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20.06.2023 10:16:40

MÄRKTE EUROPA/Chemieaktien nach Lanxess-Schock wieder Schlusslicht

FRANKFURT (Dow Jones)--Uneinheitlich ist die Tendenz kurz nach dem Handelsstart an den europäischen Börsen am Dienstag. Auf die Stimmung insbesondere im DAX drückt eine Gewinnwarnung von Lanxess, die den Chemiesektor auch in der Breite erfasst.

Der DAX gibt um 0,4 Prozent nach auf 16.143 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt dagegen um 0,1 Prozent ganz leicht zu. Nachdem zum Wochenbeginn schon Sartorius den Gesundheitssektor mit einer Umsatzwarnung belastet hat, ist nun die Chemie betroffen. "Es wirkt ein bisschen, als fällt ein Dominostein nach dem nächsten", sagt ein Händler. Der Markt habe die Dynamik des Abrutschens Deutschlands in die Rezession unterschätzt.

Aktuelle Daten untermauern dies. Der Auftragsbestand in der deutschen Industrie ist im April gefallen und die Erzeugerpreise lagen im Mai nur noch 1 Prozent über dem Vorjahr, während ein Plus von 1,7 Prozent erwartet wurde, verglichen mit noch 4,1 Prozent im April. Dazu tragen zwar niedrigere Energiepreise bei, es deute aber auch auf Nachfrageschwäche hin, heißt es im Handel. Angesichts einer laut Umfragen gefühlten Inflation der Bundesbürger von rund 18 Prozent überrascht deren Konsumzurückhaltung nicht.

Zinsen gesenkt und Staatsbesuch

Dass Chinas Notenbank den Referenzzins für Bankkredite (LPR) an Unternehmen und Haushalte um 10 Basispunkte gesenkt hat, verpufft weitgehend. Darüber wurde bereits seit Tagen spekuliert. Dazu hatten einige Marktteilnehmer wohl auch auf eine stärkere Senkung spekuliert angesichts der an Dynamik verlierenden Erholung in China.

China steht unterdessen auch politisch im Fokus mit den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen. In Berlin treffen sich Bundeskanzler Scholz und Chinas Premier Li. Für die Börsen hat dies abgesehen von den wichtigen Wirtschaftsbeziehungen auch Relevanz vor dem Hintergrund der zunehmenden Kritik an chinesischen Unternehmensbeteiligungen. Zuletzt hat die italienische Regierung beim Reifenhersteller Pirelli (-1%) den Einfluss des chinesischen Staatsunternehmens Sinochem als Großaktionär eingeschränkt.

Lanxess bricht ein - Ausmaß der Gewinnwarnung entsetzt

Lanxess brechen im MDAX um 15 Prozent ein. Insbesondere das Ausmaß der Gewinnwarnung des Spezialchemieunternehmens überrascht negativ. Lanxess erwartet nur noch ein bereinigtes operatives Ergebnis von 600 bis 650 Millionen Euro nach bislang 850 bis 950 Millionen. Das liegt deutlich auch unterhalb der schon gesunkenen Konsenserwartung am Markt.

Im Sog verbilligen sich Covestro um 5,2 und BASF um weitere 2,8 Prozent. Der Stoxx-Subindex Chemie verliert 1,5 Prozent und ist der schwächste in Europa, eine Entwicklung, die bereits am Vortag zu sehen war. Lanxess spricht von schwacher Nachfrage vor allem aus der Bau- und Elektroindustrie und ist auch im Ausblick skeptisch. Für Akzo Nobel geht es um 2,5 Prozent nach unten, für Sika um 1,8 Prozent.

Sanofi gewinnen derweil 2,2 Prozent, nachdem ein Schiedsgericht zugunsten des französischen Pharmaunternehmens gegen Boehringer entschieden hat. Sanofi muss nicht für eventuelle finanzielle Forderungen von Klägern in den USA aufkommen, die wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Medikament Zantac gegen Sodbrennen erhoben wurden.

Software AG fallen um 1,8 Prozent auf 31,66 Euro. Bain Capital hat im Übernahmekampf um das Softwarehaus das Handtuch geworfen und dient seine Aktien Silver Lake an, die 32 Euro je Aktie bietet. Mit der Andienung schwinde die Hoffnung aus dem Markt, dass Silver Lake das Gebot noch einmal anheben könnte, sagt ein Teilnehmer.

Für UBS geht es um 0,7 Prozent nach unten. Der Markt schließt mögliche Strafzahlungen im Zusammenhang mit der Pleite des Vermögensverwalters Archegos Capital nicht aus. Die Credit Suisse, die vergangene Woche formell von der konkurrierenden UBS übernommen wurde, hatte wegen Archegos den größten Handelsverlust in ihrer 167-jährigen Geschichte erlitten.

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.360,35 -0,0% -2,03 +14,9%

Stoxx-50 4.005,68 +0,1% 4,04 +9,7%

DAX 16.143,10 -0,4% -58,10 +15,9%

MDAX 26.864,26 -1,2% -318,82 +7,0%

TecDAX 3.184,16 -0,7% -22,01 +9,0%

SDAX 13.483,12 -0,7% -99,66 +13,1%

FTSE 7.601,22 +0,2% 12,74 +1,8%

CAC 7.315,50 +0,0% 1,45 +13,0%

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:34 Mo, 17:30 % YTD

EUR/USD 1,0939 +0,2% 1,0928 1,0927 +2,2%

EUR/JPY 155,10 +0,0% 155,22 155,00 +10,5%

EUR/CHF 0,9807 +0,2% 0,9795 0,9789 -0,9%

EUR/GBP 0,8547 +0,1% 0,8550 0,8539 -3,4%

USD/JPY 141,77 -0,1% 142,04 141,83 +8,1%

GBP/USD 1,2798 +0,0% 1,2781 1,2797 +5,8%

USD/CNH (Offshore) 7,1773 +0,2% 7,1731 7,1643 +3,6%

Bitcoin

BTC/USD 26.815,74 +0,2% 26.814,88 26.401,12 +61,5%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 71,27 71,78 -0,7% -0,51 -10,7%

Brent/ICE 76,38 76,09 +0,4% +0,29 -8,8%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 36,85 34,90 +5,6% +1,95 -56,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.954,81 1.947,64 +0,4% +7,17 +7,2%

Silber (Spot) 23,96 23,93 +0,2% +0,04 -0,0%

Platin (Spot) 976,55 978,35 -0,2% -1,80 -8,6%

Kupfer-Future 3,87 3,89 -0,6% -0,02 +1,3%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/gos

(END) Dow Jones Newswires

June 20, 2023 04:17 ET (08:17 GMT)

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