10.05.2017 11:17:48
|
Linde-Chef wirbt vor Aktionären für Fusion mit Praxair
Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Im Streit um die Fusion der Industriegasekonzerne Linde und Praxair hat Linde-Vorstandschef Aldo Belloni bei den Aktionären für das 60 Milliarden Euro schwere Projekt geworben. Belloni sagte auf der Hauptversammlung in München, "diese Fusion würde Wert schaffen", insbesondere für die Aktionäre. "Das gemeinsame Unternehmen hätte hervorragende Positionen in allen Schlüsselregionen und Endmärkten."
Die Linde-Führung muss sich auf kritische Fragen der Anleger gefasst machen. Dabei geht es wie im Fall Bayer-Monsanto weniger um Bedenken gegen die industrielle Logik der Fusion als vielmehr das Prozedere. Aus Sicht der Aktionärsvereinigung Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist die geplante Konstruktion einer börsennotierten Holding - mutmaßlich in Irland - mit Doppelnotierung in Frankfurt und New York ein derart weitreichender Eingriff, dass die Hauptversammlung darüber abstimmen muss.
Einen entsprechenden Antrag auf Erweiterung der Tagesordnung hat Linde allerdings schon im Vorfeld abgelehnt. Es gebe keine Rechtsgrundlage dafür, hieß es zur Begründung. Belloni widersprach in seiner Rede der Einschätzung, Linde beschneide Aktionärsrechte, wenn die Hauptversammlung nicht über den Zusammenschluss entscheiden dürfe. Jeder Aktionär entscheide eigenständig, ob er das Umtauschangebot annehmen und seine Linde-Aktien in Anteile an der neuen Holding tausche.
Weil eine qualifizierte Mehrheit auf Seiten von Linde nötig sei, damit die Fusion zustande komme, sei gesichert, dass "sie von der weit überwiegenden Mehrheit der Linde-Aktionäre mitgetragen wird", sagte Belloni. Die DSW beharrt jedoch auf ihrer Forderung. Vizepräsidentin Daniela Bergdolt will notfalls klagen, wenn Linde ein Votum der Eigentümer verweigert, wie sie schon im Vorfeld deutlich machte.
Konkret läuft diese Forderung darauf hinaus, dass Linde eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen müsste, wenn die konkrete Fusionsvereinbarung vorliegt. Wegen komplizierter juristischer Details verzögerten sich die Verhandlungen. Belloni sagte, er erwarte, die Vereinbarung in den nächsten Wochen abschließen zu können. Dann würden die Aktionäre über die Details informiert.
Auch unter den Beschäftigten des Konzerns ist die Fusion umstritten. Im Linde-Aufsichtsrat droht deshalb eine Pattsituation. Der langjährige Linde-Chef Wolfgang Reitzle wird als Vorsitzender des Gremiums möglicherweise sein Doppelstimmrecht ausüben müssen, um die Zustimmung zu erreichen. "Natürlich wäre es mir lieber, die Zweitstimme vermeiden zu können", hatte Reitzle vergangene Woche erklärt, nachdem 2.500 Beschäftigte an 30 Standorten gegen die Fusionspläne demonstriert hatten. Linde-Mitarbeiter bekämen "eine Beschäftigungssicherung für fünf Jahre", versprach Reitzle.
Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com
DJG/rio/mgo
(END) Dow Jones Newswires
May 10, 2017 04:47 ET (08:47 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.- - 04 47 AM EDT 05-10-17
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Praxair Inc.mehr Nachrichten
Keine Nachrichten verfügbar. |