16.08.2016 16:26:47

Linde bestätigt möglichen Zusammenschluss mit Praxair

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der Gasekonzern Linde verhandelt mit dem US-Wettbewerber Praxair über einen möglichen Zusammenschluss. Entsprechende vorläufige Gespräche bestätigte der DAX-Konzern am Dienstnagnachmittag, nachdem zuvor informierte Personen über eine mögliche Transaktion berichtet hatten. Sollte eine Fusion der beiden zustande kommen, stiege der fusionierte Konzern zum Branchenprimus auf. Die französische Air Liquide wäre dann wieder entthront.

   Linde betonte, die Gespräche liefen noch und hätten noch zu keinen konkreten Ergebnissen oder Vereinbarungen geführt. Entsprechend sei derzeit noch nicht abzusehen, ob es eine Transaktion geben werde. Sollten die Gespräche erfolgreich fortgesetzt werden, werde Linde den Kapitalmarkt und die Öffentlichkeit entsprechend den rechtlichen Anforderungen informieren.

   Linde und Praxair sind derzeit an der Börse jeweils rund 30 Milliarden US-Dollar wert. Ein Zusammenschluss aus Linde und Praxair wäre in diesem Jahr dann mit einem Wert von rund 60 Milliarden Dollar eine der größten Transaktionen.

   Bei Investoren kommt der potenzielle Megadeal gut an: Linde gewinnen am Dienstagnachmittag 9,6 Prozent auf 152,70 Euro.

Air Liquide hat Linde an der Spitze verdrängt Die französische Air Liquide hat Linde mit der Übernahme des US-Wettbewerbers Airgas im Frühjahr an der Branchenspitze verdrängt. Airgas ist einer der größten Lieferanten von Industrie-, Medizin- und Spezialgasen in den USA und einer der größten Hersteller atmosphärischer Gase wie Sauerstoff, Stickstoff und Argon. Die Franzosen hatten für Airgas tief in die Tasche gegriffen und rund 10 Milliarden Dollar bezahlt. Mit der Übernahme haben die Franzosen nicht nur ihr US-Geschäft deutlich ausgebaut, sondern sind gemessen am Jahresumsatz von mehr als 23 Milliarden Dollar Umsatz wieder zum größten Industriegasehersteller der Welt geworden.

   Die deutsche Linde, die Industriegase und Gase für den medizinischen Gebrauch herstellt, war durch die Übernahme des britischen Rivalen BOC im Jahr 2006 für 14 Milliarden Dollar Branchenprimus geworden. Sollte sich Linde nun mit Praxair zusammenschließen, dann käme das kombinierte Unternehmen auf einen Jahresumsatz von mehr als 30 Milliarden Dollar vor Desinvestitionen.

   Aber angesichts der Airgas-Übernahme durch die Franzosen fragen sich einige Beobachter, ob die Kartellbehörden mit Linde und Praxair einen weiteren Großdeal erlauben würden. Schon jetzt gibt es neben Air Liquide und Linde nur noch wenige Gaseunternehmen.

   Nach Einschätzung der DZ Bank dürfte es kein Störfeuer der US-Wettbewerbsbehörde geben, weil die beiden Gase-Unternehmen unterschiedliche Bereiche in den USA abdeckten. Fraglich sei für sie dagegen ein "Ja" aus Brüssel, da es nach einem Zusammenschluss der beiden Unternehmen nur noch drei Industriegase-Anbieter gäbe.

Praxair gehörte einst zu Linde Praxair war einst Teil des Linde-Konzerns. Gegründet wurde das Unternehmen als US-Geschäft von Linde im Jahr 1907 unter dem Namen Linde Air Products. Das Geschäft hat sich so rasend entwickelt, dass bis zum Ersten Weltkrieg das Unternehmen größer als die deutsche Muttergesellschaft war. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde die Linde Air Products von dem Konzern Union Carbide Corp gekauft. Das Unternehmen wurde abgespalten und in Praxair umbenannt. Union Carbide gehört nun zum Branchenriesen Dow Chemical.

   Praxair ist seit 1992 ein unabhängiges börsennotiertes Unternehmen. Als das erste Unternehmen in den Vereinigten Staaten hat Praxair mit Hilfe des kryogenen Prozesses den Sauerstoff aus der Luft separiert und sieht sich selbst als ein Wegbereiter auf dem Gebiet der technischen Gase. Praxair ist nach eigenen Angaben der größte Industriegase Anbieter in Nord- und Südamerika. Das Unternehmen produziert und verkauft atmosphärische Gase, Prozess- und Spezialgase sowie Hochtechnologie-Beschichtungen. In der ersten Jahreshälfte sank der Umsatz von Praxair mit Sitz in Danbury im US-Bundesstaat Connecticut um 6 Prozent auf 5,17 Milliarden Dollar.

   Der niedrige Ölpreis, Überkapazitäten und als Folge davon die Investitionszurückhaltung der Kunden im Anlagenbau machen auch Linde derzeit zu schaffen. Im ersten Halbjahr sind Umsatz und operatives Ergebnis (EBITDA) zurückgegangen. Weil die wirtschaftliche Entwicklung schwierig bleibt, treibt Linde seine Sparmaßnahmen voran. In den ersten sechs Monaten sanken die Erlöse bei Linde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent auf 8,56 Milliarden Euro. Das Gros davon ist jedoch auf negative Wechselkurseffekte zurückzuführen: Bereinigt um die Veränderungen bei den Wechselkursen lagen die Erlöse nur um 1,6 Prozent unter Vorjahr. Das operative Ergebnis (EBITDA) gab um gut 4 Prozent nach auf gut 2 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Linde mit 632 Millionen Euro gut 9 Prozent mehr als im Vorjahr.

   (Michael Denzin, Eyk Henning und Dana Mattioli haben zu dem Artikel beigetragen)

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   August 16, 2016 09:55 ET (13:55 GMT)

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