18.09.2013 20:47:58
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Lausitzer Rundschau: Stiefkind der Politik Zur Notwendigkeit einer umfassenden Pflegereform
Cottbus (ots) - Die Pflege ist zum Stiefkind der Politik geworden.
Auch wenn die noch amtierende Bundesregierung gern das Gegenteil
behauptet. Sicher, an propagandistischen Aktivitäten hat es ihr nicht
gefehlt. Der vormalige FDP-Gesundheitsminister Philipp Rösler rief
das Jahr 2011 gar zum "Jahr der Pflege" aus. Nur auf eine Reform, die
jahrelang hält, wartet die Nation immer noch vergebens. Dabei liegen
die Fakten längst auf dem Tisch: 2030 wird es in Deutschland etwa 3,3
Millionen Pflegebedürftige geben. Jährlich erkranken allein 200 000
Menschen an Demenz. Für sie hat Rösler-Nachfolger Daniel Bahr zwar
ein paar bescheidene Verbesserungen ins Gesetzblatt gebracht. Doch im
Kern zielt die gesetzliche Pflegeversicherung nach wie vor auf
körperliche Beeinträchtigungen anstatt auf geistige Erkrankungen.
Auch dafür gibt es längst kluge Modelle, welche die bisherigen
Pflegestufen durch Bedarfsgrade ersetzen, die sich am Umfang der
persönlichen Selbstständigkeit orientieren. Aber Bahr ließ dieses
schon in Zeiten der Großen Koalition entwickelte Konzept lieber noch
einmal von einer Expertenkommission aufwärmen, anstatt überfällige
Entscheidungen zu treffen. Der Grund ist simpel: Ein umfassender
Pflegebegriff verursacht deutlich höhere Kosten, die sich Bahr nicht
traute, selbst zu benennen. Vor diesem Hintergrund muss auch die
aktuelle Studie der privaten Pflegeanbieter gesehen werden. Macht sie
doch die Notwendigkeit eines Ausbaus der stationären Betreuung
deutlich. Dabei genießt das Pflegeheim keinen guten Ruf. Und den
etablierten Parteien, nicht nur der FDP, kommt das sogar entgegen. In
ihren Programmen steht viel über die schöne Zukunft von Alten-WGs
oder betreutem Wohnen geschrieben. Wohl wissend, dass sie damit auch
die Seelenlage der Bürger treffen - und Kosten sparen. Denn die
Versorgung daheim kommt den Staat natürlich billiger als eine
stationäre Pflege. Angesichts der demografischen Entwicklung ist es
jedoch problematisch, die Heimbetreuung zu vernachlässigen.
Bekanntlich herrscht zunehmend Fachkräftemangel, sollen Frauen
deshalb stärker am Berufsleben teilnehmen. Doch wie das zur politisch
gleichzeitig erwünschten Betreuung Pflegebedürftiger durch ihre
Angehörigen passt, will sich nicht erschließen. Kurzum, es macht
keinen Sinn, die verschiedenen Pflegeformen gegeneinander
auszuspielen. Die Stärkung der ambulanten Betreuung ist genauso
richtig und wichtig wie die der stationären Versorgung. Beides
zusammen wird noch mehr Geld kosten. Doch das ist der Preis, um den
eine Gesellschaft auch in Würde altern kann. Die nächste
Bundesregierung, egal welcher Couleur, muss hier endlich Klartext
sprechen - und vor allem handeln.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
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