11.02.2022 13:12:41

MÄRKTE EUROPA/Aktien vom Tief erholt - Mercedes Benz "Margenstark"

FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Berg- und Talfahrt haben die europäischen Aktienmärkte am Freitagmittag bereits hinter sich. Von seinem Tagestief bei 15.309 Punkten hat der DAX sich erholt und notiert aktuell 0,4 Prozent tiefer bei 15.429 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es dagegen um 1,1 Prozent auf 4.151 Punkte nach unten. Für etwas Entspannung sorgt, dass sich die Anleihen nach dem Ausverkauf am Vortag stabilisieren, im Gegenzug fällt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 0,26 Prozent. Von der Zinsdifferenz profitiert der Dollar, der Euro notiert in Folge wieder unter 1,14 Dollar.

Während der Anleihemarkt mit den ultralockeren Geldpolitik für eine lange Zeit als "bonds are boring" tituliert wurde, ist mit der nun startenden restriktiveren Gangart der Notenbanken Schwung in den Anleihehandel gekommen. Das mag der Aktienmarkt nicht, da ein zu schnelles Anheben der Leitzinsen - vor allem in den USA - das dortige Wirtschaftswachstum stark abbremsen könnte.

Zinserhöhungsspekulationen überschlagen sich in den USA

Für Aufsehen sorgten in der Folge der sprunghaft gestiegenen US-Inflation die Aussagen des Vorsitzenden der St. Louis-Fed Bullard (stimmberechtigt), dass er nun bis Anfang Juli eine Anhebung der Leitzinsen um 100 Basispunkte für angemessen hält. Als unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich wird im Handel die Möglichkeit eingeschätzt, dass die US-Notenbank sogar bereits vor ihrer März-Sitzung die Leitzinsen anheben könnte. Wie die Deutsche Bank anmerkt, wird eine Erhöhung bis Ende Februar an den Märkten nun mit einer "sehr geringen Wahrscheinlichkeit" eingepreist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen im März gleich um 50 Basispunkte anhebt, liege nun bei 80 Prozent. Die Deutsche Bank selbst rechnet mit einem Zinsschritt von 50 Basispunkten im März sowie fünf weiteren Schritten von jeweils 25 Basispunkten 2022 - insgesamt also 175 Basispunkte im laufenden Jahr.

"Die Zinswende ist aktuell Risikofaktor Nummer eins für die Aktienmärkte. Aus dieser Welle kann ganz schnell ein Tsunami werden", warnt man beim Portfolioverwalter QC Partners. Während EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf Beschwichtigungskurs sei, stelle Bullards Forderung alle bisherigen in den Schatten. Für den Aktienmarkt habe dies "Sprengkraft": Denn steigende Zinsen erhöhen die Finanzierungskosten und drücken so auf die Gewinne. Zudem sinken die Aktienbewertungen und drittens werden Anleihen wieder zu einer Alternative zu Aktien.

Mercedes Benz fährt hohe Marge ein

Auch zum Wochenschluss macht die Berichtssaison keine Pause. Zahlen gab es vor allem aus dem Automobilsektor. Aus dem DAX hat Mercedes-Benz Group gute Geschäftszahlen vorgelegt, die Titel legen um 6,4 Prozent zu. Hohe Preise für Neu- und Gebrauchtwagen haben den Stuttgartern im Schlussquartal 2021 einen überraschend hohen Gewinn beschert. Der Premiumautohersteller erzielte bei Cars & Vans mit 15 Prozent eine außergewöhnlich hohe bereinigte Gewinnmarge.

BMW drehen nach dem erfolgreichen Abschluss der Brilliance-Transaktion 2,3 Prozent ins Plus. BMW übernimmt die Mehrheit am chinesischen Joint Venture BMW Brilliance Automotive (BBA) und erzielt dadurch einen Sondergewinn in Milliardenhöhe. Die chinesischen Behörden haben für die Übernahme der Mehrheit die nötige Genehmigung erhalten. Die Nachricht wird offenbar von den Anlegern mit Erleichterung zur Kenntnis genommen.

Als schwächer werden die die Geschäftszahlen von Volvo bezeichnet. Hier belasten weiter die Folgen der weltweiten Lieferengpässe. Die Aktien fallen 3,7 Prozent. Trotz etwas besserer Zahlen und des starken Free Cashflows verlieren Saab 3,7 Prozent. Belastend dürfte der Ausblick wirken. Bei der Börse Euronext wurden besser als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen vorgelegt. Analysten wie von der Citigroup kritisieren aber auch die gleichzeitig gestiegenen Kosten. Hier geht es um 4,3 Prozent abwärts.

