10.02.2016 08:49:53

MÄRKTE EUROPA/Alles wartet auf Fed-Präsidentin Janet Yellen

   Von Herbert Rude

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Finanzmärkte dürften am Mittwoch ganz im Bann der US-Notenbankchefin Janet Yellen stehen. Sie äußert sich am Nachmittag vor dem US-Repräsentantenhaus zur Geldpolitik. Im Vorfeld verändern sich die Märkte kaum: der Euro steht weiterhin an der Marke von 1,13 Dollar und damit nahe seinem Dreieinhalbmonatshoch vom Dienstag. Und auf der Aktienseite wird der Dax erst einmal gut behauptet etwas über 8.900 Punkten erwartet, nachdem er am Dienstag auf den tiefsten Stand seit Oktober 2014 gefallen war. Auch der Euro-Stoxx zieht etwas an.

   Sollte Yellen wie am Markt erhofft von ihren Zinserhöhungsplänen abrücken, könnten sich die Aktienmärkte unter Führung der Wall Street auch nachhaltiger stabilisieren, heißt es im Handel. Bereits im Vorfeld der Rede sei eine Erholung in Europa möglich, denn Händler könnten Positionen verkaufen, mit denen sie bisher auf fallende Kurse gesetzt haben. Allerdings könnte es je nach den Aussagen von Yellen Gegenwind von der Währungsseite geben, falls sich der Dollar weiter abschwäche.

   "Dann ist ein Anstieg Richtung 1,15 Dollar je Euro drin", sagt ein Devisen-Händler. Besonders den DAX mit seinen exportorientierten Werten könnte eine solche Entwicklung bremsen. Zwar versucht auch die Europäische Zentralbank (EZB), den Euro zu schwächen. Angesichts einer Rendite der zweijährigen deutschen Staatsschuldentitel von minus 0,52 Prozent gilt eine weitere geldpolitische Lockerung in der Eurozone im März aber bereits als ausgemachte Sache.

   Andere Marktteilnehmer verweisen am Morgen auch schon wieder auf die anderen Risiken. "Die Sorgen um die Weltwirtschaft, die Ölpreise und im Fall Japans der starke Yen bestimmen heute Morgen das Geschehen", sagt Dirk Gojny von der Essener Nationalbank. Der feste Yen setzte die Kurse in Tokio weiter unter Druck. Auch in Europa könnte er nach wie vor zum Auflösen von Positionen führen, die in Erwartung einer schwächeren japanischen Währung mit billigen Yen-Krediten finanziert worden sind.

   Bei den Einzeltiteln stehen nach wie vor Deutsche Bank im Blickpunkt. Als "eigentlich sehr gut" werten Händler Berichte über Pläne der Deutschen Bank, eigene Anleihen zurückkaufen zu wollen. Wenn der Markt Anleihekurse unter ihren eigentlichen Wert drücke, sei es immer sinnvoll, eigene Schulden billiger zurückzukaufen. Dies entspreche einer günstigeren Refinanzierung. Allerdings sollen davon nach Berichten der Financial Times nur Senior Bonds und nicht die zuletzt im Fokus stehenden CoCo-Bonds betroffen sein.

   Gut kommen am Markt die Zahlen von Telekom Austria an. "Der operative Gewinn liegt um 13 Prozent über der Konsensprognose, das sollte für etwas Erleichterung sorgen", sagt ein Händler. Der Umsatz liege ebenfalls leicht über der Konsensschätzung. Das sollte dem Kurs helfen, so der Marktteilnehmer weiter.

   Als "sehr ordentlich" werden auch die Zahlen der Getränkehersteller Carlsberg und Heineken im Handel bezeichnet. Der Umsatz fiel bei beiden Unternehmen besser als von Analysten erwartet aus. Als "stark" wird bei Carlsberg der überraschende Sprung in die Gewinnzone im vierten Quartal hervorgehoben. Aufgrund hoher Abschreibungen hatten Analysten mit einem Verlustquartal gerechnet. Bei Heineken liegt die Dividende mit 1,30 Euro leicht über der Erwartung von 1,27 Euro.

   Sorgen mache allerdings der Ausblick von Heineken, der Konzern spricht von einem zunehmend herausfordernden Geschäft. Und Carlsberg will die Strategie überprüfen, Details dazu aber erst Mitte März bekanntgeben.

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