20.11.2022 14:33:39

London: Russland stellt sich auf unsichereres Finanz-Umfeld ein

LONDON (dpa-AFX) - Russland hat sich nach Einschätzung britischer Militärexperten mit dem Anzapfen des Anleihemarktes in großem Stil auf ein unsichereres finanzpolitisches Umfeld vorbereitet. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums in London am Samstag hervor.

Am Mittwoch habe Russland seine bislang größte Anleiheemission an einem Tag durchgeführt und 820 Milliarden Rubel (rund 13 Mrd. Euro) aufgenommen, heißt es in der Mitteilung aus London. "Dies ist für Russland wichtig, da die Emission von Schuldtiteln ein wichtiger Mechanismus zur Aufrechterhaltung der Verteidigungsausgaben ist, die seit der Invasion in der Ukraine erheblich gestiegen sind."

Russlands Verteidigungsausgaben für 2023 belaufen sich nach Angaben der britischen Militärexperten auf rund fünf Billionen Rubel (rund 79,4 Mrd. Euro) und liegen damit um mehr als 40 Prozent über dem 2021 angekündigten Haushalt für 2023.

Mit der Kreditaufnahme über Staatsanleihen werden Haushaltslöcher gestopft. Die russische Regierung hatte Anfang September den Verkauf von Rubel-Anleihen angekündigt und erklärt, ihre Pläne für weitere Auktionen bekanntgeben zu wollen. Wegen der umfangreichen Sanktionen ist Russland weitgehend vom westlich dominierten internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten.

"In Zeiten der Ungewissheit ist die Emission von Schuldtiteln teuer", heißt es in dem britischen Tweet. Der Umfang der russischen Auktion deute darauf hin, dass das Finanzministerium die derzeitigen Bedingungen als relativ günstig ansehe, aber für 2023 mit einem zunehmend unsicheren finanzpolitischen Umfeld rechne.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

/wbj/DP/he

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