Nach guten vorläufigen Zahlen gewinnen Rheinmetall 0,6 Prozent. Das operative Ergebnis für das abgelaufene Jahr ist mit 595 Millionen Euro über der Marktschätzung von 570 Millionen ausgefallen. Hierzu beigetragen hat eine günstige Entwicklung im Schlussquartal. Dieses wurde mit einer operativen Marge von 16,4 Prozent abgeschlossen und damit klar besser als der Marktkonsens von 14,5 Prozent. Die erneut verbesserte Profitabilität sei im Wesentlichen auf ein striktes Kostenmanagement und einen vorteilhaften Produktmix zurückzuführen.

Delivery Hero im feien Fall

Nachdem die Aktie von Delivery Hero am Vortag bereits rund ein Drittel an Wert einbüßte, fallen sie am Freitag um weitere 5,3 Prozent auf 44,04 Euro. Zum Jahresstart hatten sie noch über der 100-Euro-Marke notiert. Analysten ihre Einstufungen und Kursziele teils massiv nach unten, und befinden sich damit, wie man an der Börse sagt, behind the curve. So wird im Handel auf die Analysten der Bank of America verwiesen, die das Votum zwar nur um eine Stufe auf "Neutral" nach "Buy" gesenkt haben, das Kursziel mit nun 56 nach 150 Euro aber nahezu gedrittelt haben sollen.

Bryan Garnier senkt Delivery Hero auf "Neutral" nach "Buy", dass Ziel senken sie auf 100 nach 160 Euro zuvor, was mehr als einen Verdoppelung des aktuellen Kurses bedeute, und damit an der Börse ein klarer Kauf wäre. Die Analysten von Bryan Garnier sehen bei Delivery Hero nun die Zeit für eine Pause vom Investment als gekommen an. Die Analysten haben ernsthafte Zweifel hinsichtlich der Sichtbarkeit und der Dynamik des Weges, an dessen Ende schwarze Zahlen stehen. Trotz der trüben Aussichten für 2022 hält die Bank ein Erreichen der Gewinnschwelle im nächsten Jahr für machbar. Das gesenkte Anlagevotum erfolge, obwohl die Bewertung niedrig und das Kurspotenzial hoch sei. Doch bis zum Jahresende dürfte die Aktie "totes Geld" sein.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.150,57 -1,1% -46,50 -3,4%

Stoxx-50 3.751,19 -0,8% -30,68 -1,8%

DAX 15.429,44 -0,4% -61,00 -2,9%

MDAX 33.358,07 -0,5% -169,31 -5,0%

TecDAX 3.346,95 -1,1% -36,30 -14,6%

SDAX 15.019,26 -1,0% -147,66 -8,5%

FTSE 7.613,12 -0,8% -59,28 +3,9%

CAC 7.012,44 -1,3% -89,11 -2,0%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,26 -0,02 +0,44

US-Zehnjahresrendite 2,01 -0,02 +0,50

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:20 Uhr Do, 17:06 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1395 -0,1% 1,1378 1,1473 +0,2%

EUR/JPY 132,16 -0,2% 132,04 132,96 +1,0%

EUR/CHF 1,0565 +0,0% 1,0563 1,0600 +1,8%

EUR/GBP 0,8399 -0,2% 0,8407 0,8424 -0,0%

USD/JPY 116,00 -0,1% 116,05 115,90 +0,8%

GBP/USD 1,3566 +0,1% 1,3521 1,3620 +0,3%

USD/CNH (Offshore) 6,3600 -0,0% 6,3657 6,3555 +0,1%

Bitcoin

BTC/USD 43.373,83 -1,5% 43.256,20 45.113,85 -6,2%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 90,85 89,88 +1,1% 0,97 +21,3%

Brent/ICE 92,18 91,41 +0,8% 0,77 +18,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.827,01 1.827,08 -0,0% -0,08 -0,1%

Silber (Spot) 22,96 23,20 -1,0% -0,24 -1,5%

Platin (Spot) 1.032,00 1.029,32 +0,3% +2,68 +6,3%

Kupfer-Future 4,57 4,66 -2,0% -0,09 +2,3%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/ros

(END) Dow Jones Newswires

February 11, 2022 07:13 ET (12:13 GMT)

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