20.07.2017 13:30:47

MÄRKTE EUROPA/Anleger hoffen auf taubenhaften Auftritt Draghis

   Von Manuel Priego Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen notieren am Donnerstagmittag mit leichten Aufschlägen. Die Anleger warten auf die geldpolitische Entscheidung der EZB sowie die anschließende Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi. Die Aufschläge an den Börsen und der Rückgang des Euro auf 1,15 Dollar legen nahe, dass Draghi nach der falkenhaft aufgenommenen Rede auf dem Zentralbankertreffen in Sintra nun auf einen taubenhaften Auftritt setzen wird. Der Dax gewinnt 0,4 Prozent auf 12.504 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,4 Prozent auf 3.513 nach oben.

   "Draghi wird seine Wortwahl mit noch mehr Bedacht auswählen als sonst schon üblich", erwartet Dirk Gojny, Anleihestratege von der Nationalbank. Der EZB-Chef stehe vor einem kommunikativen Drahtseilakt. Einerseits komme er nicht umhin, die Reduzierung des geldpolitischen Stimulus weiter vorzubereiten, so Gojny. Andererseits machten die Reaktionen auf seine Aussagen in Sintra deutlich, dass die Investoren sehr sensibel darauf reagierten, obwohl es "eigentlich" klar sei, dass die EZB bald einen anderen Kurs einschlagen werde.

EZB könnte Forward Guidance zu Anleihekäufen anpassen Der Rat der EZB und Präsident Draghi stehen vor einer schwierigen kommunikativen Aufgabe. Drei Wochen nach Hinweisen Draghis auf eine bevorstehende Normalisierung der Geldpolitik, die an den Finanzmärkten deutliche Spuren hinterlassen hatten, steht das Gremium vor der Frage, ob und wie es weitere Hinweise in diese Richtung geben soll. Die Meinungen der Analysten gehen allerdings auseinander, ob die EZB den Hinweis auf eine mögliche Ausweitung des Wertpapierkaufprogramms streichen wird.

   Ansonsten bestimmt die Fahrt aufnehmende Berichtssaison das Geschehen. Der Softwarekonzern SAP hat nach einem deutlichen Umsatzwachstum im zweiten Quartal seine Umsatzprognosen mit Ausnahme des reinen Cloudgeschäfts angehoben und die Erwartung für das Betriebsergebnis bestätigt. Zugleich wurde ein Aktienrückkauf über bis zu 500 Millionen Euro angekündigt. Die operative Marge ging allerdings stärker als erwartet zurück. Auch der Zuwachs im Cloudgeschäft fiel verhaltener aus als erhofft. SAP verlieren 0,8 Prozent.

   Kräftig unter Druck stehen die Aktien der Fluglinien. Auslöser sei der schwache Ausblick von United Continental in den USA am Vorabend, heißt es im Handel. Die Fluggesellschaft deutete an, dass die Kosten pro Sitzplatz schon wieder steigen könnten. Nach der starken Outperformance des Sektors sei die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen hoch. An den Easyjet-Geschäftszahlen liege das Minus nicht: "Sie konnte ihren Umsatz je Sitzplatz sogar noch steigern.", merkt ein Händler an. Dennoch fallen Easyjet um 4,9 Prozent. Air France-KLM verlieren 4,2 Prozent und die British-Airways-Mutter IAG 2,1 Prozent. Für die Lufthansa-Aktie geht es gleich um 6 Prozent nach unten.

T-Mobile US erhöht Ausblick für 2017 Der Mobilfunkanbieter T-Mobile US hat im zweiten Quartal seinen Wachstumskurs ungebremst fortgesetzt und den Gewinn mehr als verdoppelt. Für das laufende Geschäftsjahr setzt sich die US-Tochter der Deutschen Telekom nun ambitionierte Ziele. So strebt T-Mobile US nun ein Kundenwachstum bei den lukrativen Vertragskunden von netto 3,0 bis 3,6 Millionen an. Das bisherige Ziel hatte auf 2,8 bis 3,5 Millionen gelautet. Das soll sich auch beim Gewinn bemerkbar machen. In der Folge legt die Aktie der Deutschen Telekom um 1 Prozent zu.

   Ein überraschend optimistischer Ausblick von Wärtsilä lässt die Aktie um 5,7 Prozent springen. Der finnische Schiffsausrüster, der unter anderem schwere Schiffsdieselmotoren herstellt, hat den Ausblick für das maritime Geschäft nach oben genommen. Dies wecke übergreifend auch Fantasien für eine konjunkturelle Belebung im globalen Schiffsbau, heißt es im Handel. Im zweiten Quartal sprang der Auftragseingang um 14 Prozent auf 1,363 Milliarden Euro - der Umsatz zog um 8 Prozent an.

   Der Autozulieferer Hella (plus 2,2 Prozent) hat seinen Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr per Ende Mai um 3,7 Prozent auf rund 6,6 Milliarden Euro gesteigert. Insbesondere in der zweiten Geschäftsjahreshälfte habe sich das Umsatzwachstum durch zahlreiche neue Produktionsanläufe wie erwartet stark beschleunigt, heißt es. Hella gewinnen 1,2 Prozent. ADVA brechen nach sehr schwachen Zahlen um 15,3 Prozent ein. Nach Einschätzung aus dem Handel hat das Unternehmen viel Vertrauen bei den Anlegern verspielt.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.513,23 0,37 12,95 6,77 Stoxx-50 3.163,58 0,25 7,79 5,08 DAX 12.504,22 0,42 52,17 8,91 MDAX 24.995,23 -0,08 -18,85 12,65 TecDAX 2.283,51 -0,38 -8,65 26,04 SDAX 11.118,04 -0,48 -53,22 16,79 FTSE 7.481,14 0,68 50,23 4,74 CAC 5.228,51 0,24 12,45 7,53

Bund-Future 161,68 -0,12 -0,69

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.26 Uhr Mi, 17.25 Uhr % YTD EUR/USD 1,1512 -0,05% 1,1517 1,1526 +9,5% EUR/JPY 129,29 +0,10% 129,15 128,72 +5,2% EUR/CHF 1,1026 +0,25% 1,0999 1,0995 +2,9% EUR/GBP 0,8889 +0,51% 0,8844 1,1311 +4,3% USD/JPY 112,31 +0,15% 112,14 111,69 -3,9% GBP/USD 1,2950 -0,55% 1,3022 1,3037 +5,0%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,18 47,12 +0,1% 0,06 -17,1% Brent/ICE 49,73 49,7 +0,1% 0,03 -15,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.237,15 1.240,80 -0,3% -3,65 +7,4% Silber (Spot) 16,20 16,27 -0,4% -0,07 +1,7% Platin (Spot) 916,05 921,00 -0,5% -4,95 +1,4% Kupfer-Future 2,71 2,71 +0,1% +0,00 +7,6% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/cln

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   July 20, 2017 06:59 ET (10:59 GMT)

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