16.03.2020 12:55:43

MÄRKTE EUROPA/Börsen weiter im Crashmodus - Dräger haussieren

FRANKFURT (Dow Jones)--Auch am Montagmittag befinden sich die Kurse an Europas Börsen im freien Fall. Die Lage mit dem Virusausbruch verschärft sich weiter, wie die drastischen Maßnahmen in Europa und vor allem der sich in immer mehr Ländern anbahnende Zusammenbruch des öffentlichen Lebens zeigen. Nach Italien hat auch Spanien das Land heruntergefahren. Deutschland hat die Grenzen geschlossen.

Die Notmaßnahmen der Zentralbanken wie der US-Notenbank sorgen eher für zusätzliche Unruhe und erreichen damit das Gegenteil von dem, was sie eigentlich bezwecken sollten. Die Analysten von Goldman Sachs haben derweil ihre US-BIP-Prognose drastisch zusammengestrichen und sehen im ersten Quartal höchstens eine Stagnation nach zuvor 0,7 Prozent Plus real. Der DAX bricht um 8,4 Prozent auf 8.460 Punkte ein, der Euro-Stoxx-50 um 8,7 Prozent auf 2.360 Zähler.

US-Zinssenkung verpufft erneut

Die US-Notenbank hat am Wochenende mit einem beispiellosen Schritt die Zinsen fast auf Null gesenkt und nimmt ihr Bond-Kaufprogramm wieder auf. Auch EZB, Schweizer Notenbank, Bank of England und andere sorgen für Liquidität an den Märkten. Dies wird mehr als "Zeichen der Verzweiflung" gesehen als hilfreich. In Japan fährt die Zentralbank ihre ETF-Käufe hoch. Alle Augen sind nun auf die EZB gerichtet und ob es von ihr weitere Maßnahmen gibt.

Dabei sind sich Marktteilnehmer einig, dass die Notenbanken nicht viel ausrichten können. Der Schock an den Märkten ist angebots- und nachfrageseitig zugleich. Mehr erwartet man daher vom Treffen der Finanzminister der Eurogruppe. Hier könnten eventuell Fiskalpakete beschlossen werden, um die Konjunktur direkt anzukurbeln.

Auch die Industriedaten aus China sind beängstigend und schüren Befürchtungen, das BIP im ersten Quartal könnte schrumpfen. Die Produktion in der Januar-Februar-Periode brach um 13,5 Prozent ein, der Umsatz im Einzelhandel sogar um 20,5 Prozent.

Reise- und Luftfahrtsektor kollabiert nach Tui

Extreme Maßnahmen bei Tui lassen die Aktie um 32,8 Prozent kollabieren. Der Reisekonzern will fast alle Aktivitäten wie Pauschalreisen, Hotels und Kreuzfahrten bis zur Klärung der Viruslage aussetzen. Die Jahresprognose wurde entsprechend komplett gestrichen und keine neue mehr gewagt. Dies entspreche de facto einer Einstellung der Geschäftstätigkeit, heißt es im Handel.

Hiobsbotschaften auch von IAG (minus 23,1 Prozent); die Fluggesellschaft plant massive Kapazitätskürzungen von 75 Prozent. Dies reißt den gesamten Sektor der Luftfahrtfirmen und Flugzeughersteller nach unten. Air France fallen um 14,6 Prozent. Wie IAG will auch Air France die Kapazitäten drastisch reduzieren und sieht ein Streichungspotenzial von 70 bis 90 Prozent bei den Sitzplatzkilometern. Bei Ryanair (minus 17,6 Prozent) sieht es nicht besser aus.

MTU brechen um 13,7 Prozent ein, Rolls-Royce um 17,2 Prozent, Lufthansa 12,1 Prozent, Airbus 16,9 Prozent und Fraport 22,3 Prozent. "Das ist die größte Branchenkrise seit 9/11", sagt ein Händler: "Wer kauft schon neue Flugzeuge, wenn er vorhandenen Kapazitäten zusammenstreicht."

Nach Vorlage von Umsatzzahlen brechen H&M um 10 Prozent ein. "Bis vor dem Virusausbruch sah es noch gut aus", sagt ein Händler: "Aber jetzt geht die Angst um, dass sich der Einbruch, den China verzeichnete, auch in Europa zeigt." Der Absatz in China brach um 24 Prozent im Quartal ein. H&M meldet nun auch in zahlreichen Ländern Europas Geschäftsschließungen.

Konjunktursensible Titel werden verkauft

Die Angst vor einem Rutsch in die Rezession drückt sämtliche konjunkturnahen Aktien. So fallen VW um 8,8 Prozent und Thyssenkrupp 14,6 Prozent. Trotz laut Händlern "sehr ordentlichen" Zahlen verlieren Wacker Neuson 7,3 Prozent.

Aber es gibt auch Gewinner. Dräger haussieren mit Aufschlägen von 46,5 Prozent. Das Medizintechnikunternehmen hatte am Freitagnachmittag von der Bundesregierung einen Großauftrag zur Lieferung von 10.000 Beatmungsgeräten erhalten. Dazu müssen die Produktionskapazitäten in Lübeck nach Unternehmensangaben erheblich ausgeweitet werden. "Wo hört man denn so was noch in diesen Tagen?", kommentiert ein Händler, der mit weiteren Gewinnen rechnet.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 2.360,30 -8,73 -225,72 -36,98

Stoxx-50 2.313,06 -7,31 -182,40 -32,03

DAX 8.459,59 -8,37 -772,49 -36,15

MDAX 18.342,88 -9,45 -1913,60 -35,21

TecDAX 2.164,26 -8,32 -196,28 -28,22

SDAX 8.015,88 -10,30 -920,65 -35,93

FTSE 4.988,29 -7,04 -377,82 -28,85

CAC 3.719,71 -9,68 -398,64 -37,78

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,54 0,01 -0,78

US-Zehnjahresrendite 0,76 -0,22 -1,92

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 9:44 Uhr Fr, 17:38 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1180 +0,17% 1,1208 1,1062 -0,3%

EUR/JPY 118,23 -0,43% 119,13 118,99 -3,0%

EUR/CHF 1,0547 -0,24% 1,0549 1,0565 -2,9%

EUR/GBP 0,9086 +0,98% 0,9064 0,8944 +7,4%

USD/JPY 105,75 -0,59% 106,32 107,55 -2,8%

GBP/USD 1,2305 -0,80% 1,2366 1,2366 -7,1%

USD/CNH (Offshore) 7,0157 +0,08% 7,0100 7,0302 +0,7%

Bitcoin

BTC/USD 4.539,76 -15,18% 4.855,76 5.365,01 -37,0%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 29,23 31,73 -7,9% -2,50 -51,6%

Brent/ICE 30,34 33,85 -10,4% -3,51 -53,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.461,92 1.545,96 -5,4% -84,04 -3,7%

Silber (Spot) 12,05 14,80 -18,6% -2,75 -32,5%

Platin (Spot) 629,50 755,85 -16,7% -126,35 -34,8%

Kupfer-Future 2,38 2,47 -3,6% -0,09 -15,2%

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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 16, 2020 07:55 ET (11:55 GMT)

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