15.08.2018 18:06:43

MÄRKTE EUROPA/Abverkauf - Anleger fürchten Ausweitung der Krise

Von Manuel Priego-Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind am Mittwoch massiv abverkauft worden. Weder die Erholung der Lira noch besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten halfen. Im Handel wurde darauf verwiesen, dass die Türkei-Krise nur einer von mehreren Belastungsfaktoren ist. Sorgen machen sich die Anleger wegen des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Am 23. August treten neue US-Strafzölle auf chinesische Importe von 16 Milliarden Dollar in Kraft. China hat bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Anleger fürchten Wachstumseinbußen und eine Ausweitung der Türkei-Krise in andere Schwellenländer.

Der DAX verlor 1,6 Prozent auf 12.163 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es um 1,5 Prozent auf 3.359 Punkte nach unten. An der Börse in Istanbul brachen die Kurse um 3,4 Prozent ein. Und das, obgleich die Lira gegen den Dollar um 5,5 Prozent zulegte. Die türkischen Behörden versuchen weiter die Lira durch eine künstliche Devisenverknappung zu stützen. Die Bankaufsichtsbehörde BDDK hat zu diesem Zwecke die Möglichkeiten von Banken bei Devisen-Swap-Geschäften weiter eingeschränkt. Solche und "swap-ähnliche" Geschäfte dürfen künftig nur noch ein Volumen von 25 Prozent des Eigenkapitals einer Bank haben.

Nur technische Erholung der Lira befürchtet

Erst Anfang der Woche war eine Obergrenze von 50 Prozent eingeführt worden. Analysten sprachen von ersten Schritten in Richtung von Kapitalverkehrskontrollen. Marktteilnehmer befürchten indes, dass es sich bei der Lira-Erholung um kaum mehr als eine technische Gegenbewegung handelt. Die bislang beschlossenen Maßnahmen der türkischen Notenbank, deren Unabhängigkeit angezweifelt wird, dürften für eine nachhaltige Lira-Stabilisierung nicht ausreichen. Insbesondere hat die Zentralbank bislang nicht, wie von Analysten gefordert, die Zinsen erhöht.

Rohstoffwerte führten die Verliererliste in Europa mit 4,2 Prozent mit weitem Abstand an. Der Sektor wird gleich von mehreren Seiten in die Mangel genommen. Zum einen befürchten die Anleger, dass der Handelskonflikt zwischen den USA und dem Rest der Welt das Wirtschaftswachstum und damit die Nachfrage nach Rohstoffen belastet. Diese Sorge wird untermauert durch eine Reihe zuletzt schwächerer Wirtschaftsdaten aus China.

Kupferpreis bricht ein

Zum anderen werden Rohstoffe in Dollar fakturiert, die Stärke der US-Währung drückt mithin auf die Rohstoffpreise. Der Kupferpreis, der als guter Vorlauf-Indikator für die Weltwirtschaft gilt, gab am Mittwoch um 3,3 Prozent nach. Seit Jahresbeginn hat das Metall mehr als 20 Prozent an Wert verloren. BHP Billiton verloren 5,2 Prozent, Anglo American gaben gleich 6,2 Prozent nach, während es für Rio Tinto um 3,3 Prozent nach unten ging.

Glaxosmithkline lagen mit neuen Studienergebnissen dagegen fest im Markt. Der Kurs gewann 1,9 Prozent. Laut Glaxo hat nun auch die so genannte Atlas-Studie Erfolge in der Behandlung der Immunschwächekrankheit HIV mit Kombinationspräparaten gezeigt. Bereits zuvor hatte die Gemini-Studie ähnliche Erfolge ausgewiesen. Shore Capital sprach von einer attraktiven Medikamenten-Pipeline bei Glaxo.

Leoni brachen nach Zahlen um 12,7 Prozent ein. Das EBIT ist laut der UBS 6 Prozent hinter den Konsenserwartungen zurückgeblieben. Die Umsätze lagen - vorwiegend wechselkursbedingt - 1 Prozent unter den Prognosen. Auch sei der Cashflow vor allem aufgrund des Nettoumlaufvermögens negativ und damit schwach. Positiv hoben die Analysten indes das starke organische Wachstum von 8,8 Prozent hervor. Der Auftragseingang der Sparte Wiring Systems sei zwar zurückgegangen, doch würden im zweiten Halbjahr hohe Neuaufträge erwartet.

