08.06.2015 18:37:49
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MÄRKTE EUROPA/Deutsche Bank hoch und Bosporus-Börse runter
Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Befreiungsschlag im Top-Management und bei der Aktie der Deutschen Bank und einbrechende Kurse an der Börse von Istanbul - das waren am Montag die Top-Themen an den Finanzmärkten. Der Rücktritt der Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen bei Deutschlands größtem Geldhaus wurde von Anlegern begrüßt, der Kurs stieg um um fast 5 Prozent. Die Niederlage des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bei den Parlamentswahlen und die damit verbundene politische Unsicherheit drückten dagegen den Leitindex der Börse am Bosporus um 5 Prozent - und lasteten schwer auch auf der türkischen Lira.
Die nach wie vor ungelöste Frage der Zukunft Griechenlands drückte derweil unverändert auf die Aktienmärkte. Der Dax setzte die Verluststrecke der vergangenen zwei Wochen fort und gab um 1,2 Prozent auf 11.065 Punkte nach. Das ist der niedrigste Stand seit fast vier Monaten. In den vergangenen gut zwei Wochen hat der DAX exakt 800 Punkte oder fast 7 Prozent eingebüßt. Der Euro-Stoxx-50 gab um 1,2 Prozent auf 3.468 Punkte nach.
"Die griechische Regierung setzt ihre Strategie fort, die Geldgeber vor den Kopf zu stoßen", kommentierte Andreas Paciorek von CMC Markets. Man müsse daran zweifeln, dass ein wie auch immer aussehender Kompromiss auch von der Partei des Ministerpräsidenten Alexis Tsipras mitgetragen wird. Dem deutschen Aktienmarkt tue diese Unsicherheit "nicht gut". "Eine Lösung in den festgefahrenen Verhandlungen wird sich weiter in die Länge ziehen", meinte Wolfgang Albrecht von der Landesbank Baden-Württemberg.
Für viele Marktakteure kam der Rücktritt von Anshu Jain und Jürgen Fitschen von ihren Vorstandsposten bei der Deutschen Bank unerwartet. Auch der starke Kursanstieg der Aktie spricht dafür, dass viele Teilnehmer davon überrascht worden sind. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich auf dem G7-Gipfel in Elmau dagegen von der Personal-Rochade nicht überrascht, wollte sie jedoch auch nicht weiter kommentieren.
Die Berenberg Bank merkte skeptisch an, mit dem neuen CEO John Cryan, vormals Finanzchef von UBS, erhalte die Deutsche Bank zwar den erforderlichen externen Sachverstand; um sich wieder an die Spitze des Feldes zu setzen, müsse sich die Bank jedoch auf ein Geschäftsfeld konzentrieren und über ausreichend Kapital für diesen Umbau verfügen. Die Bank of America-Merrill Lynch soll laut Händlern die Deutsche-Bank-Aktie hochgestuft haben von "Underperform" auf "Neutral".
Die Ohrfeige der Wähler für den türkischen Präsidenten Erdogan und dessen Partei AKP drückte die türkische Lira zum US-Dollar auf den niedrigsten Stand aller Zeiten. In der Spitze wurden für die US-Währung 2,8095 Lira gezahlt. Zum Euro ist die Lira auf den niedrigsten Stand seit März vergangenen Jahres abgerutscht. Am Markt schließt man nicht aus, dass die türkische Zentralbank interveniert, um den Kurs der Lira zu stützen.
Erstmals seit 13 Jahren wird es in der Türkei voraussichtlich wieder eine Koalitionsregierung geben. Die Verhandlungen dürften jedoch schwierig werden. "Das Risiko von Neuwahlen ist groß", sagt Lubomir Mitov von der Bank UniCredit. Nicht auszuschließen sei auch, dass sich die AKP wegen zunehmender innerer Spannungen und Machtkämpfe aufspaltet.
