,53 -961,95 -1,0% +5,7% OMXC-20 Kopenhagen 964,06 -28,50 -2,9% -4,9% PSI 20 Lissabon 4.806,42 -103,25 -2,1% -11,5% IBEX-35 Madrid 8.490,50 -279,00 -3,2% -11,0% FTSE-MIB Mailand 17.120,16 -643,72 -3,6% -20,1% RTS Moskau 924,65 -26,21 -2,8% +22,1% OBX Oslo 540,50 -8,07 -1,5% +0,3% PX-GLOB Prag 1.094,50 -34,15 -3,0% -11,8% OMXS-30 Stockholm 1.315,06 -28,94 -2,2% -9,1% WIG-20 Warschau 1.782,02 -32,12 -1,8% -4,1% ATX Wien 2.189,87 -45,18 -2,0% -8,6% SMI Zuerich 7.922,71 -153,64 -1,9% -10,2%

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:15 Do, 17:25 % YTD EUR/USD 1,1282 -0,19% 1,1303 1,1331 +3,9% EUR/JPY 120,74 -0,20% 120,98 120,67 -5,3% EUR/CHF 1,0867 -0,29% 1,0898 1,0918 -0,1% GBP/EUR 1,2719 -0,58% 1,2794 1,2774 -6,3% USD/JPY 107,02 +0,01% 107,02 106,49 -8,8% GBP/USD 1,4351 -0,76% 1,4461 1,4475 -2,7%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,47 50,56 -2,2% -1,09 +19,7% Brent/ICE 50,84 51,95 -2,1% -1,11 +20,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.271,05 1.269,15 +0,2% +1,90 +19,8% Silber (Spot) 17,26 17,31 -0,3% -0,05 +24,9% Platin (Spot) 990,10 1.003,50 -1,3% -13,40 +11,1% Kupfer-Future 2,03 2,04 -0,3% -0,01 -5,3% Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/bek/cln

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   June 10, 2016 12:07 ET (16:07 GMT)

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