18.09.2014 13:38:32

MÄRKTE EUROPA/Geringe Nachfrage nach EZB-Tender belastet nicht

   Von Manuel Priego-Thimmel

   Die nur geringe Nachfrage der europäischen Banken nach dem neuen Langfristtender (TLTRO) der EZB lässt die Börsianer kalt. Insgesamt wurden nur 82,6 Milliarden Euro zugeteilt. Die Erwartungen lagen im Bereich von 100 bis 130 Milliarden Euro. Damit fließt den Kapitalmärkten deutlich weniger frische Liquidität zu, als von Analysten erwartet. Allerdings, darauf weist Nordea hin, steigt damit der Druck auf die EZB, ein Wertpapierkaufprogramm (QE) aufzulegen, wie es die US-Notenbank oder die britische Zentralbank schon lange haben.

   Der Dax steigt bis Donnerstagmittag um 1 Prozent auf 9.758 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,8 Prozent auf 3.263 Punkte nach oben. Übergeordnet stützt die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank vom Vorabend. Fed-Präsidentin Janet Yellen hat verkündet, die Zinsen "noch für eine beträchtliche Zeit" auf niedrigem Niveau zu halten. Im Vorfeld der Sitzung war spekuliert worden, dass die Fed diesen Passus auslassen könnte. "Sie arbeiten immer noch daran, die Zinsen niedrig zu halten", sagt Robert Pavlik, Chef-Marktstratege bei Banyan Partners.

   Dennoch reagierte der Dollar mit Aufschlägen auf die Fed-Sitzung. Der Grund: Die US-Notenbank hat einen Fahrplan veröffentlicht, der klar den Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik aufzeigt. Demnach sehen die Fed-Entscheider die derzeit um Null liegenden kurzfristigen Zinsen in etwa drei Jahren bei über 3 Prozent - ein Wert nahe jenem Niveau, das offiziell als langfristig normal gilt. Gemäß den neuen Vorhersagen sieht die Fed den US-Leitzins Ende 2015 zwischen 1,25 Prozent und 1,50 Prozent sowie Ende 2016 zwischen 2,75 Prozent und 3,0 Prozent. Das ist höher als zuvor prognostiziert.

   Der Dollar, der zum Euro vor der Fed-Sitzung bei 1,2960 notierte und dann auf 1,2870 um einen Cent zulegte, notiert am Mittag bei 1,2878. Im Verlauf hatte der Euro mit 1,2834 Dollar ein neues Jahrestief markiert. Gleichzeitig verteuerte sich der Greenback auf ein neues Sechsjahreshoch von 108,87 Yen, verglichen mit Ständen um 107,20 am Mittwoch zu gleichen Zeit. Auch die Währungen vieler Schwellenländer stehen zur US-Devise unter Druck.

   An den Aktienmärkten wirft bereits der nächste wichtige Termin seine Schatten voraus. Der Fed-Sitzung folgt das Referendum der Schotten zur Unabhängigkeit von Großbritannien. Ein belastbares Ergebnis dürfte es kaum vor dem frühen Freitagmorgen geben. Die Abstimmung bremst vor allem in London die Kauflust. Der FTSE-100 steigt 0,5 Prozent, nachdem der Index zeitweise leicht im Minus notierte. Die letzten Umfragen vor dem Referendum lagen zu dicht beieinander, um eine Prognose über den Ausgang wagen zu können.

   Auf Unternehmensseite ist Bayer Tagesthema. Die Aktie gewinnt 5 Prozent. Bayer wird sich in Zukunft auf die Bereiche Pharma und Agrar konzentrieren, wie das Unternehmen mitteilte. Das unter dem Namen MaterialScience firmierende Kunststoffgeschäft soll als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden. Das sorgt im Handel für Bewertungsfantasie. Damit falle ein für konjunkturelle Schwankungen anfälliger Geschäftsteil weg, sagt ein Händler. equinet äußert sich dagegen zurückhaltender und spricht von Unsicherheiten mit Blick auf die Transaktion.

   Im Maschinenbausektor macht sich derweil Konsolidierungsfantasie breit. Die Aktie von Sulzer schießt um 9,3 Prozent nach oben. Die Schweizer verhandeln allem Anschein nach mit Dresser Rand aus den USA über eine Fusion. Die Risiken bei einer solchen Fusion lägen "klar bei Dresser Rand, denn Sulzer steckt mitten in einem durchgreifenden Umbau", sagt ein Händler. Mit einer Börsenkapitalisierung von insgesamt mehr als 10 Milliarden US-Dollar handele es sich um "keinen kleinen Deal".

   Die europäischen Stahlwerte legen weiter zu. ArcelorMittal gewinnen 1,6 Prozent und Salzgitter 2,3 Prozent, nachdem mit Steel Dynamics ein weiterer US-Stahlkonzern die Analystenschätzungen als zu niedrig bezeichnet hat. Damit hat nach Nucor und US Steel bereits der dritte Stahlkonzern seine Prognosen nach oben genommen.

   Die Ankündigung, gegen die israelische Andromeda Biotech wegen möglicherweise gefälschter Studiendaten rechtlich vorzugehen, lässt den Kurs von Evotec um 4,1 Prozent steigen. "Es könnte ein schwieriges und langwieriges Unterfangen werden, den Mitarbeitern von Andromeda kriminelles Handeln nachzuweisen", sagt ein Händler. Es sei auch fraglich, ob sich dieser Schritt für Evotec lohne. Andererseits signalisiere Evotec, dass man Manipulation von Daten in klinischen Studien auf keinen Fall akzeptiert und alle Mittel zur Aufklärung des Falles ausschöpft.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.263,10 +0,79% Stoxx-50 3.099,73 +0,86% DAX 9.758,25 +1,00% FTSE 6.807,29 +0,39% CAC 4.459,26 +0,63% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 148,12% +2

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.29 Uhr Mi, 17.22 Uhr EUR/USD 1,2882 0,05% 1,2875 1,2955 EUR/JPY 139,96 0,04% 139,90 139,24 EUR/CHF 1,2087 -0,21% 1,2112 1,2112 USD/JPY 108,67 -0,01% 108,67 107,49 GBP/USD 1,6338 0,26% 1,6295 1,6321 === Kontakt zum Händler: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   September 18, 2014 07:08 ET (11:08 GMT)

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