Der Euro wertete im Verlauf des Tages zum US-Dollar bis auf 1,1225 auf. Damit holte die Gemeinschaftswährung die Kursverluste vom Freitag komplett wieder auf, als ein überraschend guter US-Arbeitsmarktbericht im Mai den Dollar zum Euro noch kräftig nach oben getrieben hatte. Mit der Zunahme der Beschäftigung und dem Lohnanstieg ging erneut die Spekulation auf steigende Leitzinsen in den USA einher.
Todd Elmer von der Citigroup sieht bei steigenden US-Zinsen den Dollar vor allem gegen die Währungen von Schwellenländern und Rohstoff-produzierenden Staaten aufwerten. Anders sei die Lage beim Euro: "Hier könnten Investoren aus Risikogesichtspunkten Dollar-Bestände reduzieren, was den Euro zumindest kurzfristig stützen würde", sagt der Chefstratege der US-Bank.
Bundesanleihen gaben zum Wochenbeginn nach, zehnjährige Papiere werfen eine Rendite von 0,89 Prozent ab.
Am Londoner Aktienmarkt trieben Spekulationen um eine Übernahme des Getränkekonzerns Diageo dessen Kurs um 6,8 Prozent nach oben. Gerüchten zufolge erwägt die Beteiligungsfirma 3G des brasilianischen Milliardärs Jorge Paulo Lemann eine Übernahme des britischen Spirituosenherstellers. Analysten des US-Brokers Jefferies bezweifeln jedoch eine Übernahme angesichts des hohen Börsenwerts von Diageo von 73 Milliarden US-Dollar.
Die stark rückläufige Ölnachfrage Chinas im Mai belastete die Aktien von Europas Rohstoffproduzenten. Der Öl- und Gassktor gibt um 1,2 Prozent nach und der Rohstoffsektor um 1,3 Prozent. Im Mai brachen die Ölimporte Chinas im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11 Prozent auf 23,24 Millionen Tonnen ein.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.468,31 -41,70 -1,2% +10,2% Stoxx-50 3.321,52 -27,94 -0,8% +10,6% Stoxx-600 385,39 -3,61 -0,9% +12,5% XETRA-DAX 11.064,92 -132,23 -1,2% +12,8% FTSE-100 London 6.790,04 -14,56 -0,2% +3,4% CAC-40 Paris 4.857,66 -63,08 -1,3% +13,7% AEX Amsterdam 475,13 -4,25 -0,9% +11,9% ATHEX-20 Athen 229,13 -6,29 -2,7% -13,5% BEL-20 Bruessel 3.621,89 -24,80 -0,7% +10,2% BUX Budapest 21.842,67 -484,28 -2,2% +31,3% OMXH-25 Helsinki 3.276,07 -42,11 -1,3% +9,6% ISE NAT. 30 Istanbul 95.205,55 -5053,49 -5,0% -10,3% OMXC-20 Kopenhagen 960,47 -17,47 -1,8% +29,0% PSI 20 Lissabon 5.804,53 -154,73 -2,7% +17,7% IBEX-35 Madrid 10.917,30 -144,70 -1,3% +6,2% FTSE-MIB Mailand 22.642,29 -205,05 -0,9% +19,1% RTS Moskau 923,23 +0,56 +0,1% +16,8% OBX Oslo 588,88 +1,54 +0,3% +12,5% PX Prag 996,82 -8,07 -0,8% +5,3% OMXS-30 Stockholm 1.589,57 -16,89 -1,1% +8,5% WIG-20 Warschau 2.354,26 -11,32 -0,5% +1,7% ATX Wien 2.500,98 -43,69 -1,7% +15,8% SMI Zuerich 9.060,49 -44,53 -0,5% +0,9%DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.52 Uhr Do, 17.54 Uhr EUR/USD 1,1237 0,99% 1,1127 1,1262 EUR/JPY 140,53 0,70% 139,55 140,33 EUR/CHF 1,0478 0,09% 1,0469 1,0529 USD/JPY 125,04 -0,19% 125,27 124,61 GBP/USD 1,5287 0,04% 1,5281 1,5357 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com
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June 08, 2015 12:07 ET (16:07 GMT)
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