Tele Columbus werden abverkauft

Die Talfahrt bei Tele Columbus (minus 19,7 Prozent) ging weiter. "Der Markt bleibt vorsichtig", sagte ein Händler. Er warte auf die Zahlen, die nun spätestens Anfang September vorgelegt werden sollen. Das Unternehmen gelte als hoch verschuldet. Ohne besonderen Nachrichten brachen 1&1 Drillisch um 7,5 Prozent ein. Das Unternehmen hat unlängst Geschäftszahlen vorgelegt, die als weitgehend im Rahmen der Erwartungen beschrieben wurden. Allerdings stieß die reduzierte Kundenprognose auf ein negatives Echo.

Nach Veröffentlichung von Zahlen brachen Stratec um 13,1 Prozent ein. Belastend wirkte hier der Margenschwund im Ergebnis, die adjustierte EBIT-Marge fiel im ersten Halbjahr auf 9,8 Prozent nach 12,7 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Beim Umsatz für das laufende Jahr wird das Unternehmen zudem vorsichtiger. Oddo senkte die Aktie nach den Zahlen auf "Reduce". Diese seien unter den Erwartungen geblieben, und der Ausblick lege ein schwächeres zweites Halbjahr nahe als bislang erwartet.

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. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Europa Euro-Stoxx-50 3.359,08 -50,36 -1,5% -4,1%

. Stoxx-50 3.051,88 -41,18 -1,3% -4,0%

. Stoxx-600 379,70 -5,22 -1,4% -2,4%

Frankfurt XETRA-DAX 12.163,01 -195,86 -1,6% -5,8%

London FTSE-100 London 7.497,87 -113,77 -1,5% -0,3%

Paris CAC-40 Paris 5.305,22 -98,18 -1,8% -0,1%

Amsterdam AEX Amsterdam 552,70 -8,78 -1,6% +1,5%

Brüssel BEL-20 Bruessel 3.759,82 -50,57 -1,3% -5,5%

Budapest BUX Budapest 35.826,14 -180,06 -0,5% -9,0%

Helsinki OMXH-25 Helsinki 4.136,24 -72,73 -1,7% +5,6%

Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 111.448,95 -3760,89 -3,3% -21,0%

Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 993,74 -12,90 -1,3% -3,0%

Lissabon PSI 20 Lissabon 5.504,50 -87,45 -1,6% +0,5%

Madrid IBEX-35 Madrid 9.386,80 -120,20 -1,3% -6,5%

Moskau RTS Moskau 1.051,82 -29,68 -2,7% -8,9%

Oslo OBX Oslo 816,78 -12,74 -1,5% +10,0%

Prag PX Prag 1.068,45 +1,19 +0,1% -0,9%

Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.593,59 -14,97 -0,9% +1,1%

Zürich SMI Zuerich 8.926,23 -83,96 -0,9% -4,9%

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7.55 Uhr Di, 17.29 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1330 -0,13% 1,1328 1,1359 -5,7%

EUR/JPY 125,36 -0,66% 126,05 125,91 -7,3%

EUR/CHF 1,1266 -0,09% 1,1287 1,1275 -3,8%

EUR/GBP 0,8933 +0,17% 0,8915 0,8914 +0,5%

USD/JPY 110,64 -0,52% 111,27 110,86 -1,8%

GBP/USD 1,2683 -0,31% 1,2706 1,2744 -6,1%

Bitcoin

BTC/USD 6.473,13 +5,6% 6.335,29 6.051,67 -52,6%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,65 -0,65 -0,04

Deutschland 10 Jahre 0,30 0,33 -0,13

USA 2 Jahre 2,60 2,64 0,70

USA 10 Jahre 2,85 2,90 0,44

Japan 2 Jahre -0,12 -0,12 0,02

Japan 10 Jahre 0,09 0,10 0,04

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 64,83 67,04 -3,3% -2,21 +9,8%

Brent/ICE 70,58 72,46 -2,6% -1,88 +10,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.176,48 1.194,10 -1,5% -17,62 -9,7%

Silber (Spot) 14,45 15,06 -4,0% -0,61 -14,7%

Platin (Spot) 765,10 803,00 -4,7% -37,90 -17,7%

Kupfer-Future 2,57 2,68 -4,3% -0,11 -23,1%

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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/ros

(END) Dow Jones Newswires

August 15, 2018 12:07 ET (16:07 GMT)

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STRATEC SE 28,80 3,04% STRATEC SE
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